Renaults Studie Morphoz: Variables E-Auto mit Langstreck(en)funktion

Mit dem Konzept eines Elektroautos, das sich verlängern und damit auch mit mehr Akku-Kapazität versehen lässt, blickt Renault auf die nächste Generation E-Autos

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Renault stellt Studie eines längenvariablen Elektroautos vor
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Die Idee klingt verwegen genug, dass wir sie bis zum Beweis des Gegenteils als Marketinggag verstehen. Renault greift mit ihr aber immerhin eines der Grundprobleme von Elektroautos auf: Das hohe Batteriegewicht von Wagen mit reisetauglicher Reichweite. Renaults Studie Morphoz will leicht und kompakt für die Stadt, bei Bedarf aber eine große Reiselimousine sein. Damit geht Renault an die Grenzen des Machbaren, zeigt damit aber sehr eindrücklich, wie weitgehend die Batterietechnik die Architektur eines Autos von bisher als unverrückbar geglaubten Konstruktionszwängen befreien kann.

Renault stellt Studie eines längenvariablen Elektroautos vor (11 Bilder)

Kurz und wen(d)ig in der Stadt ...
(Bild: Renault)

Wie soll das gehen? Auf Knopfdruck soll das Konzeptfahrzeug um 40 Zentimeter länger und so aus einem 4,40 Meter messenden Stadtauto eine 4,80 Meter lange Reiselimousine werden. Für die Langstrecke soll diese Metamorphose (daher der Name) Raum für zusätzliche Batteriekapazität und mehr Kofferraumvolumen schaffen. So soll sich die Batteriekapazität mithilfe zusätzlicher Akkupakete von 40 auf 90 kWh vergrößern lassen. Damit sollen statt 100 dann auch 160 kW zur Verfügung stehen.

Im so genannten „Travel-Modus“ wächst der Morphoz auf 4,8 Meter Länge, im Radstand von 2,73 auf 2,93 Meter. Dabei verlängert sich das Heck hinter der C-Säule. Gleichzeitig schiebt sich der Vorderwagen um 20 Zentimeter nach vorn, die Achsen rücken dabei auseinander. Das ist bei einem Batterieauto einfacher, denn hier bestehen die Verbindungen zwischen den Achsen nur aus Kabeln und allenfalls Bremsleitungen, in die man an den geeigneten Stellen Schlauchstücke wie bei beweglichen Fahrwerksteilen einsetzen kann. Wobei das Thema „Bremse“ in den Schubladen der Entwickler ohnehin bereits als fertig entwickelte elektromechanische „Brake by Wire“ liegt.

Die Zusatzbatterien sollen eigens eingerichtete Stationen vorhalten, in denen automatisch durch eine Klappe im Fahrzeugboden die zusätzlichen Batterien eingeschoben respektive entnommen werden. Die gelagerten Zusatzbatterien sollen unter anderem E-Bikes laden und im Sinne des Bidirektionalen Ladens Strom für die Verkehrsinfrastruktur und benachbarte Gebäuden zur Verfügung stellen können.

Das Aufladen des Morphoz stellt sich Renault drahtlos vor, auch während der Fahrt auf Straßenabschnitten mit Induktionsspulen unter der Fahrbahndecke.

Beim Fahren zeigt Renault Realitätssinn: Der Morphoz soll auf Level drei des autonomen Fahrens teilautomatisiert unterstützen. Der Fahrer muss den Wagen dauerhaft überwachen und bei Bedarf die Fahraufgaben rückübernehmen, die Hände müssen immer in Griffnähe zum Lenkrad bleiben.

Das bedeutet, dass der Fahrer seine Position behalten muss. Der Beifahrer kann jedoch seinen Sitz um 90 Grad kippen, sodass Rückenlehne und Sitzfläche ihre Funktion tauschen. Damit soll in der Reisekonfiguration ein angenehmeres Raumgefühl mit besserer Kommunikation entstehen – jedenfalls, wenn der Beifahrer nicht zu Reisekrankheit neigt.

(fpi)