Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Natur Was steckt hinter dem Bienensterben?

Oldenburg - Sie sind für die Bestäubung vieler Pflanzenarten zuständig, sorgen so für Vielfalt auf unseren Tellern, sie liefern Honig und verschiedene Naturstoffe: Die Bienen sind für uns Menschen unerlässlich. Doch seit einigen Jahren macht das Thema Bienensterben Schlagzeilen. Doch was macht den Bienen zu schaffen? Im NWZ-Gespräch mit einer Imkerin und einer Landschaftsökologin wird deutlich, dass Wild- und Honigbienen nicht unbedingt durch die gleichen Faktoren bedroht sind.

So ähnlich und doch so verschieden: Die Wild- sowie die Honigbiene hat jede ihr eigenes Päckchen zu tragen. Dabei unterscheidet sie, dass die verschiedenen Wildbienenarten größtenteils auf sich allein gestellt sind. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind 50 Prozent der Wildbienen vom Aussterben bedroht. Die Produzenten des „süßen Goldes“ werden hingegen von Imkern unterstützt. Diese halten natürliche Feinde fern, sorgen für Nahrung und halten ihr Zuhause sauber.

Plan Bee für Wildbienen

Schlaraffenland für Wildbienen: Selbstbewusst läuft Kristin Böhm, Landschaftsökologin der Bezirksgeschäftsstelle Oldenburg des Naturschutzbundes (Nabu), in Gummistiefeln durch den Naturgarten am Marschweg in Oldenburg. Sie hat sich den Wildbienen verschrieben. Böhm schlendert vorbei an vielen blühenden Blumen und Bäumen, die den Wildbienen ein Büffet bieten sollen, hin zu einer regengeschützten Wand mit reichlich Nisthilfen für die kleinen Insekten. In den gebohrten Löchern kann man vereinzelt sogar Bienen erkennen.

In dem Naturgarten zeigt der Nabu einfache Hilfsmittel für die Wildbiene. „Das Bienensterben hat ja in erster Linie die Honigbienen im Fokus“, so Böhm. Doch auch wenn sie weniger beobachtet sind, betrifft das Bienensterben auch die Wildbienen. Ihr Lebensraum wird großflächig zerstört, es ist schwieriger für sie Nahrung zu finden und es gibt weniger Nistplätze.

Das liegt zum einen an den Monokulturen in der freien Landschaft, zum anderen aber auch daran, dass zum Beispiel in ordentlichen Gärten weniger Totholz oder alte Pflanzenstängel rumliegen, die zuvor als Nisthilfe gedient haben, sagt Böhm. Im Naturgarten finden sich viele verschiedene Nistmöglichkeiten. Dabei können Bambusstücke, Schilfhalme, Hartholzstücke oder künstlich angelegte Lehmwände verwendet werden.


Und was wenn die Nahrung fehlt? Aus zwei Gründen sind Wildbienen für ihre Ernährung auf Blüten angewiesen: Laut Nabu sammeln sie ihren Nektar, den sie zur Selbstversorgung und als „Benzin“ zum Fliegen nutzen, und sie benötigen die Pollen, mit denen sie ihren Nachwuchs versorgen. Auch als Privatperson kann man die Wildbiene in der Nahrungssuche auf dem Land oder in der Stadt unterstützen. Verschiedene Pflanzen in Blumenkübeln- oder kästen bieten einen reich gedeckten Tisch. Mit dem Projekt „Plan Bee“ half der Nabu, Flächen bienenfreundlich zu gestalten.

Produzenten des Honigs

Die Helfer der fleißigen Insekten: Es ist ein frischer, sonniger Tag in Dörthe Heuers Garten in Oldenburg. Sobald die ersten Sonnenstrahlen zu sehen sind, beginnt das Summen. Ohne Imkerschleier auf dem Kopf und selbstbewusst geht Imkerin Heuer mit ihren Honigbienen um. Angst hat sie keine, obwohl immer mal ein Bienenvolk dabei ist, das aggressiv reagieren kann. Insgesamt hat die Imkerin 15 Bienenvölker – ein Volk kann bis zu 60 000 Honigbienen in der Saison umfassen.

Das Einmaleins des Imkerns erklärt Dörthe Heuer, 1. Vorsitzende des Imkervereins Oldenburg, regelmäßig in Schulungen für angehende Bienenzüchter. Und das mitten in der Stadt. Dass die Schulungen immer weit im voraus ausgebucht sind, zeigt, wie beliebt das einstige „Rentnerhobby“ ist. Durch die Berichterstattung zum Bienensterben sehen sich einige Laien in der Pflicht, den Bienen zu helfen, vermutet Dr. Werner von der Ohe, Leiter des Bieneninstituts in Celle, und erklärt sich so die neue Popularität des Hobbys. Laut dem Deutschen Imkerbund sind im Landesverband des Weser-Ems-Gebiets 3859 Imker mit 25 639 Bienenvölkern aktiv.

