Unternehmen in Deutschland stellen neue Mitarbeiter häufiger nur befristet ein. 45 Prozent der neu eingestellten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und damit fast jeder Zweite hat im vergangenen Jahr nur einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten. Das berichten die Rheinische Post und der Bonner General-Anzeiger unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion. 2015 waren 41 Prozent aller Neueinstellungen befristet, 2014 zuvor lag der Wert allerdings bei 45 Prozent – und damit genauso hoch wie im vergangenen Jahr.

2016 gab es laut Bundesregierung etwa 3,4 Millionen sozialversicherungspflichtige Neueinstellungen. Davon sind Auszubildende und Minijobber ausgeschlossen. "Hiervon waren rund 45 Prozent, also etwa 1,6 Millionen Stellen, befristet", heißt es in dem Papier. Das Arbeitsministerium beruft sich in seiner Antwort auf eine aktuelle Stellenerhebung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit.

Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Anteil der Befristungen an allen Neueinstellungen 2016 nicht nur bei Jüngeren, sondern auch bei Arbeitnehmern mittleren und höheren Alters zu. Besonders deutlich stieg er bei Beschäftigten zwischen 30 und 39 Jahren. Noch 2015 wurden 38 Prozent von ihnen befristet eingestellt. In 2016 waren es bereits 49 Prozent. Auch bei den über 50-Jährigen erhöhte sich der Anteil der befristeten Neueinstellungen von 39 auf 41 Prozent im vergangenen Jahr. Bei den 25- bis 29-Jährigen erhielten 2015 noch 47 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag, im vergangenen Jahr waren es sogar 50 Prozent.

Insgesamt ist der Anteil befristeter Jobs an der betrieblichen Gesamtbeschäftigung damit von 7,7 Prozent im Jahr 2015 auf 7,8 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen, wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht. Die Quote derer, die nach einer Befristung von ihrem Betrieb übernommen wurden, blieb demnach mit 40 Prozent unverändert. 

Die hohe Anzahl der befristeten Jobs vor allem bei jüngeren Arbeitnehmern sei "fatal, denn das ist gerade das Alter, in dem die Familienplanung eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte", sagte die Grünenabgeordnete Beate Müller-Gemmeke. Arbeitsverhältnisse mit Verfallsdatum machten die Familiengründung oft unmöglich. Die nächste Bundesregierung müsse die sachgrundlose Befristung abschaffen, forderte Müller-Gemmeke.

Korrekturhinweis: Eine frühere Version dieses Textes wurde unter der Überschrift "Mitarbeiter werden immer öfter befristet eingestellt" veröffentlicht. Diese Überschrift ist missverständlich, da sie einen längerfristigen Trend suggeriert. Der Anteil der befristeten Neueinstellungen in den vergangenen Jahren stieg jedoch nicht kontinuierlich und sank teilweise sogar. Wir haben daher die Überschrift geändert und die entsprechenden Stellen im Text um frühere Zahlen ergänzt.