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Großflächiger Rückzug Getir gibt 17 von 23 deutschen Städten auf

Der Express-Lieferdienst zieht sich aus der Mehrheit der deutschen Städte zurück. Die meisten Standorte, die nun dicht gemacht wurden, waren Standorte des von Getir übernommenen Dienstes Gorillas.
Getir-Auslieferungsfahrer (in Istanbul): In Deutschland ist der Lieferdienst künftig noch in sechs Städten aktiv

Getir-Auslieferungsfahrer (in Istanbul): In Deutschland ist der Lieferdienst künftig noch in sechs Städten aktiv

Foto: Umit Bektas / REUTERS

Der Express-Lieferdienst Getir zieht sich nach Informationen des manager magazins großflächig aus Deutschland zurück. Das Unternehmen aus Istanbul wird 17 von aktuell 23 deutschen Städten aufgeben. Dies berichten Getir-Insider. Die meisten Städte, die nun dicht gemacht wurden, waren Standorte des von Getir übernommenen Dienstes Gorillas. Dazu gehören etwa Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe, Dresden, Leipzig oder Bremen. In Dortmund war nur Getir aktiv. Auch dort wird das Geschäft eingestellt. Zunächst hatte das Handelsbatt über den Rückzug berichtet.

Getir soll sich künftig nur noch auf sechs Städte konzentrieren: Berlin, München, Hamburg, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Köln. Rivale Flink ist nach eigenen Angaben in 46 deutschen Städten aktiv.

Jeder zehnte Mitarbeiter wird entlassen

Getir hatte am Dienstag bereits bekannt gegeben, dass der Dienst rund zehn Prozent der Mitarbeiter entlassen werde - rund 2500 Beschäftigte. Darunter sollen auch zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer sowie Beschäftigte in Warenlagern in Deutschland fallen.

Getir selbst macht keine Angaben dazu, wie viele Beschäftigte in Deutschland betroffen sind. Auch in anderen Ländern soll es Entlassungen geben. Insgesamt arbeiteten nach Angaben von Getir bislang 23.000 Menschen in fünf Ländern für den Lieferdienst.

Erst vor wenigen Wochen hatte Getir mitgeteilt, dass sich der Lieferdienst aus Spanien, Portugal und Italien komplett zurückziehen will. Wie viele Mitarbeiter dadurch das Unternehmen verlassen mussten, wurde nicht bekannt. Damals hieß es, das Unternehmen wolle das Geschäft in Europa vor allem auf Deutschland konzentrieren. In Deutschland hatte Getir vor einiger Zeit den Wettbewerber Gorillas übernommen.

Finanzierung dringend gesucht

Das Ziel war damals, den klaren europäischen Marktführer zu formen und auf dieser Basis neue Investoren zu gewinnen. Dazu wollte Getir-CEO Nazim Salur (61) den deutschen Marktführer Flink übernehmen. Doch eine Übernahme scheiterte - und Salur hat seitdem Probleme, Investoren für Getirs Pläne zu begeistern .

Seit Anfang des Jahres soll Getir Berichten zufolge versuchen, eine 500-Millionen-Dollar-Finanzierung aufzustellen, ursprünglich soll sogar eine Milliarde Dollar angedacht worden sein. Doch bislang hat wohl nur der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi ein Wandeldarlehen in Höhe von rund 250 Millionen Dollar gewährt. Viel zu wenig, um den ursprünglich anvisierten Wachstumskurs in Deutschland fortzusetzen.