Umweltschützer klagen, dass immer wieder illegales Holz auf den Markt komme. Zu wenig kümmerten sich Behörden und Politik um die Umsetzung geltenden Rechts.

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Urwälder gibt es auch in Europa – noch. Ökosysteme, die nicht durch menschliche Eingriffe verändert wurden. Auf dem Kontinent haben allerdings wenige solcher alten Wälder überlebt. Die größten gibt es in Rumänien. Doch der Rohstoff Holz ist begehrt. Seit Jahren prangern Umweltschützer an, dass die Wälder nicht mit dem gebotenen Ernst geschützt würden.

Geht es um die Verarbeitung von Holz in Rumänien, sind auch österreichische Konzerne im Spiel. Die Unternehmensgruppe von Gerald Schweighofer, die unter den Namen Kronospan und Swiss Krono firmierende Salzburger Familie Kaindl und die Tiroler Egger-Gruppe gehören zu den großen Playern. Vor allem die Schweighofer-Gruppe wurde in den vergangenen Jahren seitens Umweltschützern immer wieder mit Vorwürfen und Ermittlungen rund um mutmaßliche illegale Abholzung konfrontiert. Schweighofer hat sich vor einigen Jahren unter dem Namen HS Timber neu aufgestellt und gelobte Besserung.

Illegale Absprachen

Ganz sauber lief es vor Jahren auch auf anderer Ebene nicht ab. Neben über zwei Dutzend anderen Firmen wurden auch die Rumänien-Töchter von HS Timber, Kronospan und Egger wegen illegaler Marktabsprachen zu Millionenstrafen verurteilt. 13 von ihnen – darunter die heimischen – haben einen Vergleich mit der rumänischen Wettbewerbsbehörde geschlossen. Gemeinsam zahlen sie umgerechnet gut 26 Millionen Euro, HS Timber mehr als zehn Millionen, Kronospan rund 9,5 Millionen und Egger fast fünf Millionen Euro.

Konkret nahm die Wettbewerbsbehörde mehrere Ausschreibungen unter die Lupe, die von Forstverwaltern oder -besitzern in den Jahren 2011 bis 2016 organisiert wurden. Die Unternehmen hätten durch Absprache den Wettbewerb außer Kraft gesetzt – meist zum Nachteil des Staates, so das Ergebnis.

Besserung gelobt

Man habe "umgehend die notwendigen Korrekturmaßnahmen ergriffen", das Sorgfaltspflichtsystem der Firma verbessert, klare Regeln definiert und Maßnahmen zur Förderung einer sicheren Holzlieferkette in Rumänien implementiert, erklärt HS Timber. Für Lieferanten sei ein verpflichtender Verhaltenskodex eingeführt worden. Mit dem Vergleich könne nun "endlich ein Schlussstrich unter dieses Kapitel" gesetzt werden, heißt es.

Auch Egger lässt wissen, man habe sich gegenüber der Wettbewerbsbehörde "von Beginn an kooperativ verhalten", so Sprecher Thomas Leissing. "Mitarbeiter von Egger Romania haben sich in Einzelfällen nicht wettbewerbsrechtlich korrekt verhalten." Sie hätten "die festgestellten Verstöße zwar nicht initiiert, es aber versäumt, die beanstandeten Vorgänge zu unterbinden", heißt es. Strafmindernd hätte sich unter anderem ausgewirkt, dass "das Unternehmen ein eigenes Programm zur Einhaltung des Wettbewerbsrechts verfolgt".

Licht am Horizont?

Die internationale NGO Client Earth, die mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren ins Rollen gebracht hat, sieht alles in allem nun Licht am Horizont: "Jahrelang waren die rumänischen Behörden nicht in der Lage, die Wälder zu schützen und sicherzustellen, dass das Holz, das sie verlässt, legal geerntet wurde", so Ewelina Tylec-Bakalarz. Nun sei man "zunehmend zuversichtlich, dass unsere Klage dazu beitragen wird, diese wertvollen Primärwälder zu retten".

Nicht ganz so optimistisch ist Gabi Paun, Gründer der rumänischen NGO Agent Green. Die Strafen für "dieses schockierende Verhalten der Holzindustrie sind historisch gesehen die höchsten, aber das bringt keine Veränderung in einem Land mit extrem schlechter Forstverwaltung", so Paun. Die letzten Altwälder hätten "keinen gesetzlichen Schutz vor der gigantischen Holznachfrage der Industrie, die in den letzten 20 Jahren rasant gewachsen ist". Sie klagt, dass etwa ein bekanntes schwedisches Möbelhaus direkt oder indirekt von einigen der nun bestraften Unternehmer beliefert würde. Es sei inakzeptabel, dass große Händler das nicht abstellen würden.

Die deutsche Umweltstiftung EuroNatur arbeitet seit Jahren mit Agent Green zusammen. Geschäftsführer Gabriel Schwaderer geht davon aus, dass sich Rumänien bald vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten muss: "Europas letzte Urwälder sind kurz davor, endgültig in den Sägewerken zu verschwinden." (Regina Bruckner, 20.1.20219)