Der Rocket-Tower in Berlin (Bild: IMAGO / STPP)

Rocket Internet plant Spac

Exklusiv: Der Startup-Investor Rocket Internet bereitet den Börsengang einer Firmenhülle vor – eine dreistellige Millionen-Summe soll für die sogenannte „Spac“ in New York zusammenkommen. Was steckt dahinter?

In den vergangenen Wochen wurden mehrere internationale Geldgeber angesprochen, ob sie nicht bei einem neuen Vorhaben dabei sein wollen: Demnach arbeitet der größte deutsche Startup-Geldgeber Rocket Internet an einer sogenannten Special Purpose Acquisition Company, kurz Spac.

Es ist der große Trend, der von der Wall Street nach Europa schwappt (Finance Forward berichtete). Die Spac-Macher bringen dabei eine Firmenhülle an die Börse – mit dem eingesammelten Geld suchen sie nach aussichtsreichen Startups, um diese dann zu kaufen und mit dieser Firma zu verschmelzen. Ein schneller Weg an die Börse.

Nicht nur Rocket Internet arbeitet unter dem Radar an einer Spac, sondern auch der bekannte Investor Klaus Hommels mit seinem Fonds Lakestar. Die Firma, die bereits eingetragen ist, will er in Frankfurt an die Börse bringen.

Citibank begleitet den Spac-Prozess

Rocket Internet geht derweil einen anderen Weg. Es strebt mit seiner Firmenhülle an die New Yorker Börse, an der bereits eine Vielzahl an US-amerikanischen Spacs notieren. Nach Finance-Forward-Informationen plane das Unternehmen bei dem IPO einen dreistelligen Millionen-Betrag einzusammeln. Eine Unternehmenssprecherin äußerte sich bislang nicht dazu.

Nach dem Gang an die Börse bleiben 24 Monate Zeit, ein geeignetes Übernahme-Ziel zu finden. Mit seiner Spac will Rocket nach aussichtsreichen Firmen auf der ganzen Welt suchen, heißt es. Die Citibank soll damit beauftragt sein, den Spac-Prozess zu begleiten. Die Bank will das nicht kommentieren.

Die Schwierigkeit für Spacs ist es, ein hochwertiges Übernahmeziel zu finden. Durch die vielen potentiellen Spac-Käufer steigt auch der Wettbewerb um attraktiven Firmen. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 200 Spacs an die Börse gegangen. Die Spac-Macher brauchen zudem ein Vorschuss-Vertrauen, damit die Investoren Geld in die Projekte geben, denn beim Einstieg kennen sie das Zielunternehmen noch nicht.

Bekannte Manager mischen mit

Zuletzt standen Rocket Internet und sein Chef Oliver Samwer unter Druck, weil mehrere Aktionäre gegen den Börsenrückzug vorgehen wollen – unter anderem der gefürchtete Investor Elliot. Der Berliner Geldgeber muss Vertrauen zurückgewinnen und beweisen, dass er weiterhin einen guten Riecher für aufstrebende Digitalfirmen hat. Im Zuge der Coronakrise haben sich einige ehemalige Rocket-Firmen an der Börse gut entwickelt, darunter der Kochboxen-Versender Hellofresh oder der Modehändler Zalando.

In Europa sind die Firmenhüllen noch relativ unbekannt – Rocket ist der erste bekannte deutsche Investor, der in den USA mit einer Spac an die Börse strebt. Doch einige prominente deutsche Manager haben bereits eigene Firmen gegründet, darunter Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Wie kürzlich bekannt wurde, plant auch der frühere Commerzbank-Chef Martin Blessing ein Investment-Vehikel. „Wer keine eigene Spac hat, ist ein Niemand“, sagte ein Finanzexperte kürzlich dem Wall Street Journal.