Bowie-Musical feiert Premiere :
Nur für einen Tag

Lesezeit: 4 Min.
André Kaczmarczyk, Hans Petter Melø Dahl und Lieke Hoppe in der deutschen Erstaufführung von „Lazarus“ im Düsseldorfer Schauspielhaus
Kaltromantisch die Musik, heiter die Szene: Matthias Hartmann bringt in Düsseldorf die deutsche Erstaufführung von David Bowies Musical „Lazarus“ auf die Bühne.

Der Zeitpunkt war genau gewählt: Am Tag seiner Düsseldorfer Bowie-Premiere erschien im österreichischen „Standard“ ein offener Brief, in dem sechzig Ensemblemitglieder des Burgtheaters Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Intendanten Matthias Hartmann erhoben. Es habe unter seiner Leitung keinen „verantwortungsvollen Umgang mit Abhängigkeiten“ gegeben, so die Unterzeichner, zu denen unter anderem namhafte Schauspieler und Schauspielerinnen wie Nicholas Ofczarek, Elisabeth Orth und Corinna Kirchhoff gehören. Zur Last gelegt werden Hartmann keine Straftaten, sondern ein schlüpfrig-penetrantes Klima. Er habe sexistische Witze zum Besten gegeben und seine Machtstellung ausgenutzt, um Kolleginnen zu demütigen. Auch wenn der Brief darum bemüht ist, besonnen und unaufgeregt zu wirken, geschieht die detaillierte Wiedergabe von Hartmanns unappetitlichen „dirty talks“ auf Proben wohl nicht absichtslos. Nach der gerade abgeflauten Debatte um Hartmanns Rolle im Wiener Theaterfinanzskandal, scheint seine Kündigung nun rückwirkend zumindest aus moralischen Gründen gerechtfertigt. Dass es sich bei Hartmann offenbar nicht um einen sensiblen und disziplinierten Spielleiter handelt, ist betrüblich, enttäuschend, abstoßend. Allein auf weiter Flur wird er mit so einem Verhalten an den deutschsprachigen Bühnen allerdings nicht sein. Was von Proben an der alten Berliner Volksbühne berichtet wird, klingt nicht weniger abgeschmackt.

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