Marschall ohne Plan
Wie gut ist das Krisenmanagement der Regierung wirklich? Erstmals tauchen unangenehme Protokolle aus dem Krisenstab auf. Die Kritiker der Corona-Politik werden lauter
Die Corona-Taskforce tagt zum vierten Mal, man sitzt sich ohne Masken gegenüber, das kleine Tonbandgerät wird herumgereicht, damit jeder der 25 Teilnehmer auch gut zu hören ist. Die Lage ist kritisch: Der Norden Italiens steht seit drei Tagen unter Quarantäne, in den Spitälern der Lombardei sterben Menschen auf den Gängen, aus den skandinavischen Ländern häufen sich Anrufe mit dem Hinweis, dass Österreich in Tirol einen Corona-Herd habe. Er sehe noch „kein Erwachen bei den Menschen“, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz, Corona werde nicht ernst genug genommen. Der Kalender zeigt den 12. März, die Uhrzeit: 17 Uhr.
Was damals alles protokolliert wurde, hätte, ginge es nach Kanzler Kurz, nie öffentlich werden sollen. Schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt, da der Kanzler aus dem gelungenen Corona-Krisenmanagement politisches Kapital schlagen kann. Da stören geheime Dokumente, die hinter die Kulissen blicken lassen, die neue Erzählung vom glorreichen Wiederaufbau des Landes zur „Corona-sichersten“ (Kurz-Beraterin Antonella Mei-Pochtler) Tourismuszone Europas.