Beratungen nur noch schriftlich Antidiskriminierungsstelle des Bundes überlastet

Berlin · Personen, die wegen ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt werden, können sich an die Stelle wenden. Doch die ist seit einigen Wochen überlastet, selbst telefonische Beratungen finden deswegen aktuell nicht statt.

 Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) wurde 2006 als unabhängige Stelle im Bundesfamilienministerium eingerichtet.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) wurde 2006 als unabhängige Stelle im Bundesfamilienministerium eingerichtet.

Foto: dpa/Wolfram Kastl

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hat seit 2019 keinen Zuwachs an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekommen. Gleichzeitig war die Zahl der Beratungsanfragen 2020 fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Das melden die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Dienstag unter Berufung auf eine Antwort des Familienministeriums auf eine Anfrage der FDP. Eine telefonische Beratung finde wegen zu vieler Anfragen seit Wochen nicht statt.

Gab es 2019 noch 3200 Hilfegesuche, waren es demnach zwischen Januar und Anfang Dezember 2020 schon 6000. Um das hohe Beratungsaufkommen bewältigen zu können, habe man deshalb „vorübergehend“ auf eine rein schriftliche Beratung umgestellt, zitieren die Zeitungen aus der Antwort des Ministeriums. Diese Umstellung hält laut der Website der ADS noch immer an.

Trotz der hohen Nachfrage wurde die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Zeit offenbar nicht aufgestockt. 2019 waren im Schnitt 9,5 Menschen in der Beratung bei der Antidiskriminierungsstelle tätig, 2020 sank diese Zahl leicht auf 9,1. Laut Familienministerium wurde das Budget der Antidiskriminierungsstelle im Haushaltsjahr 2021 um drei Planstellen und 600.000 Euro aufgestockt. Im Februar dieses Jahres waren neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Beratung tätig.

„Dass mitten in der Krise eine Beratungsstelle des Bundes wegen Überlastung telefonisch nicht mehr erreichbar ist, ist unverzeihlich“, kritisiert die stellvertretende FDP-Fraktionschefin Katja Suding. „Es war doch klar, dass die Zahl der Hilfeanrufe durch die Corona-Pandemie steigt, und genau das zeigt sich seit Anfang April letzten Jahres deutlich.“

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet auf Grundlage des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). Sie berät Personen, die Benachteiligungen erfahren haben, etwa wegen ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder ihrer sexuellen Orientierung.

(bora/kna)
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