Liebe Leserin, lieber Leser, auch beim Prime Day gestöbert? Dann ist Ihnen sicher aufgefallen, in welcher Masse und mit welcher Wucht Amazon nicht nur seine Gadgets, sondern auch all seine anderen Eigenmarken radikal reduziert hat. Bei anderen Playern würde man derlei Räumungsverkauf nennen. Amazon räumt so die Nachfrage auf Wochen ab und zeigt seine Sortimentsstärke. Noch mehr Sorgen machen muss aber eine ganz andere Amazon-Stärke.

Amazon stolpert zum neuen Milliarden-Rekord:

Am Prime Day gerät auch Amazon an seine Grenzen. Nutzer klagten beim Start des Schnäppchen-Marathons, bei dem Amazon mit vermutlich 3,4 Milliarden Dollar eine Milliarde Dollar mehr als im Vorjahr bewegen wird, über Fehlermeldungen und kamen nicht in den Shop. Auch sonst verschluckte sich das System zuweilen. Auch in Deutschland. Zeigte Amazon beispielsweise auf der Produktübersichtsseite bei manchen Artikeln noch Prime-Day-Sonderpreise an, waren die auf der Produktdetailseite dann verschwunden. Ausverkauft?! Man kann das als Täuschung empfinden. Man kann darin aber auch eine grosse Peinlichkeit für den gerne so perfekt wirkenden Tech-Riesen sehen.
Auch sonst zeigt die Schnäppchen-Stöberei, dass Amazon zunehmend zu einem technischen Monster mit Fantastiliarden an Hebeln, Links, Buttons, Filtern und Klicks gerät. Zunehmend wirkt es wie ein MySpace für den E-Commerce und nicht wie eine intuitiv nutzbare Shopping-Oberfläche. Amazon ist auf dem besten Wege sich kaputt zu optionieren und zu überindividualisieren. Aber man weiß das in Seattle. Die Verschmelzung von Amazon Fresh und Prime Now beispielsweise ist nur noch eine Frage der Zeit.

ANWR startet Plattform für Crowdfunding:

Die Verbundgruppe ANWR startet eine Plattform zur Crowdfinanzierung, die kapitalsuchende Unternehmen im Handel mit Kapitalanlegern zusammenbringen soll. Erstes Anlageprojekt auf clever-crowdinvestieren.de ist die CN Mailorder GmbH, aus der Verbundgruppe Sport 2000, die unter sportbedarf.de das Online-Geschäft betreibt. Ziel ist es, 500.000 Euro für die Wachstumsfinanzierung einzusammeln. Der Start folgt damit fast ein Jahrzehnt nach der Gründung der heute weltweit größten Finanzierungsplattform Kickstarter, die den Trend der Schwarmfinanzierung, mit der Unternehmen, Start-ups und Privatpersonen private Gelder einsammeln können, wenn sie beispielsweise Banken umgehen wollen, ins Rollen brachte. Zu den bekanntesten Plattformen hierzulande zählen Companisto und Startnext.

Streik zum Prime Day:

Zum Amazon Prime Day streiken heute Beschäftigte an den Standorten Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Rheinberg, Werne und Koblenz. Auch in Polen und Spanien gibt es ähnliche Aktionen. Verdi fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren seit Jahren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon lehnt das ab.

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Der Countdown läuft, sind deutsche Firmen bereit? Im kommenden Webinar am 19.07. gibt Mirjana Stanišic-Petrovic vom Fraunhofer IAO einen exklusiven Einblick in die Ergebnisse der E-Invoicing-Studie von Comarch und Fraunhofer: Wie viele Firmen sind bereits papierlos bei Ausgangs- und Eingangsrechnungen? Was hat sich verbessert und was nicht? Jetzt gratis anmelden

INTERNATIONAL

Amazon ist die erste Adresse:

Längst hat Amazon dem Rivalen Google den Rang als erste Adresse unter den Produktsuchmaschinen abgenommen. Das ist bekannt. Neue Zahlen für UK und USA zeigen jetzt aber wie gewaltig die Vorherrschaft von Amazon schon ist.  51 Prozent aller Online-Kunden starten die Einkaufsreise bei Amazon. 80 Prozent checken irgendwann während des Einkaufs in jedem Fall Preis und Angebot bei Amazon. Die "Future Shopper Studie" von Salmon zeigt damit aber nicht nur, dass Amazon im Relevant Set ganz oben steht. Sie macht auch klar, dass Amazon als Preisanker fungiert, und die Erwartungshaltung des Verbrauchers über Branchengrenzen hinweg bestimmt, wenn es um Usability, Verfügbarkeit, Check-out-Prozesse und schnelle Lieferzeiten geht.

TRENDS & FAKTEN

Netflix enttäuscht:

Der Streaming-Riese Netflix hat mit seiner Bilanz für das zweite Quartal enttäuscht. Zwar gewann die Plattform 5,2 Millionen neue Mitglieder, erwartet hatte man aber eine Million mehr. Wenigstens kletterte der Umsatz um 43 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn lag bei 384 Millionen Dollar.

Zahl des Tages:

Mit einem geschätzten Vermögen von 150 Milliarden Dollar ist Amazon Gründer Jeff Bezos nun wieder der reichste Mann der Welt. Inflationsbereinigt ist er damt sogar reicher als irgendwer sonst seit mindestens den 80er Jahren. 

Lesetipp des Tages:

Mehr Pakete, weniger Gewinne. Das Handelsblatt  geht der Frage nach, ob den Logistikern außer Preiserhöhungen und Obergrenzen noch etwas anderes einfällt, um auf der Habenseite besser da zu stehen. Spoiler: Wenig. Als da wären: Handheld-Geräte für die Fahrer, Mikro-Auslieferungsstationen, Kooperationen.

Start-up des Tages:

Jeder, der einmal auf der Suche nach einem neuen Job war, kennt die nervenzehrenden Momente eines unorganisierten Bewerbungsprozesses. Doch ewiges Durchstöbern von intransparenten Stellenausschreibungen soll dank 4scotty der Vergangenheit angehören. etailment stellt das Start-up vor.

Beliebtester Beitrag am Vortag:

Er lebt seine Überzeugungen: Biolebensmittel, soziales Unternehmertum, Verantwortung als Mensch  – und gehört zu den wichtigsten Produzenten und Händlern von Bio-Produkten. Alnatura-Gründer Götz Rehn erklärt seinen Erfolg.

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