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Nach Feuerball über Norddeutschland Forscher entdecken extrem seltenen Meteoriten in Flensburg

Im September verglühte ein Meteorit über Norddeutschland. Kurz darauf fand ein Mann in Flensburg einen kleinen, schwarzen Stein im Garten. Nun zeigt sich: Es handelt sich um extrem seltenes Material.
Meteorit "Flensburg": Weltweit sind bislang nur drei Meteoriten mit vergleichbaren Eigenschaften bekannt

Meteorit "Flensburg": Weltweit sind bislang nur drei Meteoriten mit vergleichbaren Eigenschaften bekannt

Manche hielten den Feuerball am Himmel zunächst für eine optische Täuschung, doch schnell war klar: Am 12. September 2019 ist über Norddeutschland mit lautem Knall ein Meteorit verglüht. Am Tag darauf entdeckte ein Mann in Flensburg einen kleinen, gerade mal 24,5 Gramm schweren, schwarzen Stein in seinem Garten - einen Meteoritenrest.

Vermutlich handelt es sich um Überreste vom Vortag. Forscher haben es nach seinem Fundort "Flensburg" benannt und inzwischen genauer untersucht - mit überraschendem Ergebnis.

Extrem seltene Meteoritenklasse

Meteoriten sind Bruchstücke ferner Himmelskörper, vor allem von Asteroiden, und gelten als die ältesten Gesteine des Sonnensystems. Sie können Aufschluss über die Entstehung von Planeten geben. Bei dem aktuellen Stein handelt es sich jedoch um ein ungewöhnliches Exemplar.

"Der Meteorit von Flensburg gehört einer extrem seltenen Meteoritenklasse an", sagt Addi Bischoff vom Institut für Planetologie der Universität Münster. Laut der "Meteoritical Society"  sind weltweit bislang nur drei Meteoriten mit vergleichbaren Eigenschaften bekannt - die anderen beiden  wurden 1969 auf dem Mond und 2009 in der Antarktis gefunden. Die Universität Münster schreibt von einem "Sensations-Meteoritenfall".

Kleine Körper mit flüssigem Wasser

Bischoff hat den Meteoriten gemeinsam mit seinem Doktoranden Markus Patzek unter dem Rasterelektronenmikroskop untersucht. Der Analyse zufolge handelt es sich um einen sogenannten kohligen Chondriten mit der Klassifikation C1-ung. Kohlige Chondriten machen insgesamt nur zwei bis drei Prozent der bislang entdeckten Meteoriten aus.

Das aktuell untersuchte Stück enthält ausschließlich Minerale, die sich unter der Beteiligung von Wasser in der Frühphase unseres Sonnensystems gebildet haben. Es handele sich insbesondere um Schichtsilikate und Karbonate, berichten die Forscher .

Der Brocken, aus dem der Meteorit stammt, könnte demnach Teil eines Bausteins gewesen sein, mit dem in der Frühphase der Planetenentwicklung Wasser auf die Erde kam. "Es handelt sich um den bisher einzigen Meteoritenfall in Deutschland, der beweist, dass es vor 4,56 Milliarden Jahren im frühen Sonnensystem kleine Körper gegeben haben muss, auf denen es flüssiges Wasser gab", sagt Bischoff.

Insgesamt sind 15 Universitäts- und Forschungsinstitute in Deutschland, Frankreich und der Schweiz an der Analyse des Meteoriten beteiligt. Mithilfe des Objekts wollen sie genauer untersuchen, aus welchen Bauteilen die Erde und andere Planeten ursprünglich entstanden sind.

jme/dpa