Missbrauchsvorwürfe :
Sat.1 leitet interne Untersuchung gegen Dieter Wedel ein

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Dieter Wedel ist Filmregisseur und Theaterintendant
Im Fall Dieter Wedel haben mehrere Fernsehsender und Rundfunkanstalten angekündigt, frühere Vorwürfe gegen den Regisseur während gemeinsamer Produktionen zu untersuchen. Jetzt auch Sat.1.

Nach den Vorwürfen der Vergewaltigung und Körperverletzung gegen Dieter Wedel will nun auch der Privatsender Sat.1 eine interne Untersuchung früherer Vorwürfe gegen den Film- und Theaterregisseur durchführen, die bei gemeinsamen Produktionen aufgekommen waren. Wedel hatte 1988 bei dem erfolgreichen Sat.1-Mehrteiler „Der König von St. Pauli“ Regie geführt.

Der Sender gab an, die Vorwürfe gegen Dieter Wedel „sehr ernst“ zu nehmen. „Pro Sieben Sat.1 lebt eine Unternehmenskultur, die jegliche Art von Diskriminierung, sexueller Gewalt und Machtmissbrauch untersagt“, verkündet der Konzern. „Als Konzern haben wir eine moralische Verantwortung, unsere Mitarbeiter und die Mitwirkenden an unseren Produktionen vor sexueller Diskriminierung und Machtmissbrauch zu schützen.“ Deshalb würden auch bereits bestehende Vorkehrungen noch einmal überprüft. Das Ziel sei, Übergriffe so weit wie möglich auszuschließen und, falls bereits geschehen, unmittelbar aufzuarbeiten.

Zuvor hatte schon die Produktionsfirma Bavaria Film angekündigt, die Zusammenarbeit mit Wedel zu untersuchen. Auch der Saarländische Rundfunk (SR) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, den Umgang des Senders mit den Vorwürfen, die schon im Jahr 1981 von einer Schauspielerin gegen Wedel erhoben wurden, mithilfe einer „Task Force“ aufzuarbeiten. Warum damals niemand auf die Vorwürfe reagiert habe, wisse man leider nicht, räumte der SR ein.

Bei der ARD laufen im Fall Wedel derzeit Untersuchungen in einzelnen Landesrundfunkanstalten. Am Anfang der kommenden Woche wollen sich zudem die Intendanten des Senderverbunds bei einer Sitzung in München mit den Vorwürfen befassen.

Dieter Wedel hatte die Anschuldigungen mehrerer Frauen, die vor einigen Wochen im Magazin der „Zeit“ veröffentlicht wurden und von Schikane am Filmset über sexuelle Belästigung bis zu Vergewaltigung reichen, per eidesstattlicher Erklärung zurückgewiesen.

Die Vorwürfe haben eine Diskussion um den Umgang mit Vorfällen sexueller Belästigung in der deutschen Film- und Fernsehbranche angeregt. Zuletzt hatte auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, die Einführung einer öffentlichen Beschwerdestelle gefordert. „#MeToo macht deutlich, wie schwer es ist, das Schweigen zu brechen, wenn es keine allgemein bekannten und leicht zugänglichen Beschwerde- und Hilfeangebote gibt und Frauen mächtigen Agenten, Regisseuren oder Produzenten gegenüberstehen“, sagte er an diesem Donnerstag gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Ein Zeichen gegen die Duldung sexueller Belästigung in der Filmbranche könne auch auf der Berlinale gesetzt werden.