Die beiden CEOs von Bitpanda: Eric Demuth und Paul Klanschek (Bild: PR)

55 Millionen Euro Umsatz und 12 Millionen Gewinn – die beeindruckenden Geschäftszahlen von Bitpanda

Hohe Umsätze und eine ordentliche Gewinnmarge: Der Kryptohype schlägt sich auch in den Geschäftszahlen des Wiener Startups Bitpanda nieder. Doch kann der Erfolg so weitergehen? Eine Analyse zum Jahresabschluss.

Fintechs überall auf der Welt ringen zurzeit um ihr Geschäftsmodell. Nur mit einem Bankkonto lässt sich kaum Geld verdienen, diese Einsicht ist bei vielen digitalen Finanz-Unternehmen mittlerweile angekommen. In einem Segment allerdings sprudeln die Erträge zurzeit so richtig: beim Handel mit Kryptowährungen.

Beim US-Neobroker Robinhood kommen mittlerweile 51 Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf von Bitcoin, Ethereum und Co. Und die Krypto-App Coinbase setzte im ersten Halbjahr 3,6 Milliarden Dollar um – bei einem Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar. Angezogen durch die hohen Gewinne setzen inzwischen auch hiesige Investment-Fintechs wie Trade Republic oder Scalable Capital auf Krypto-Trades, sogar die lange Zeit eher skeptische Neobank N26 werkelt an einem entsprechenden Angebot.

Größter Anbieter und Profiteur im deutschsprachigen Raum ist allerdings das Wiener Startup Bitpanda – und das schon seit Jahren. Nun hat das Fintech klammheimlich Zahlen veröffentlicht, wie Finance Forward und Finanz-Szene entdeckt haben. So verzeichnete Bitpanda im vergangenen Jahr 55,3 Millionen Euro Umsatz (was mehr als einer Verdopplung entspricht) und kam dabei auf einen operativen Gewinn (Ebitda) von 12,7 Millionen Euro – profitabel trotz enormen Wachstums, das ist bei Finanz-Startups eher selten. Tatsächlich ist Bitpanda damit das einzige Unicorn-Fintech in der DACH-Region, das Gewinne einfährt.

Schattendasein in den ersten Jahren

Dabei führte die Wiener Firma lange Zeit eher ein Schattendasein, es gab wenig Schlagzeilen, auch weil das Fintech in den ersten Jahren nach der Gründung 2014 kein Wagniskapital aufnahm. Trotzdem wuchs die Firma, kam 2019 bereits auf eine Millionen Nutzer. Ein Jahr später zündete Bitpanda dann den Turbo, erhielt zum ersten Mal Geld von Startup-Investoren. Peter Thiels Valar und Hedosophia stiegen ein. Innerhalb eines Jahres explodierte die Firmenbewertung auf 4,1 Milliarden Dollar – das Fintech sammelte in mehreren Finanzierungen mehr als eine halbe Milliarde ein.

Das nicht nur einträgliche, sondern vordergründig auch simple Geschäftsmodell: Immer dann, wenn die Kunden Kryptowährungen kaufen oder verkaufen, verdient Bitpanda an einer Mischung aus Handelsspanne und Gebühren. So hat das Fintech im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro Außenumsatz erzielt. Hängen geblieben sind davon 55,3 Millionen Euro, eine Take-Rate von fast fünf Prozent. Das Handelsvolumen liege allerdings bei etwa dem doppelten des Außenumsatzes, sagt Demuth. Denn bilanziell werde der Kauf und Verkauf nur einmal gerechnet, auch wenn daraus zwei Transaktionen entstehen. Somit würde die Take-Rate bei etwa 2,5 Prozent liegen, woraus sich etwa zwei Drittel aus den Handelsgebühren zusammensetzen.

Was das Wachstum angeht: Der Netto-Umsatz bedeutet zum Vorjahr (25,2 Millionen Euro) ein Plus von 118 Prozent. Die Kosten hat man in Wien derweil offenbar im Griff, vielleicht eine Folge der „Bootstrapping“-Vergangenheit (denn mit eigenem Geld wirtschaftet es sich oft konservativer als mit fremdem …). Auch der Personalaufwand hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 14 Millionen Euro nur fast verdoppelt.

Der Grund für die starke Take-Rate: Aktuell sind die Gebühren für viele Krypto-Anleger noch kein Faktor, auch aus Mangel an namhafter Konkurrenz und weil sich viele Kunden nicht näher mit den Kosten beschäftigten. Es ist allerdings fraglich, wie lange Bitpanda seine vergleichsweise hohen Margen aufrechterhalten kann. Neben der wachsenden Konkurrenz aus Übersee dürfte sich irgendwann auch die Konkurrenz durch die Scalables, Trade Republic und Neobanken bemerkbar machen.

Die Aufschläge für den Kauf und Verkauf von Bitcoin auf Bitpanda liegen beispielsweise derzeit bei 1,49 Prozent. Das österreichische Startup erhebt ähnlich hohe Gebühren wie der große US-Player Coinbase, beide sind im Branchenvergleich recht teuer, wie jüngst eine Untersuchung durch Coindex zeigte. Zum Vergleich: Der deutsche Konkurrenz-Anbieter Bison verdient nur am Spread von 0,75 Prozent.

Der Hype ist groß – wer guckt da schon auf die Kosten?

Bitpanda-Mitgründer Eric Demuth gibt sich dennoch betont optimistisch. Per Ende 2020 zählt Bitpanda 1,4 Millionen registrierte Kunden – inzwischen sollen es drei Millionen sein. „Dieses Jahr wird es noch deutlich schöner“, sagt Demuth. Bei gleichem Nutzungsverhalten und Materialaufwand dürfte die Firma ihren Netto-Umsatz mindestens verdoppeln – hinzu kommen weitere Produkte, die Bitpanda seit Jahresbeginn eingeführt hat.

Der Gründer glaubt nicht an ein Ende seines rasch wachsenden Geschäfts: „2021 wird 2020 deutlich schlagen“, sagt er. Wobei auch die Kosten (2020 fielen für Personal lediglich rund 14 Millionen Euro an) deutlich höher ausfallen werden: Das Unternehmen hat seit Jahresbeginn sein Team von 182 Mitarbeitern auf mehr als 600 aufgestockt.

Dass die Marge, so üppig sie auch ist, dennoch kleiner ausfällt als die des großen US-Vorbilds Coinbase, stört den Bitpanda-Gründer nicht. „Wie bei allen Techfirmen geht es hier um Skaleneffekte“, sagt Demuth. „Umso größer du bist, umso profitabler ist dein Geschäft. Deswegen werden unsere Zahlen auch von Jahr zu Jahr besser.“

Abwarten, ob es wirklich so kommt. Denn: Das Geschäftsmodell ist noch stark von der generellen Entwicklung der Krypto-Märkte abhängig. Sobald die großen Kryptowährungen einen signifikanten Wertverlust erleiden, dürften sie auch weniger gehandelt und Bitpanda als Broker entsprechend weniger umsetzen.

Auch deshalb drängt Bitpanda in neue Geschäftsbereiche: Zum einen bietet das Fintech seinen Kunden inzwischen auch einen Zugang zu Aktien- und ETF-Derivaten. Zum anderen hat Bitpanda vor wenigen Monaten ein White-Label-Angebot für andere Unternehmen gestartet, die seine technische Infrastruktur nutzen können, um ihren Endkunden ein vergleichbares Angebot zu machen.