Jenny Saft war Managerin bei diversen Fintechs, ihr Co-Founder Tobias Kaufhold kommt aus der Strategieberatung.
Jenny Saft war Managerin bei diversen Fintechs, ihr Co-Founder Tobias Kaufhold kommt aus der Strategieberatung.
Apryl

Das Berliner Fruchtbarkeits-Startup Oviavo wagt einen Neustart. Und hat sich in dem Zuge nicht nur in Apryl umbenannt, sondern auch ein Investment abgeschlossen. Mehr als vier Millionen Euro haben Investoren in das zweieinhalb Jahre alte Startup gesteckt. Angeführt hat die Seed-Runde der Pariser Frühphaseninvestor Breega. Altgesellschafter Atlantic Labs gab ebenfalls Geld, genauso wie weitere kleine VCs aus Europa.

„Wir waren damals zu früh für den Markt“

Das Gründerduo Jenny Saft und Tobias Kaufhold startete Ende 2019 mit der Idee, Frauen beim Thema Social Freezing zu beraten. Frauen hätten heutzutage später einen Kinderwunsch als noch in der Generation zuvor, sagte Saft im Herbst 2020 im Gründerszene-Podcast „So geht Startup“. Ab 35 Jahren nehme die Zahl der Eizellen jedoch rapide ab. Um die Chance auf eine späte Mutterschaft zu erhöhen, hat die Gründerin nach eigenen Angaben selbst mit 31 Jahren ihre Eizellen einfrieren lassen. So sei ihr auch die Idee für ihr Startup gekommen.

Anfangs vermittelten Saft und Kaufhold über ihre Plattform Kliniken, die Eizellen einfrieren und auf Wunsch anschließend künstlich befruchten. Mit ihrem Angebot richteten sie sich an interessierte Endkundinnen, ein klassisches B2C-Geschäft. „Wir waren damals aber noch zu früh für den Markt und die Behandlung war für viele privat zu teuer“, sagt Saft rückblickend zu Gründerszene. Sie habe beispielsweise 7.500 Euro allein für die Behandlung und die Lagerung ihrer Eizellen bezahlt. Die Kosten für eine künstliche Befruchtung kämen da nochmal obendrauf, sollte man sich für diesen Schritt entscheiden. Das könne und wolle sich kaum eine Frau leisten, so die Gründerin.

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Also folgte im vorigen Jahr der Pivot, das Startup orientierte sich um in Richtung B2B. Oviavo, das jetzt Apryl heißt, führte erste Tests mit Firmenkunden durch und ließ das Geschäft mit Privatkundinnen auslaufen. Das Startup stellt nun Unternehmen eine Plattform zur Verfügung, über die es deren Mitarbeitende berät – sowohl zum Einfrieden von Eizellen und Spermien, als auch generell zum Thema Kinderwunsch. Apryl empfiehlt Kliniken und kümmert sich anschließend auch darum, dass die Patientinnen und Patienten die versprochenen Zuschüsse vom Arbeitgeber bekommen. Diese stellen im Rahmen ihrer Mitarbeiterbenefit-Programme in der Regel ein jährliches Budget bereit. Apryl empfiehlt seinen Kunden, mit mindestens 5.000 Euro pro Mitarbeiter zu planen, um einen Mehrwert zu schaffen.

Die Kunden sind frühphasige Startups und US-Techkonzerne

Wie viele Unternehmen das Berliner Startup aktuell seinen Kunden zählt, das verrät die Gründerin Saft nicht. Es seien sowohl Startups in der frühen Phase, die damit attraktiver für Fachkräfte sein wollen, als auch US-Tech-Konzerne, die bereits über ähnliche Angebote verfügen und diese nun auch für ihre Teams in Europa anbieten wollen. Spotify, Facebook und Google bieten ihren US-Mitarbeiterinnen bereits seit Jahren Social Freezing an. Die Nachfrage scheint dafür eher gering: Erfahrungen des Berliner Startups Apryl zeigen, dass sich höchstens 20 Prozent der Belegschaft für das Portal registriert, lediglich zwei Prozent würden das vorhergesehene Budget tatsächlich nutzen.

Die Firmen zahlen Apryl pro Angestellte eine monatliche Gebühr – egal, ob diese das Angebot nutzen oder nicht. Der Betrag fängt bei acht Euro pro Mitarbeiterin an, bei größeren Teams reduziert sich der Preis. Auch ein Grund, weshalb sich Apryl für das B2B-Modell entschieden hat: Es sichert dem Startup wiederkehrende Umsätze.

Großbritannien sei derzeit der stärkste Markt für das Startup, dort sei das Thema viel weiter fortgeschritten als in Deutschland, so Saft. Aktuell arbeiten zehn Leute für das Startup. Die Finanzierung will Saft nun dazu nutzen, ihr Team weiter auszubauen, da der Kundenstamm weiter wachse.