Juan Rodriguez und Stefan Schütze

Frühere Finlab-Chefs legen Fonds auf

Wegen Differenzen mit Großaktionär Bernd Förtsch hatten sich Stefan Schütze und Juan Rodriguez aus dem Fintech-Investor Finlab zurückgezogen. Mit ihrem eigenen Unternehmen C3 wollen sie einen eigenen Fonds aufziehen.

Frühere Finlab-Chefs legen Fonds auf

fir Frankfurt

– Die früheren Finlab-Vorstände Stefan Schütze und Juan Rodriguez wollen mit ihrer Firma C3 Management neben dem bereits von ihnen verwalten Finlab EOS VC Fund einen neuen Fonds mit Investment-Schwerpunkt auf Tech-Firmen auflegen. Im Sommer nächsten Jahres dürfte mit dem neuen Fonds in einer Größenordnung von um die 50 Mill. Euro zu rechnen sein, erläutert Schütze. Ende April hatten sie den börsennotierten Frankfurter Fintech-Investor Finlab verlassen und sich auch aus der Geschäftsführung der Tochtergesellschaft Heliad zurückgezogen.

Neue Gesellschaft C3

Den Risikokapitalfonds Finlab EOS VC Fund, den sie bis dahin innerhalb der Finlab-Gruppe verwalteten, führen Rodriguez und Schütze nun über ihre eigene Gesellschaft C3. Hervorgegangen ist sie aus der früheren Managementgesellschaft des EOS-Fonds, Finlab Asset Management, welche die beiden Finlab abkauften und umfirmierten. Der Mainmetropole sind die Manager treu geblieben. Sitz der Gesellschaft ist in der Frankfurter Schillerstraße.

Eine Neuauflage ihrer Finlab-Aktivitäten fassen Schütze und Rodri­guez nicht ins Auge. „Wir wollen kein reiner Fintech- oder Blockchainfonds werden, sondern werden uns breiter aufstellen“, sagt Schütze. „Der Fokus im aktuellen Fonds ist mit dem Fokus Blockchain und EOS doch sehr klein, das Investitionsuniversum bleibt be­grenzt.“ Vielversprechende Fintechs würden sie sich zwar sehr wohl an­schauen, sagt Rodriguez. „Wir wollen aber nicht den zehnten Fintech-Fonds aufmachen.“

Differenzen über Ausrichtung

Dass die Finlab-Chefs im Frühjahr überraschend zurückgetreten waren, war offiziell mit der geplanten Neuausrichtung von Finlab und Heliad Equity Partners durch den Großaktionär Bernd Förtsch begründet worden (vgl. BZ vom 21. April). Schütze bestätigt das: „Wir hatten einige Ideen für Finlab. Herr Förtsch wollte offensichtlich Heliad nach vorn bringen, wir wollten Finlab weiter ausbauen.“ Die wohl bekannteste Gesellschaft im Portfolio der Beteiligungsgesellschaft Heliad ist der Online-Broker FlatexDegiro.

Mit dem Ausscheiden von Investor Christian Angermayer Anfang des Jahres hatte der Kulmbacher Verleger dessen Anteile an Finlab übernommen und auf etwas weniger als drei Viertel erhöht, schätzt Schütze. Aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen über die Ausrichtung von Finlab und Heliad habe eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr ergeben, sagt Rodriguez. Förtsch gehört auch die Börsenmedien AG, zu der das Wochenmagazin „Der Aktionär“, Plassen-Buchverlage und ein Fernsehsender zählen.

Am Finlab EOS VC Fund ist Finlab auch nach dem Weggang von Rodriguez und Schütze weiterhin als Minderheitsgesellschafter beteiligt. Von der für die Fondsverwaltung fälligen Management Fee kassiert Finlab die Hälfte. So sei es als Teil der Gesamtvereinbarung im Zuge der Trennung ausgemacht worden, berichtet Schütze. Gleichwohl liege das Fondsmanagement in den Händen von Rodriguez und ihm.

Block.one weiterhin dabei

Neben den beiden Managern und Finlab ist Block.one am Finlab EOS VC Fund beteiligt. Der Entwickler der Blockchain-Software EOS.IO hat das größte Gewicht. Gemeinsam mit Finlab hatte Block.one 2018 den 100-Mill.-Dollar-Fonds aufgelegt, um in Europa in Projekte zu investieren, die auf EOS.IO aufbauen. Block.one hatte damals erklärt, diversen Risikokapitalgebern für diesen Zweck alles in allem 1 Mrd. Dollar zur Verfügung stellen zu wollen.

Der auf insgesamt acht Jahre ausgelegte Finlab EOS VC Fund habe seit seiner Auflage 19 Investments getätigt, erläutert Rodriguez. „Es werden wahrscheinlich noch fünf oder sechs hinzukommen.“ Zu den finanzierten Start-ups zählen beispielsweise Algotrader, die eine Software für den automatisierten Handel entwickelt hat, oder die Frankfurter Cashlink, die sich der Tokenisierung, also Digitalisierung von Wertpapieren, an­nimmt. Cashlink zählte jüngst zu den Gewinnern des Fintech Germany Awards in der Rubrik „Early Stage“ (vgl. BZ vom 1. Oktober). Die Auszeichnung für Fintechs wird von Frankfurt Main Finance e.V., Techfluence UK und der WM Gruppe, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt, verliehen. Große Hoffnungen setzt Schütze auch in Upland, ein Blockchain-Monopolyspiel, das er als aussichtsreichstes Investment des Fonds einschätzt. Eine größere Finanzrunde sei demnächst vorgesehen.