Tag 1241: Motorrennstrecken live erleben

von Heiko Gärtner
14.09.2017 01:55 Uhr

27.-28.05.2017

Die Engländer lieben Autos. Das kann man ganz klar so festhalten, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Ich weiß, über uns Deutsche sagt man das zwar auch, aber wir sind nicht einmal ein Zehntel so vernarrt, wie unsere Nachbarn auf den Britischen Inseln. Ich selbst muss ja zugeben, dass ich mich mit Autos so gut wie überhaupt nicht auskenne und erst seit wir uns an die Erlebnisseite gemacht haben, habe ich mich zum ersten Mal intensiver mit diesem Thema beschäftigt. Schnelle, laute und coole Kutschen zu fahren ist eben einer der häufigsten Männerträume unserer Zeit und dementsprechend gibt es auch viele Erlebnisangebote in diesem Bereich. Die meisten Luxusschlitten, mit denen man dabei Wochenendtrips, Rennfahrten oder Rundtouren buchen hatte ich davor zumeist noch nie gesehen und bis zu unserer Ankunft in England kannte ich sie nur von Bildern. Jetzt änderte sich dies jedoch schlagartig, denn hier gehören sie einfach zum alltäglichen Straßenverkehr. Aston Martin, Dodge, Lotus, Mercedes SLK, Ferrari, Porsche, Rolls Royce, Lamborghini und dergleichen mehr fahren hier an einem vorbei wir bei uns VWs und Renaults. Bislang haben wir uns immer gefragt, was die Menschen damit anfingen, wenn sie die Fahrleistung hier doch niemals nutzen konnten. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen selbst auf den Autobahnen waren streng und die Straßen selbst oft in so schlechtem Zustand, dass man selbst bei normaler Geschwindigkeit schon Angst bekam. Dies war vielleicht auch einer der Gründe, warum jeder Haushalt zusätzlich noch einen Geländewagen mit Allradantrieb ihr Eigen nannte.

Motorpower live erleben

Heute jedoch kamen wir an einer der berühmtesten Motorrennstrecken in England vorbei, die uns einige Antworten auf die hier noch offenen Fragen gab. Es war kein Formel-1-Parcours sondern eine Touring-Strecke, wo man mit „normalen“, getuneten Autos und Motorrädern fahren konnte. Die kleinen Flitzer waren bunt und wild und jagten einander über die Asphaltpiste. Es waren keine Rennfahrer, die darin saßen, sondern Menschen, die sich hiermit einen Traum erfüllten und einmal so richtig Gas geben durften. Dafür gab es dann auch reichlich Sicherheitsvorkehrungen und jede Menge Sanitäter, falls einer eine Kurve doch einmal nicht so packen sollte, wie er es plante.

Wir machten Halt in einer kleinen Ortschaft, die einen knappen Kilometer von der Rennstrecke entfernt lag. Gerade so weit also, dass man von hier aus nichts mehr sehen, aber noch alles hören konnte. Zum Übernachten bekamen wir einen Platz in der Kirche, die von ihrem Kirchenverwalter gerade frisch umgebaut und um ein Büro, eine Küche und eine Toilette erweitert wurde. Der Verwalter war ein pensionierter Ingenieur, der gemeinsam mit seiner Frau hier hergezogen war, um seine Rente in einem kleinen, verschlafenen Dorf zu verbringen. Dass die Rennstrecke bis hier herübertönte, wenn der Wind richtig ging und dass hier fast jedes Wochenende Rennen gefahren wurden, hatten sie damals nicht gewusst und als sie es bemerkten, war es längst zu spät. „Wir haben uns damit arrangiert!“ meinte er, wollte das Thema dann aber lieber nicht weiter vertiefen.

Privat gesponserte Kirchen

Dafür erfuhren wir noch einmal ein spannendes Detail über die englische Kirche. Zuvor hatten wir uns gefragt, wie es kam, dass winziger Dörfer riesige Kirchen haben konnten und größere Orte überhaupt keine. Wieso waren sie an einigen Orten so überaus prunkvoll und an anderen so unauffällig und schlicht. Der Grund lag in dem gleichen System begraben, das auch heute noch überall spürbar ist. Die Kirche lebt hier rein aufgrund des Adels. Der Mann beschrieb es folgendermaßen: „Dieser Ort hier hatte Glück, denn hier lebte seinerzeit eine reiche Familie, die diese Kirche erbauen ließ. Sie war zwar nicht so reich, wie die Familie aus dem Ort, wo ihr letzte Nacht geschlafen habt, aber sie war reich genug, dass es für eine schöne Kirche gereicht hat.“ Ob es Kirchen gab oder nicht und wie diese beschaffen waren lag also nicht am Dorf oder an der Ortschaft selbst, sondern lediglich am Geldbeutel der ortsansässigen Adelsfamilien. Und heute bestimmt genau der gleiche Faktor darüber, ob Kirchen in einem Ort erhalten bleiben oder nicht.

