Der Freiburger Ökonom und "Wirtschaftsweise" Lars Feld hat sich nach den Reformvorschlägen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gegen eine zügige Ausweitung der Eurozone ausgesprochen.
"Ich habe den Eindruck, dass Herr Juncker den Schuss nicht gehört hat. Wenn man vor dem Hintergrund der weiterhin nicht vollständig bewältigten Probleme im Euroraum, der Absetzungsbewegungen, die es in Osteuropa gibt, und dem Brexit-Votum einfach nur mit mehr Europa antwortet, und das im heikelsten Bereich der europäischen Einigung, dann hat man sicher ein Problem auf der Ebene der Kommission", sagte der Freiburger Ökonom und "Wirtschaftsweise" Lars Feld am Donnerstag im Radioprogramm SWR Aktuell.
Die Euro-Krise habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass in den Mitgliedsstaaten einer Währungsunion in etwa gleiche wirtschaftliche Verhältnisse herrschten. "Dass die Einführung des Euro in den Verträgen drinsteht, heißt ja nicht, dass man schnell reagieren muss. Wir sollten genügend Zeit verstreichen lassen, um sicherzustellen, dass diese realwirtschaftliche Konvergenz da ist", sagte er.
Wenige Tage vor der deutschen Bundestagswahl hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit brisanten Vorschlägen die Debatte über die Zukunft der EU angeheizt. So will er eine möglichst rasche Einführung des Euro in allen EU-Staaten, also auch in ärmeren Ländern wie Rumänien und Bulgarien. Außerdem sollten alle EU-Länder der Schengenzone ohne Grenzkontrollen beitreten. Der Vorschlag traf auch in Österreich auf Kritik. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und sein Herausforderer, Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), verwiesen auf Griechenland als Negativbeispiel.
(APA/dpa)