Zum Inhalt springen

Erster Blogpost nach Vergiftung Nawalny kritisiert russische Behörden - und fordert Herausgabe seiner Kleidung

Alexej Nawalny ist wieder da: Der Kremlkritiker kommentiert in seinem ersten Blogeintrag seit dem Giftanschlag russische Behauptungen zu der Tat - und gibt bekannt, dass Spuren von Nowitschok auch auf seinem Körper gefunden worden seien.
Alexej Nawalny und seine Frau Julia auf einem Balkon der Berliner Charité

Alexej Nawalny und seine Frau Julia auf einem Balkon der Berliner Charité

Foto:

- / AFP

Der Kremlkritiker Alexej Nawalny ist nach seiner Vergiftung auf dem Weg der Besserung - und meldet sich mit einem Blogeintrag auch in der politischen Diskussion zurück. "Ich habe nichts anderes erwartet" - mit diesen Worten kommentierte Nawalny den Umstand, dass es bislang kein russisches Ermittlungsverfahren gibt und in russischen Talkshows behauptet wird, westliche Staaten oder seine eigenen Unterstützer könnten hinter dem Giftanschlag auf ihn stecken.

Die russischen Behörden behaupteten auch, dass kein Nervenkampfstoff gefunden worden sei, schrieb Nawalny in seinem ersten Blogeintrag seit dem Anschlag. Zwei unabhängige Labors in Frankreich und Schweden und ein Speziallabor der Bundeswehr hätten Spuren von Nowitschok in und auf seinem Körper bestätigt. "Nichts davon existiert in der politischen und rechtlichen Realität Russlands."

Nawalny forderte die russischen Behörden auf, die Kleidung zurückzugeben, die ihm vor dem Flug nach Deutschland abgenommen worden sei. "Wenn man bedenkt, dass Nowitschok an meinem Körper gefunden wurde und eine Vergiftung durch Körperkontakt sehr wahrscheinlich ist, ist meine Kleidung ein sehr wichtiges Beweisstück." Die behandelnden Ärzte im Krankenhaus der sibirischen Stadt Omsk sagten der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass Ermittler die Kleidung mitgenommen hätten.

Bei Instagram teilte Nawalny zudem ein Foto mit seiner Frau Julia mit den Worten: "Jetzt weiß ich aus Erfahrung: Liebe heilt und bringt einen zurück ins Leben." Er erinnere sich nur an wenig seit seiner Vergiftung, aber seine Partnerin habe ihm sehr bei der Heilung geholfen. "Julia, Du hast mich gerettet", schrieb der 44-Jährige.

Nawalnys Antikorruptionsstiftung kündigt Zusammenarbeit mit Polizei in Tomsk auf

Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen und zwei Tage später auf Drängen seiner Familie und Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht worden. Nach Angaben der Bundesregierung wurde der Oppositionelle "zweifelsfrei" mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet, der in der früheren Sowjetunion entwickelt worden war. Moskau weist den Verdacht zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben.

Die sibirische Polizei teilte am Montag mit, sie habe bei Voruntersuchungen zu dem Fall rund 200 Menschen vernommen. Iwan Schdanow, Direktor von Nawalnys Antikorruptionsstiftung, erklärte seinerseits, seine Mitarbeiter würden nicht länger mit der Polizei in Tomsk zusammenarbeiten. Er warf den Behörden vor, ein Verbrechen verheimlichen zu wollen. "Daran werden wir uns nicht beteiligen."

mes/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.