Sportkurs per Klick: Online- und Blended Learning im Sport

09.08.2018, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Pilotprojekte wie Kletter- und Volleyball-MOOC zeigen, dass digitale Lernformate eine sinnvolle Ergänzung zum physischen Training darstellen können. Gerade für die TrainerInnenbildung bieten sich hier spannende Möglichkeiten.
Digitale Lernformate können eine sinnvolle Ergänzung zum physischen Training darstellen.
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Einen Sportkurs im Internet besuchen – was sich auf den ersten Blick nach einem Widerspruch anhört, ist in den letzten Jahren möglich geworden. Interessierte finden online zunehmend Angebote im Sportbereich – und diese gehen mittlerweile über Selbstlernvideos auf YouTube und Co hinaus. Auf Edukatico, einem Suchportal für Onlinekurse, sind derzeit (August 2018) 118 Kurse zum Thema „Freizeit und Sport" gelistet: von Yoga und Fitness über Lauf- und Ausdauertraining, Ballsportarten wie Tennis, Basket- oder Fußball bis zu Breakdance- und Jonglierkursen reicht das Angebot. Der Fokus liegt dabei meist auf theoretischen Inhalten, beispielsweise geht es in den Kursen um die korrekte Ausführung einzelner Übungen oder um Regelkunde.

 

Kletter-MOOC: ein Beispiel aus Österreich

Auf der österreichischen MOOC-Plattform iMooX startete im März 2017 der kostenlose Kurs „Klettern mit 360° Videos". Die TeilnehmerInnen lernten dabei neue Klettertechniken nicht nur theoretisch, sondern auch mittels räumlicher Videos kennen. Einige von ihnen kombinierten den MOOC als Blended-Learning-Format mit einem traditionellen Kletterkurs.

 

„Im Bereich Sportklettern und Bouldern bieten sich durch komplexe Bewegungsabläufe viele Möglichkeiten, durch räumliche Videos einen Mehrwert für die KursteilnehmerInnen zu generieren", so Michael Gänsluckner, der den Onlinekurs im Rahmen seiner Diplomarbeit konzipierte. Mithilfe der 360° Videos können sich die Lernenden eine Situation mehrmals aus verschiedenen Perspektiven ansehen und sich jeweils auf einen anderen Aspekt konzentrieren. Eine Evaluation zeigte: 90% der TeilnehmerInnen beurteilen diese Form des Lernens positiv.

 

Onlinekurse als TrainerInnen-Fortbildung

Gerade für TrainerInnen im Sportbereich bieten sich immer mehr Möglichkeiten zur digitalen Weiterbildung. „Viele Sport-TrainerInnen sind ehrenamtlich tätig und haben knappe Zeitressourcen", beschreibt Lisa Welde in einem Blogbeitrag, warum Blended- und Online-Learning gerade für die TrainerInnenbildung geeignet ist. Online-Angebote böten ihnen Möglichkeiten zur örtlich und zeitlich flexiblen Teilnahme, die nicht auf Ballungszentren beschränkt seien. Zudem könne der Austausch zwischen TrainerInnen gefördert, Reflexionsprozesse angeregt und damit die Lehrqualität gesteigert werden.

 

Volleyball-TrainerMOOC: anerkanntes Weiterbildungsangebot

Ein Beispiel für eine solche Online-Fortbildung stellt der Volleyball-TrainerMOOC dar, der auf der deutschen Plattform Oncampus bereits drei Mal durchgeführt wurde und insgesamt über 4.000 Volleyball-TrainerInnen erreichte. Die große Resonanz lässt sich unter anderem durch die Verwertbarkeit des Weiterbildungsangebots erklären: zahlreiche deutsche Landesverbände erkennen den MOOC als offizielle Weiterbildung an, die zur Verlängerung der TrainerInnenlizenz befähigt. Der Kurs und die enthaltenen Informationen werden dabei kostenlos angeboten, für die Verlängerung der Lizenz ist ein Beitrag zu bezahlen.

 

Grenzen und Herausforderungen der Online-Sportbildung

Wie bei anderen Online-Bildungsangeboten gibt es auch bei digitalen Sportkursen einige Herausforderungen zu beachten: so müssen die Inhalte didaktisch sinnvoll aufbereitet werden, um den TeilnehmerInnen das Lernen zu erleichtern und ihre Motivation zu fördern. Wie das Beispiel des Volleyball-TrainerMOOC zeigt, ist es zielführend, Möglichkeiten für die Anerkennung der Bildungsangebote in der Praxis zu schaffen.

 

Gerade im Sportbereich gilt es darüber hinaus zu berücksichtigen, dass es wohl nicht möglich ist, einen Sport zu „erlernen", ohne ihn tatsächlich zu betreiben. Die Online-Einheiten in Form eines Blended Learning-Angebots mit Praxisphasen zu kombinieren, stellt hier jedoch einen aussichtsreichen Weg dar.

Weitere Informationen:

 

Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa