Horst Seehofer :
„Das werden wir uns nicht gefallen lassen“

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Bundesinnenminister Horst Seehofer
Der CSU-Chef wirft Angela Merkel vor, im Asylstreit „aus einer Mücke einen Elefanten zu machen“. Die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin will er nicht hinnehmen. Die SPD beklagt, die Union schade dem ganzen Land.

Im Unions-Streit um die Flüchtlingspolitik hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) abermals davor gewarnt, ihn durch ihre Richtlinienkompetenz an seinem Vorhaben zu hindern. „Das werden wir uns auch nicht gefallen lassen“, sagte Seehofer im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Das Kanzleramt habe wegen seines Plans, Flüchtlinge an der Grenze abzuweisen, die bereits in anderen EU-Ländern registriert sind, „aus einer Mücke einen Elefanten gemacht“. Es sei „höchst ungewöhnlich, gegenüber dem Vorsitzenden des Koalitionspartners CSU mit der Richtlinienkompetenz zu drohen“, sagte Seehofer.

Laschet lehnt Grenzkontrollen ab

Auch in der Sache legte der Innenminister nach. Seine Haltung sei klar, sagte er. Wenn der EU-Gipfel „keine wirkungsgleichen Lösungen“ bringe, würden Migranten, die bereits in einem anderen EU-Land registriert sind, zurückgewiesen, sagte Seehofer. Bei einem symbolischen Akt wolle er es dabei nicht belassen. Es gehe darum, „dass man effektiv zurückweisen kann“. Dazu gehörten für ihn „temporäre, anlassbezogene Kontrollen auch an anderen Grenzübergängen als den drei stationär kontrollierten in Bayern“.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schloss Kontrollen an den Außengrenzen seines Landes aus. „Wir haben einen großen gemeinsamen Wirtschafts-, Lebens- und Arbeitsraum mit den Niederlanden, Belgien und Luxemburg. Jetzt wieder Kontrollen einzuführen, durch die wir zwei bis drei Stunden an der Grenze stehen würden, kommt überhaupt nicht in Frage“, sagte Laschet dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Samstag.

Seehofer will bereits in anderen EU-Staaten registrierte Flüchtlinge an der deutschen Grenze zurückweisen und droht damit, dies auch im nationalen Alleingang durchzusetzen. Merkel lehnt das Vorhaben ab und will bis Monatsende europäische Lösungen aushandeln. Entscheidend dafür ist nach einem ersten Treffen von EU-Staaten am Sonntag in Brüssel der Verlauf des EU-Gipfels Ende kommender Woche.

Merkel hat Seehofer davor gewarnt, bei einem Scheitern ihrer Bemühungen im Alleingang Zurückweisungen an der Grenze anzuordnen. Dabei verwies sie auf ihre Richtlinienkompetenz als Bundeskanzlerin.

Vizekanzler Olaf Scholz wandte sich angesichts des fast ausweglos erscheinenden Streits zwischen CDU und CSU gegen Spekulationen über Neuwahlen. „Wir haben vom Wähler das Mandat bekommen, das Land voranzubringen. Der Koalitionsvertrag ist eine gute Grundlage für die Arbeit der Regierung. Daran halten wir uns“, sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende der „Rheinischen Post“. Er rief zugleich die Union auf, ihren internen Dauerkonflikt endlich zu beenden. „Der binnenfixierte Streit, den sich CDU und CSU gerade leisten, schadet unserem Land. Ich kann nur hoffen, die beiden Parteien finden da schnell wieder heraus.“