Amazon kann alles, wenn es um maschinelles Einkaufen geht. Aber die Kunden wollen nicht nur Geld gegen Ware tauschen - sie mögen es, wenn der Händler sie auch noch lieb hat. Und das machen die Menschenfreunde von dm-Drogeriemarkt am besten.
Denn es geht ja nicht nur um harte betriebswirtschaftliche Kennziffern, sondern auch um sogenannte weiche Faktoren wie Vertrauen, Kundenservice und Emotionalität der Marke. Und wer das am besten beherrscht, wollte die Strategieberatung OC&C Strategy Consultants von 50.000 Verbrauchern weltweit wissen. 650 maßgebliche Handelsunternehmen standen zur Wahl, 84 davon aus Deutschland, wo 5.000 Kunden befragt wurden.
Weich ist wichtiger als hart
Eine große Erkenntnis: Die weichen Faktoren werden demnach immer mehr gefragt, die harten, wie Preisstellung oder das Preis-Leistungs-Verhältnis, sind den Verbrauchern nicht mehr so wichtig. Kaum zu glauben.
Auf die emotionale Bindung kommt es an beim Einkauf
So ein Grundeinkommen fände bestimmt eine Klientel nett, aus der ein Unternehmen ein Gutteil seines Lagerpersonals rekrutiert: Amazon. Für die Krake des deutschen Einzelhandels hat es bei der Kundenbeliebtheit nur zu Platz zwei hinter dm gereicht.Benutzerfreundlichkeit, Produktauswahl und ein auf den Konsumenten abgestimmtes Warenangebot kann Amazon gut - aber das sind die eiskalten, harten Faktoren.
STRASSENKICKER x dm: Duschgel und Deo von Lukas Podolski
Zum guten Ton des Traditionsunternehmens gehört eben, dass die Führungskräfte regelmäßig im Verkauf aushelfen, auch, um den Kunden zu zeigen, was der Begriff Familiengeschäft bedeutet. Und das hat Zumnorde so gut gemacht, dass ihn einmal eine Dame wie im Restaurant belohnen wollte. Der Chef lehnte freilich ab - bat aber die Kundin freundlich darum, sein Haus doch bald wieder zu beehren.
Wenn der Verkäufer Trinkgeld bekommt
Die Zumnordes haben neulich ihr Stammhaus am feinen Münsteraner Prinzipalmarkt neu eröffnet, alles wurde schick gemacht mit Böden aus italienischem Granit und sogar Leder - ein paar technische Gimmicks sind auch dabei. Wie etwa einem Touchscreen am Schaufenster, an dem man via Barcode-Scan quasi Tag und Nacht Schuhe kaufen kann. Aber mehr nicht, denn die Zumnorde beteiligen sich nicht an dem Wahn, in den derzeit viele stationäre Händler verfallen sind: Die Läden in eine Art Digitallabor zu verwandeln, um sich irgendwie als fortschrittlich zu präsentieren.Erlebnis, Erlebnis, Erlebnis heißt ja seit geraumer Zeit die Antwort des stationären Handels auf die Onliner. Nur: Was ist damit gemeint? Ein Auftritt der Chippendale-Stripper? Höhenfeuerwerk? Unklar. Aber jeder plappert es daher.
Zumnorde sagt, dass Erlebnisse allein für Kunden keine Gründe sind, mal eben mehr Geld für ein Produkt auszugeben. Da muss schon mehr kommen. Und dieses Mehr ist eigentlich eine Rückbesinnung auf früher, als der Kunde in den Geschäften umschmeichelt wurde, als ihm nicht Tag und Nacht Rabatte um die Ohren flogen, als das Personal noch in Ruhe beraten konnte und nicht auf der Fläche gesucht werden musste wie heute ein überzeugter SPD-Wähler.
Auf nach Stralsund
Aber wir verlieren uns in Verklärung des Gestern, denn früher war zwar nicht alles besser, zumindest jedoch hatte manches mehr Glanz. Und daran erinnert aktuell die Ausstellung "Die jüdischen Kaufmannsfamilien in Stralsund" in der Kulturkirche St. Jacobi. Die Hansestadt an der Ostsee verkauft sich jetzt als "Wiege der deutschen Warenhauskultur", denn am Ort wurde 1903 das Kaufhaus Alt-Wertheim eröffnet, 25 Jahre später zog 1928 Tietz nach, das Ur-Unternehmen vom heutigen Kaufhof."Nicht erst seit der Fusionsankündigung im September 2018 haben es Kunden schwer, die traditionsreichen Vollsortimenter Karstadt und Kaufhof voneinander zu unterscheiden. Zu ähnlich sind ihre Angebote. Zudem ist in Zeiten stylischer Flagshipstores das Konzept 'Ein Kaufhaus für alle' längst überholt. Die Erwartungen vor allem junger Kunden gehen klar in Richtung Erlebnis-Shopping. Innerhalb der vergangenen Jahre haben beide Marken aus Konsumentensicht verloren. Kaufhof hat seinen Vorsprung vor Karstadt in einigen Kategorien vollkommen eingebüßt und die Wettbewerber weisen nun sowohl beim Gesamteindruck als auch bei der Preis-Leistungs-Wahrnehmung fast identische Werte auf. Nur beim Kundenservice liegt Karstadt vor Kaufhof."
Klingt ganz so, als ob dem deutschen Einzelhandel ein galaktisches Weihnachtsgeschäft bevorsteht, wie der Handelsverband Deutschland vorhersagt - nur K&K bekommen von den prognostizierten 100 Milliarden Euro Umsatz nicht viel ab.Sich mit Dalmore in Einkaufslaune trinken
Aber die anderen stationären Kollegen auch nicht, denn vier von fünf Deutschen wollen ihre Geschenke in diesem Jahr bei Amazon kaufen, sagt zumindest diva-e, ein Münchner Dienstleister für den E-Commerce. Fast 1.100 Kunden wurden nicht nur für diese Erkenntnis befragt: 94 Prozent der Deutschen wollen für ihren Weihnachtseinkauf Onlinekanäle nutzen, nur 6 Prozent ausschließlich in Läden einkaufen.Zumnorde im Video
Nicht nur zu Weihnachten.