Fassbinder-Schauspielerin Irm Hermann ist tot
Immer wieder spielte sie die grämliche Spießerin, doch auch die komischen Rollen lagen ihr. Irm Hermann zählte zu den vielseitigsten Schauspielerinnen Deutschlands. Nun ist sie tot. Wie ihre Agentin am Donnerstag bestätigte, starb sie am Dienstag nach kurzer, schwerer Krankheit.
Ausbruch aus dem bürgerlichen Leben
Bevor sie Rainer Werner Fassbinder traf, arbeitete Hermann als Sekretärin. Der Regisseur entdeckte sie 1965 und verpflichtete sie für seinen zweiten Film. Es sei immer ihr Wunsch gewesen, einem bürgerlichen Leben zu entkommen, sagte Hermann mal in einem Interview mit dem "ZEIT Magazin" . Fassbinder habe sie aus diesem Leben geholt, er sei ihre Rettung gewesen. In über 20 Produktionen des Regisseurs wirkte Hermann anschließend mit, etwa in "Katzelmacher", "Angst essen Seele auf" und "Händler der vier Jahreszeiten".

Irm Hermann (Mitte) in Fassbinders "Acht Stunden sind kein Tag"
Foto: Capital Pictures/ ddp images/Capital PicturesDass sie häufig als verhärmte Kleinbürgerin besetzt wurde, habe sie nicht immer begeistert, sagte sie mal dem SPIEGEL. "Seit meiner Kindheit litt ich unter meinem Aussehen, weil auch die anderen immer sagten, ich sei nicht schön genug." Das habe sich aber mit den Jahren verändert. "Ich muss mich nicht mehr darum kümmern, wie ich aussehe. Es ist, wie es ist. Und es ist gut", sagte Hermann 2001.
Mit Fassbinder, mit dem sie auch liiert war, und der Schauspielerin Hanna Schygulla gründete die Schauspielerin in München das Antitheater. Auch hier übernahm sie zahlreiche Rollen. "Nicht dass mein Leben langweilig gewesen wäre, aber grenzwertig oder anarchistisch zu leben macht mir schon Spaß", sagte sie dem "ZEIT Magazin". 1975 allerdings endete die Zusammenarbeit mit Fassbinder. Er sei ekelig zu ihr gewesen und habe ihr etwa die Droge LSD ins Essen gegeben.
Komische Rollen
In den folgenden Jahren spielte sie für Regisseure wie Percy Adlon und Hans W. Geißendörfer. Erst nach der Zeit mit Fassbinder habe sie sich frei gespielt, sagt sie in einem Gespräch mit dem SPIEGEL. Auch mit Werner Herzog und Christoph Schlingensief arbeitete die Schauspielerin zusammen. Neben Gerhard Polt, Hape Kerkeling und Loriot spielte sie eher komische Rollen, etwa die mürrische Schwägerin Hermann Lohses (Loriot) in "Pappa ante portas". Eine der letzten Filmproduktionen, an denen Hermann mitwirkte, ist Bora Dagtekins "Fack ju Göhte 3".
Nun ist Irm Hermann gestorben. Sie wurde 77 Jahre alt.