Auf der Straße erschossen worden: Rapper XXXTentacion

Rapper XXXTentacion :
Im Kreislauf der Gewalt

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Es ist ein sonniger Nachmittag in Deerfield Beach, Florida. Ein Sportwagen mit weit geöffneten Flügeltüren steht in einer Ausfahrt. Auf dem Fahrersitz sitzt ein junger Afroamerikaner – die Augen geschlossen, den Mund weit aufgerissen. Um das Auto herum versammeln sich Menschen, im Hintergrund heulen Polizeisirenen auf, wie in einem YouTube-Video zu sehen ist. Einer der Passanten beugt sich über den Fahrer, um seinen Puls zu messen – kein Lebenszeichen. Wenig später wird der 20 Jahre alte Jahseh Onfroy aka XXXTentacion für tot erklärt.

Der in der Hip-Hop-Szene bekannte Rapper wurde am Montag Opfer eines Verbrechens durch Waffengewalt, wie die Polizei via Twitter mitteilte. Zwei Männer hatten das Feuer auf ihn eröffnet, als er ein Motorradgeschäft gegen 16 Uhr verließ.

Dass junge, männliche Afroamerikaner durch Schusswaffen sterben, gehört zum traurigen Alltag der amerikanischen Vorstädte. Erst kürzlich hatte der Künstler Childish Gambino mit seinem sozialkritischen Video „This is America“ für Aufruhr gesorgt. Die Aussage des brutalen Clips, in dem Sänger eines Gospelchors mit einer Kalaschnikow erschossen werden: Als Afroamerikaner musst du dir deinen Platz in der Gesellschaft über die Unterhaltungsindustrie erarbeiten, oder auf der Straße erkämpfen.

Mit Blick auf dieses Paradigma erscheint der Tod von Jahseh Onfroy umso tragischer. Bereits als Jugendlicher fiel er durch gewalttätige Verbrechen auf. Für den letzten großen Skandal sorgte der Rapper, als er verhaftet wurde, weil er seine schwangere Ex-Freundin verprügelt haben sollte. Auch zum Zeitpunkt seines Todes sollen noch zahlreiche Gerichtsverfahren gegen XXXTentacion gelaufen sein.

Doch Onfroy war dabei, einen Ausweg aus der Gewaltspirale zu finden. Statt mit Straftaten sorgte der Rapper in diesem Jahr vor allem mit seiner Musik für Gesprächsstoff. Mit seinem zweiten Album „?“ zeigte XXXTentacion abermals seinen kreativen Wert für das Hip-Hop-Genre und erreichte damit im Frühling die Spitze der amerikanischen Album-Charts.

Sein Aufstieg hatte 2014 im Internet begonnen. Auf Musikplattformen wie Soundcloud erwuchs eine neue Bewegung in der Hip-Hop-Szene, die es sich zur Aufgabe machte, dem Subgenre Trap einen frischen Klang zu verpassen. XXXTentacion gehörte zu den Grenzgängern, indem er Hip-Hop- und RnB-Elemente mit Bausteinen aus Grunge und Nu-Metal mischte. Sein weltweiter Durchbruch gelang ihm 2016 mit dem Song „Look at Me“.

In den sozialen Netzwerken bekundeten jetzt zahlreiche Wegbegleiter des Rappers ihre Trauer. Superstar Kanye West schrieb: „Ich habe dir nie gesagt, wie sehr du mich inspiriert hast.“ Im Internet verbreitet sich derzeit auch ein älteres Video, in dem Onfroy über seinen Tod spricht: Im allerschlimmsten Fall werde er auf eine tragische Art sterben, sagte Jahseh Onfroy, damals noch mit blonden Rastalocken, zu seinen Instagram-Followern. Er hoffe, dass er bis dahin mit seiner Musik mindestens fünf Millionen Kinder glücklich gemacht habe. „Oder dass sie durch mein Leben ein paar Antworten für ihr Leben gefunden haben – trotz all der schlechten Dinge, die über mich gesagt werden.“