Kam mit großen Hoffnungen nach Berlin und baute in sieben Jahren ein Milliardenunternehmen auf: Omio-Gründer Naren Shaam

Es läuft wieder an, das Geschäft mit dem Reisen. Auch wenn die Pandemie längst nicht überstanden ist, zeigen sich hochbewertete Reise-Startups wie etwa Getyourguide wieder optimistisch. Dabei waren sie von der Krise sogar stärker getroffen wurden als viele andere Unternehmen. Und während die Pandemie weiterhin die Schlagzeilen bestimmt, wartet das Berliner Reise-Startup Omio mit einer eigenen auf: 84,41 Millionen Euro (100 Millionen US-Dollar) stecken neue und bestehende Investoren in die Berliner Firma. Die ist eines der wenigen deutschen Startup-Einhörner, also ein Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar.

Bekannte internationale Investoren

Die Investoren, die ihr Geld in Omio stecken, sind namhaft: Der Staatsfonds Temasek aus Singapur etwa, die schwedische Investmentfirma Kinnevik, sowie Goldman Sachs oder der US-Investor Kleiner Perkins. Die im Rahmen der Coronakrise vom Bund gewährten Startuphilfen seien dabei von keinem der Geldgeber in Anspruch genommen worden, heißt es aus dem Unternehmen. Mit dem Kapital will Omio sein Angebot ausbauen, das Startup bietet eine einheitliche Plattform für Bahn, Bus, Flüge, Fähren, Mietwagen und Carsharing. Das Angebot ist nach eigenen Angaben in derzeit 37 Ländern in Europa und Nordamerika verfügbar. Hinzu kommt die Plattform Rome2Rio, über die Verbindungen zu mehr als zehn Millionen Zielen weltweit gefunden werden können.

Gründer von Omio ist Naren Shaam. Der gebürtige Inder kam vor gut acht Jahren nach Deutschland mit dem Ziel, in Berlin sein Startup zu gründen. Während er von seiner Idee einer Reiseplattform zu Beginn kaum jemanden überzeugen konnte, hielt er an seinem Vorhaben fest und startete sein Unternehmen im Jahr 2013 – als Einzelgründer. Zunächst wurde die Firma unter dem Namen Goeuro bekannt, mit der geografischen Expansion kam im vergangenen Jahr die Umbenennung in Omio.

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Wie viele andere Reise-Startups war auch Omio zunächst stark von der Coronakrise betroffen. Allerdings habe sein Unternehmen bereits eine vielversprechende Erholung gesehen, heißt es von Gründer Shaam. In Deutschland und Frankreich etwa sei das Geschäft bereits bei etwa der Hälfte des Niveaus vor der Krise angekommen. Und das, obwohl Omio seine Marketingausgaben noch nicht wieder hochgefahren habe.

Mehr App, weniger Anstehen fürs Ticket

Aus Shaams Sicht hat die Pandemie die Ansprüche der Reisenden allerdings verändert. Die werden nach höheren Standards und vor allem nach mehr Nachhaltigkeit verlangen, glaubt Shaam. Um das bieten zu können, will er auch das neue Kapital einsetzen. Auf das veränderte Reiseverhalten weg vom Flugzeug und hin zu Schienen- oder Straßenverkehr hatte Omio aber schon kurz nach Beginn der Pandemie reagiert. Auf die gesunkene Bereitschaft, sich an Kiosken für Tickets anzustellen, ist Omio durch mehr Digitalisierung im Prozess eingegangen. Ein Open Travel Index soll den Kunden zudem auf einfache Weise zeigen, wo sie hinreisen dürfen und wohin nicht oder nur mit Einschränkungen.

Zu Beginn der Pandemie habe Omio zunächst in den Krisenmodus geschaltet und versucht, möglichst viel Kapital beisammen zu halten, erklärt Finanzchef Jan Kemper. Will heißen: Auf Marketingausgaben wurde komplett verzichtet und das Team von rund 350 Mitarbeitenden ging in Kurzarbeit. Gleichzeitig habe die Unternehmensführung aber auch Gespräche mit internationalen Investoren begonnen, um das zukünftige Wachstum des Unternehmens finanziell abzusichern. Vor allem die Aufstellung als Plattform ohne große eigene Assets sollte die Geldgeber vom langfristigen Potenzial des Geschäftsmodells überzeugen. Offenbar ist der Plan aufgegangen.

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Bild: Omio