Wir bewegen uns nun immer weiter auf Manchester zu und müssen hier sowohl ein Gebirge als auch eine dicht besiedelte Zone voller Städte durchqueren. Heute gelang uns das recht gut, weil es einen Fahrradweg gab, der entlang einer alten Bahntrasse durch die Orte führte und an den wir uns halten konnten.

Unwirkliche Begegnungen

Auf diesem Weg begegneten uns zum ersten Mal seit Wochen wieder andere Wanderer, Spaziergänger, Radfahrer und Urlauber antrafen. Dabei kam uns auch eine junge Frau entgegen, die so eigentlich wieder einmal nicht hätte existieren dürfen. Sie hatte ein recht hübsches (aber nicht ganz authentisches) sympathisches Gesicht, eine große, silikonverstärkte Oberweite mit zwei Brustwarzenpiercings, die sich unter ihrem hautengen, bauchfreien Oberteil abzeichneten und eine schlanke, sportliche Figur. Ihre Haare, waren zu einem Zopf zusammen gebunden, der ihr bis zum Hintern reichte und in der Hand trug sie eine Wasserflasche, die sie ein bisschen hielt wie eine olympische Fackel. Einen BH trug sie nicht, was in ihrem Fall zum Joggen ebenso unpraktisch war, wie die Flasche in der Hand. Kein real existierender Mensch käme jemals auf die Idee, auf so eine Weise joggen zu gehen. Spannend war aber vor allem, das Heiko nicht einmal eine Minute zuvor, über das Thema Ablenkung durch sexuelle Reize und sexuellen Hunger gesprochen hatte. Wir Menschen wissen im Normalfall genau, was uns gut tut und was nicht, und wir erkennen auch relativ zielsicher jede Form der Lüge oder der Scheinwahrheit, wenn sie uns vorgespielt wird. Wenn wir einen Menschen kennenlernen wissen wir also fast immer sofort, ob es ein Mensch ist, mit dem wir eine funktionierende, heilsame und produktive Beziehung eingehen können oder nicht.

Warum wir uns austricksen lassen

Wir wissen, ob es ein Mensch ist, mit dem wir nur ärger haben werden, der uns betrügen wird, und einschränkt, verbiegt oder anderweitig schadet. Wenn wir also offen und ehrlich zu uns selbst sind, kann es uns nicht passieren, dass wir uns überhaupt auf eine solche Beziehung einlassen. Es sei denn, wir haben einen Hunger oder gar eine Gier in uns. Dann passiert das gleiche, das auch passiert, wenn man hungrig im Supermarkt einkauft. Man weiß, das Werbebotschaften grundsätzlich Lügen und leere Versprechen sind, doch wenn man hungrig ist, ignoriert man dieses wissen und lässt sich dennoch auf die Lüge ein. Man übersieht die Anzeichen oder ignoriert sie bewusst. Man will belogen werden, wenn die Lüge einem verspricht, dass sie den Hunger stillt.

Und genau in dem Moment taucht ein solches Ablenkungs-Angebot auf. Eine Frau, die in etwa den momentanen Stand von Shania hat, dabei jedoch eine dezente, innere Blässe und Farblosigkeit ausstrahlt, die darauf hinweist, dass es mit ihr niemals funktionieren würde. Es ist ein Signal, das man sofort wahrnehmen kann und dass einem unmissverständlich klar macht: Dies wäre nichts als eine Ablenkung und es würde kein Wachstum, keine Entwicklung und kein gemeinsamer Weg möglich sein. Man weiß es und doch springt der Körper darauf an und sagt: „Will ich haben!“ Wäre der Hunger größer und die Aufmerksamkeit geringer, wäre man darauf hinein gefallen, hätte versucht einen Kontakt aufzubauen und wäre früher oder später um eine bittere Enttäuschung reicher geworden.

Die junge Frau war aber auch noch einmal ein Hinweis für dich, denn was ebenfalls an ihr auffällig war, dass auch sie Ihre Augen mit permanent Make-Up konturiert hatte. Es waren gute Ansätze dabei, aber sie waren nicht konsequent umgesetzt worden und deshalb wirkte es unstimmig und unsicher. Sie wirkte fast, als wäre sie bewusst als Ablenkung hier platziert worden, um uns als Herde auseinander zu bringen. Frei nach dem Motto: „Wenn ich diesem Heiko eine andere Frau schicke, die ein bisschen besser ist als Heidi, dann nimmt er vielleicht die und Heidi ist außer Gefahr!“

Offenbar ist hier noch immer der Puppenspieler am Werk, der immer noch permanent von zwei Seiten spielt und Shania von uns und uns von Shania wegbringen will. Hier ist also vor allem jetzt im Moment äußerste, und wirklich äußerste Aufmerksamkeit gefragt!

Spruch des Tages: Lügen glaubt nur, wer sie glauben will

Höhenmeter: 70 m

Tagesetappe: 14 km

Gesamtstrecke: 22.724,27 km

Wetter: heiß, schwül und sonnig

Etappenziel: Kirche, CW6 9BW Little Budworth, England

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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