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Sono Motors Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Solarauto-Pioniere

Gründer Jona Christians (links) und Laurin Hahn haben ihre Solarauto-Firma Sono Motors im Januar 2024 verlassen.
Gründer Jona Christians (links) und Laurin Hahn haben ihre Solarauto-Firma Sono Motors im Januar 2024 verlassen.
© Sono Motors
Die Jungfirma Sono Motors aus München wurde mit ihren Plänen für ein Solarauto einst deutschlandweit gefeiert. Jetzt droht juristischer Ärger wegen eines Täuschungsverdachts bei Kurzarbeitergeld

Der Münchner Solarauto-Firma Sono Motors steht im Verdacht, bei staatlichen Zuwendungen getäuscht zu haben. Die Staatsanwaltschaft München I ermittele derzeit „wegen leichtfertigen Subventionsbetrugs“ gegen die beiden Unternehmensgründer Laurin Hahn und Jona Christians, bestätigte eine Sprecherin der Behörde gegenüber Capital.

Zuvor hatte Sono Motors in seinem 336-seitigen Jahresbericht für die US-Börsenaufsicht SEC bereits selbst auf die Ermittlungen hingewiesen. 

Fragen bei Kurzarbeitergeld

Laut der Pflichtmitteilung gingen die Strafverfolger dem Verdacht nach, „wir hätten den deutschen Staat über das Ausmaß der Arbeitszeitverkürzung im Jahr 2020 und dementsprechend über den Umfang der öffentlichen Zuschüsse, auf die unsere Mitarbeiter Anspruch hätten, getäuscht“.

Mit anderen Worten: Sono Motors soll beim Kurzarbeitergeld geschlampt haben.

Sono Motors stellte die Pläne für sein Solarauto Sion im Frühjahr 2023 ein, nachdem eine Finanzierung scheiterte. Seitdem versucht das Unternehmen, sich als Solar-Zulieferer neu zu erfinden
Sono Motors stellte die Pläne für sein Solarauto Sion im Frühjahr 2023 ein, nachdem eine Finanzierung scheiterte. Seitdem versucht das Unternehmen, sich als Solar-Zulieferer neu zu erfinden
© Sono Motors

Mit dem Kurzarbeitergeld greift der Staat in Krisenzeiten Betrieben finanziell unter die Arme, um Entlassungen zu verhindern. Während der Coronapandemie galt dafür ab 2020 ein erleichterter Zugang. Sono Motors hatte damals laut Bundesanzeiger durchschnittlich rund 100 Mitarbeiter. In welchem Umfang das Unternehmen tatsächlich Kurzarbeitergeld beantragt hat, ist jedoch nicht öffentlich. 

Laurin Hahn erklärte auf Anfrage, bei dem Verfahren gehe es um einen Betrag von rund 40.000 Euro. Weitere Fragen beantworte man gerne, sobald das Verfahren abgeschlossen sei. Sein Mitgründer Jona Christians ließ eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. Die beiden ehemaligen Co-CEOs haben das Unternehmen im Zuge der Umstrukturierung im Januar 2024 verlassen.

Firma sieht meiste Vorwürfe geklärt

Sono Motors erklärte in seiner Pflichtmitteilung an die SEC im Dezember, dass „die meisten Vorwürfe“ aus Sicht des Unternehmens inzwischen geklärt seien. Auf eine Nachfrage von Capital, welche konkreten Vorwürfe aktuell noch im Raum stünden und welche bereits ausgeräumt werden konnten, ging Sono Motors nicht näher ein. Stattdessen verwies das Unternehmen auf seine beiden ehemaligen Co-CEOs.

Die Angelegenheit betreffe „Laurin Hahn und Jona Christians in persönlicher Sache“, teilte ein Sprecher mit. Da beide nicht mehr im Unternehmen beschäftigt seien und man seit der Pflichtmitteilung keine neuen Informationen vorliegen habe, sei Sono Motors „nicht in der Lage, in ihrem Namen zu antworten.“

Die Münchner Staatsanwaltschaft ging auf Anfrage der Redaktion nicht näher auf die Darstellung von Sono Motors zum Kurzarbeitergeld ein. 

Strauchelnder Solarauto-Pionier

Sono Motors war 2016 mit dem Ziel gestartet, ein erschwingliches E-Auto für den Massenmarkt zu bauen, das mit der Kraft der Sonne fährt. 2021 gelang der Sprung an die Technologiebörse Nasdaq, wo Sono Motors zwischenzeitlich mehr als 2 Mrd. US-Dollar wert war. 

Anfang 2023 musste das Unternehmen das Solarauto-Projekt jedoch aufgrund mangelnder Finanzierung einstellen. Seitdem versucht es, sich als Solarpanel-Zulieferer für die Autoindustrie neu zu erfinden. Seinen Gläubigern soll das börsennotierte Unternehmen jedoch noch mehrere Millionen Euro schulden – auch deswegen ist das Verfahren in München von öffentlichem Interesse.

„Das Ergebnis der Ermittlungen ist noch völlig offen, es gilt die Unschuldsvermutung“, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

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