Dass sie so beliebt sind, kommt den Arbeitsbienen zugute, denn Unterstützung haben sie bitter nötig: „Die Honigbiene kommt ohne Imker nur sehr kurzzeitig zurecht“, erklärt die Oldenburgerin Heuer. Doch gegen welche Gefahren muss die Honigbiene kämpfen? „Wir haben nach dem Winter immer Verluste, das ist ganz normal“, so Heuer. Das läge vor allem an der Varroamilbe, die den Völkern im Winter zusetzen. „Wenn das Volk durch Anbohren der Larven so geschädigt ist, dass Folgekrankheiten wie Flügeldeformationsvirus Überhand nehmen, stirbt das Volk meist über Winter ab“, so Heuer. Doch der Imker kann im Verlauf des Jahres die Milbe mit verschiedenen Maßnahmen bekämpfen.

Pflanzenschutzmittel

Oft wird im Zusammenhang mit dem Bienensterben auch die Nutzung von Pestiziden in der Landwirtschaft genannt. Honigbienen sowie Wildbienen sollen dadurch bedroht sein. Doch die Landwirte werden über die Gefahren für die Tiere aufgeklärt, weiß Heuer. „Unser Verein arbeitet mit den Landwirtsauszubildenden zusammen“, so die Imkerin. Während der Ausbildung können sie einen Tag mit dem Imker verbringen, sodass die Landwirte erfahren, wie die Bienen leben und um zu lernen, wann sie spritzen dürfen und wann nicht und mit welchen Mitteln. Dass Pflanzenschutzmittel sich auf die Bienen auswirkt wurde erst kürzlich wieder bei einem Laborexperiment einer Universität in London bewiesen. Ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide lässt die wenigen Hummelköniginnen Eier legen. Andere Studien haben gezeigt, dass Neonicotinoide die Überwinterungsfähigkeit und den Fortpflanzungserfolg von Bienen und Hummeln beeinträchtigen können.

Schlechtes Ergebnis

Und obwohl laut Heuer die Verluste im Normalbereich liegen, zeigt sich der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Peter Maske, besorgt und ruft bei der ersten internationalen Bienenkonferenz im März in Berlin zum gemeinsamen Handeln auf. „Wir müssen uns in diesem Jahr leider auf ein sehr schlechtes Ergebnis einstellen. Uns liegen bereits Meldungen vieler Imkerinnen und Imker vor, die sehr viele Völker verloren haben.“ Die Verluste können laut Maske bundesweit bei 20 Prozent liegen.

Anna-Lena Sachs
Anna-Lena Sachs Online-Redaktion (stv. Ltg.)
Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion
Mit Bildergalerie und Video
Großeinsatz an Rettungskräften auf einem Hofgebäude in Oldorf

VOLLBRAND IM WANGERLAND Hofgebäude brennt - Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungskräften und „Christoph 26“ in Oldorf

Sebastian Urbanczyk
Oldorf
Vier Fußbälle liegen auf dem Rasen (Symbolbild): Der Torwart des Ahlhorner SV ist nach der 1:2-Niederlage im Kreispokal-Halbfinale gegen den TV Munderloh von eigenen Jugendspielern angegriffen worden.

VORFALL IM LANDKREIS OLDENBURG Jugendspieler greifen eigenen Torwart an und beschädigen sein Auto

Arne Erik Jürgens
Großenkneten
Die Harlehörndüne hat aufgrund der Winterstürme viel Sand verloren.

KÜSTENSCHUTZ AUF WANGEROOGE Die Insel, ihre Schutzdünen und der verlorene Sand

Sebastian Urbanczyk
Harlesiel
Erst vor gut zwei Monaten hatte die AfD im Schortenser Bürgerhaus eine Veranstaltung abgehalten - draußen demonstrierten damals mehrere hundert Personen für eine wehrhafte Demokratie und gegen die AfD. Am 11. Mai ist die AfD erneut im Europawahlkampf in Schortens und will ein Demokratiefest gerichtlich stoppen.

STADT SCHORTENS NICHT VERANSTALTERIN AfD-Eilantrag gegen Demokratiefest läuft vermutlich ins Leere

Oliver Braun
Schortens
Hier im Werkraum der Grundschule „Sonnentau“ entdeckten Michelle und Dominik Hilbrands das Feuer. Die von der Feuerwehr eingeschlagene Scheibe wurde vom Schulträger provisorisch mit einer Holzplatte ersetzt.

GROSSBRAND VERHINDERT Geschwister aus Elisabethfehn entdecken Feuer in Grundschule „Sonnentau“

Hans Passmann
Elisabethfehn