Wenn es im Handel um das Thema Logistik geht, wird meist über die Bedeutung der letzten Meile gesprochen. Doch bevor ein Händler sich darum kümmern kann, wie er seine Produkte am besten an den Kunden bringt, muss er die Logistik innerhalb seines Unternehmens im Griff haben.
Mehr noch als in anderen Branchen entscheidet im E-Commerce die schnelle Abwicklung von Bestellungen immer stärker über den Erfolg. Onlinehändler, die sich Zeit für die Optimierung ihrer Lagerprozesse nehmen, sparen nicht nur Kosten und Zeit, sie verbessern auch die Kundenbindung.
Verschärfter Kostendruck
Die Anforderungen an die IT-Systeme im Lagerhaus sind deshalb groß - gerade im Online- und Versandhandel mit immer kürzeren Durchlaufzeiten zwischen Auftragseingang und Auslieferung, Stichwort "Same-Day-Delivery", einem großen Artikelspektrum, kleinteiligen Bestellungen und dem Zwang zu maximaler Verfügbarkeit. Schließlich ist die Konkurrenz immer nur einen Mausklick entfernt.Amazon hat die Messlatte für einen effizienten Versandprozess sehr hoch gelegt - und damit den Druck auf kleinere Onlinehändler erhöht, effiziente Logistiksysteme mit einer fehlerfreien Kommissionierung schon im Lager bereitzustellen. Ocado, britischer Rivale im Lebensmittelhandel, arbeitet im Customer Fulfillment Center in Andover inzwischen hochautomatisiert. Roboterkisten navigieren durch eine dreistöckige Aluminiumkonstruktion, nehmen Produkte aus Kisten auf und lassen sie zu Packstationen fallen, wo sie in Säcken verpackt werden. Die Roboter brauchen fünf Minuten, um eine Bestellung mit 50 Artikeln zu erledigen.
Inside Ocado's automated warehouse
Viel Potenzial zur Optimierung
Soweit zu den Herausforderungen. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zur Beschaffungs- und Distributionslogistik können die intralogistischen Prozesse durch den Händler aktiv gesteuert werden. Die Prozesse im eigenen Lager unterliegen weniger stark externen Einflüssen und lassen sich dadurch besser an sich ändernde Bedürfnisse anpassen.Und es gibt inzwischen eine Vielfalt von Lösungen für die Lagerung, Beförderung und Kommissionierung der Waren, die auf die Anforderungen des Verkaufskanals Internet zugeschnitten sind, also auf große Lagerkapazitäten bei einem großen Anteil an Bestellungen mit nur einem Artikel, Versand am selben oder spätestens am nächsten Tag, die Bearbeitung von Rücksendungen - und, ganz wichtig, auf variable Umschlagshäufigkeiten und saisonale oder Angebotsspitzen. Schließlich bestellen viele Onlinekunden am Wochenende, sodass die Orderlines bei vielen Unternehmen dann zwei- oder dreimal höher liegen als am Freitag.
Lösungen werden immer individueller
Kern ist dabei immer die Lagerverwaltungssoftware, die Echtzeitsteuerung und Transparenz bei allen Lagerprozessen bietet. Im Idealfall werden durch spezielle Branchenlösungen nicht nur die Dauer der Auftragserfüllung und der dafür erforderliche Arbeitseinsatz verringert, sondern gleichzeitig die erforderlichen Lagerflächen verringert. So ermöglichen zum Beispiel moderne Picking-Lösungen nach dem Ware-zur-Person-Prinzip eine kompakte Lagerhaltung. Im wachsenden Onlinehandel mit frischen und TK-Lebensmitteln können Lösungen für automatische Mischgebindepalettierung Kosten und Aufwand im Lager reduzieren.Die Frage, ob automatisierte Intralogistiklösungen dem Flexibilitätsanspruch im Hinblick auf Menge und Ware im E-Commerce gerecht werden können, kann heute eindeutig mit "ja" beantwortet werden. Denn Robotikanwendungen mit künstlicher Intelligenz bewältigen auch komplexe, sich verändernde Abläufe. Automatisierte Anlagen wie Roboter, Regalbediengeräte oder Shuttles arbeiten vernetzt zusammen und organisieren sich als autarke Systeme zunehmend selbst.
Bis zum voll automatisierten Warenlager mit anschließender Drohnenlieferung an die Haustür ist es zwar noch ein langer Weg. In Ansätzen ist die Zukunft aber bereits sichtbar.