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Blutige Geschäfte mit edlem Holz

Seine Firma hatte in Gambia während Jahren ein Monopol auf den Holzhandel: Westwood-Besitzer Nicolae Bogdan Buzaianu. Foto: PD

Tok, tok, tok – so tönt es durch den dunklen Wald. Schemenhafte Gestalten hacken an einem riesigen Baum, der unter Ächzen zu Boden fällt. Dazu kommt eine Stimme aus dem Off: «Das sind die Geräusche einer Umweltkatastrophe.» So beginnt die TV-Doku ­«Bäume, die bluten», die vor kurzem von BBC-Africa ausgestrahlt wurde.

Als Katastrophe bezeichnet der britische Sender die illegale Rodung von Rosenholzwäldern in Westafrika. Obwohl diese vom Aussterben bedrohte Baumart international unter Schutz steht, wurde alleine in Senegal in den vergangenen sechs Jahren eine Million Bäume gefällt und das Holz nach China exportiert.

Dort sind Möbel aus Rosenholz bei der neuen Mittelklasse besonders begehrt. Dass die Bäume unter Schutz standen und das Holz nicht gehandelt werden darf, interessiert die chinesischen Importeure nicht. In Afrika aber bleiben verödete Landstriche und verarmte Dorfbewohner zurück.

Trial International mahnt die Bundesanwaltschaft

Ausgeführt wird das Edelholz über Gambia, ein kleines Land am Atlantik, das von Senegal umschlossen wird. Von 2014 bis 2017 hatte dort die Firma Westwood ein Monopol auf Holzhandel. Teilweise gehörte die Firma Gambias damaligem Präsidenten Yahya Jammeh, einem brutalen Diktator, der Homosexuelle und Oppositionelle foltern und töten liess.

Gambias Ex-Präsident Yahya Jammeh. Foto: Getty Images

Der andere Teil gehörte laut afrikanischen Medien und Berichten des internationalen Recherchenetzwerks OCCRP einem Schweizer Staatsbürger: dem aus Rumänien stammenden Freiburger Geschäftsmann Nicolae Bogdan Buzaianu.

Die Genfer Menschenrechtsorganisation Trial International wirft Buzaianu deshalb die Plünderung des geschützten Rosenholzes vor und hat ihn im Sommer 2019 bei der Bundesanwaltschaft verzeigt. Nun geht die Organisation damit an die Öffentlichkeit. «Wir wollten der Bundesanwaltschaft genug Zeit geben, um die von uns vorgelegten Beweise gegen Herrn Buzaianu zu prüfen», sagt Montse Ferrer von Trial International: «Wir hoffen, dass Schritte unternommen worden sind und die Behörden diesen Fall untersuchen.»

Die Bundesanwaltschaft bestätigt auf Anfrage, dass sie die Anzeige der Menschenrechtsorganisation erhalten habe. Ein Strafverfahren sei in diesem Stadium nicht eingeleitet worden: Man führe weitere Abklärungen durch.

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Buzaianu hat eine Wohnadresse in Freiburg. Sein Name scheint bei mehreren in Freiburg registrierten Firmen auf, einige wurden mittlerweile wieder liquidiert. In einer Selbstdarstellung im Internet bezeichnet sich Buzaianu als «Philanthrop» und gibt sein Motto preis: «Man kann heute Geld haben und morgen keines. Wichtig ist, immer fair zu bleiben.»

Auch Alpiq hatte schon mit Nicolae Buzaianu zu tun

Die angebliche Fairness wird nicht nur in afrikanischen Medien, sondern auch in seinem Geburtsland Rumänien stark angezweifelt: Dort beherrschten Buzaianus schweizerische und rumänische ­Firmen mit politischer Hilfe den Energiemarkt. Die sogenannten smarten Jungs, wie die Firmen und ihre Eigentümer von der rumänischen Presse ­genannt wurden, kauften günstig beim staatlichen Stromproduzenten und ­verkauften teuer an die Konsumenten. Das brachte zwar ordentlich Profit, trieb den staatlichen Stromerzeuger Hidro­electrica aber in den Konkurs.

2007 kaufte die Schweizer Alpiq ­Buzaianus Firmen und wurde damit zu einem wichtigen Energiehändler in Rumänien – aber auch zu einem Justizfall. Der Schweizer Konzern verlor die unter ­Buzaianu geschlossenen besonders vorteilhaften Lieferverträge und sollte fast 200 Millionen Franken Steuern in Rumänien nachzahlen. Im Gegenzug verklagte Alpiq den rumänischen Staat auf 450 Millionen Dollar Schadenersatz. Der Rechtsstreit ist noch nicht beendet. Auf Buzaianu angesprochen, gibt die Medienstelle von Alpiq keine Antwort.

Einige Jahre nach den Geschäften mit Alpiq knüpfte Buzaianu Kontakte zu Gambias Diktator Yahya Jammeh. Schon bald durfte der Schweizer im Regierungsjet fliegen und als Gambias Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten auftreten. Und er stieg in den Holzhandel ein.

Weil die Vorräte an Rosenholz im kleinen Gambia bald erschöpft waren, kamen die riesigen Wälder in der benachbarten senegalesischen Region Casamance unter die Axt. Laut Trial International exportierte die Firma Westwood in knapp drei Jahren Edelholz im Wert von 170 Millionen Franken nach China. Mit einem Teil des Gewinns sei die Rebellenarmee MFDC in Senegal finanziert worden. Sie will mit Anschlägen gegen die Armee die Unabhängigkeit der Provinz Casamance erreichen. Trial International sieht deshalb im Handel mit Rosenholz auch ein Kriegsverbrechen.

Ein wichtiges Signal gegen den illegalen Holzhandel

Buzaianu lässt über seinen Schweizer Anwalt alle Vorwürfe mit Nachdruck zurückweisen: Er habe sich stets gesetzeskonform verhalten und sehe keine Veranlassung, die an ihn gerichteten Fragen zu beantworten.

Yahya Jammeh flüchtete im Januar 2017 nach Äquatorialguinea. Sein Nachfolger Adama Barrow versprach, die Holzplünderungen zu stoppen. Die aktuelle Dokumentation der BBC beweist jedoch, dass sie ungebremst weitergehen. Ein ehemaliger Manager von Westwood soll daran beteiligt sein.

Auch wenn der Schweizer Nicolae Buzaianu heute nicht mehr von den Plünderungen profitiere, wäre ein Verfahren gegen ihn ein wichtiges Signal, sagt Montse Ferrer von Trial International: «Der illegale Handel mit Edelholz wird immer weitergehen, solange Strafverfolgungsbehörden weltweit nicht einschreiten.»