Nachruf: Hannelore Elsner war glamouröse Eleganz

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist die Schauspielerin Hannelore Elsner im Alter von 76 Jahren gestorben. Das Ende eines bewegten Lebens.
| Adrian Prechtel
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Hannelore Elsner auf der Frankfurter Buchmesse.
Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa Hannelore Elsner auf der Frankfurter Buchmesse.

München - Wer war sie? "Mehr als nur die Unberührbare!" Das betonten viele Medien zu ihrem 70. Geburtstag im Sommer 2012. Und wirklich, bis zu diesem Film, den Oskar Roehler 2000 mit Hannelore Elsner drehte und dabei das Leben seiner eigenen Mutter – der Schriftstellerin Gisela Elsner – verarbeitete, hatte Hannelore Elsner bereits unzählige Filme gedreht und sogar als Femme fatale Professor Brinkmann aus der "Schwarzwaldklinik" verführt.

Aber "Die Unberührbare" blieb ihre wohl intensivste Rolle, weil man glaubte, die Schauspielerin nicht mehr von der Rolle unterscheiden zu können. Denn auch Hannelore Elsner umgab – bei aller Heiterkeit, bis hin zur bekannten Szene auf dem Deutschen Filmball im Bayerischen Hof, bei der Bernd Eichinger Champagner aus ihrem Schuh schlürft – eben doch immer auch eine sanfte Distanziertheit.

Hannelore Elsner: Als "Die Unberührbare" mit bannender Wirkung

Vielleicht war diese Unnahbarkeit auch ein Selbstschutz, verbreitete aber jedenfalls eine Aura glamouröser Eleganz. Der Film "Die Unberührbare" hatte im Kino eine unfassbar bannende Wirkung: Selten wurde es im Kinosaal so still, waren Zuschauer so aufgewühlt, weinten. Dabei war die Figur der Schriftstellerin gar kein Sympathieträger – eher eine eitle, kalte Frau, die mit dem Zusammenbruch der DDR ihre west-kommunistischen Lebenslügen aufgeben musste.

Oft als kapriziöse Diva beschrieben, war Hannelore Elsners Geburtsdatum lange nicht klar: An ihrem 52. Geburtstag wurde sie "öffentlich als Fünfzigjährige gefeiert, mit großem Tamtam und Interviews", schreibt sie in ihrer Autobiografie "Im Überschwang". Ihr gefällt die buddhistische Idee, "die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter".

Hannelore Elsner auf der Frankfurter Buchmesse.
Hannelore Elsner auf der Frankfurter Buchmesse. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Hannelore Elsners Jugend: "Ich war nirgendwo richtig daheim"

Das Leben der gebürtigen Burghauserin ist ein bewegtes gewesen. Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres geliebten älteren Bruders verkraften. Bald darauf stirbt der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist.

"Ich war nirgendwo richtig daheim", schreibt sie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust. Mit 16 Jahren sei sie in München bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter entdeckt worden – von dem türkischen Regisseur Halit Refig. Nach Proben in Istanbul durfte sie auf die Schauspielschule.

Hannelore Elsner: Viele private Rückschläge

Privat musste Hannelore Elsner viele Rückschläge einstecken: Von 1964 bis 1966 war sie mit dem Schauspieler Gerd Vespermann verheiratet, doch die Ehe zerbrach. Danach war Elsner mit dem Regisseur Alf Brustellin zusammen, der 1981 tödlich verunglückte. Später war Elsner "drei wunderschöne Jahre" mit dem Filmproduzenten Bernd Eichinger zusammen. Auch die anschließende Ehe mit dem Theaterdramaturgen Uwe B. Carstensen wurde geschieden.

Zuletzt lebte sie mit Günter Blamberger zusammen. Aus einer Beziehung mit Dieter Wedel ging ein Sohn hervor.

Hannelore Elsner: Ihre Karriere startet mit Musikfilmen

Einer der vielen Impulse in Elsners späterem Leben war die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit. Und so spielte sie in den letzten Jahren oft Frauen, die sich mit ihrer jüdisch-deutschen Identität auseinandersetzten – lustig, wie in Dani Levys Komödie "Alles auf Zucker" (2004), tragisch-ernst wie in "Auf das Leben!" (2014) oder "Der letzte Mentsch" (2013).

Bis zu diesen Filmen war es aber ein großer Bogen, der mit dem genauen Gegenteil begann: 1959 mit einer Nebenrolle im Musikfilm "Freddy unter fremden Sternen", der vom Starkult um Freddy Quinn zehrte. Auch "Marina" (1960) war noch ein Schlagerfilm mit Giorgia Moll und dem Boxer Bubi Scholz in den Hauptrollen. Und schon 1961 kam die erste Titelrolle mit "Das Mädchen mit den schmalen Hüften" sowie Claus Wilcke und Barbara Valentin.

Hannelore Elsner: Mitte März Dreharbeiten in München

Schon zuvor war Hannelore Elsner in München eine Boulevardschauspielerin, die vier Jahre auch mit dem damaligen AZ-Reporter Michael Graeter zusammen war: "In München entkommt sie als Jung-Schauspielerin relativ rasch der Boulevard-Szene, bekommt ein erstes Engagement an den Kammerspielen und spielt unter Meister-Regisseur Peter Stein in dem Stück 'Tango' die Hauptrolle, wo sie sich klassisch schön entblättern musste", erinnerte sich Graeter noch zu Elsners 70. Geburtstag.

Im Fernsehen war Elsner in der ARD-Serie "Die Kommissarin" (1994-2006) besonders erfolgreich. Als Lea Sommer war sie eine der bekanntesten deutschen TV-Ermittlerinen. In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelte sie in fast 70 Folgen.

Einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte war Ende Februar in München bei der Premiere des zweiten "Kirschblüten"-Films von Doris Dörrie. Mitte März begann Elsner in München und Umgebung mit den Dreharbeiten zu einem Märchenfilm. Wie der Anwalt der Familie mitteilte, starb Hannelore Elsner am Ostersonntag im Alter von 76 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.

Bis kurz vor ihrem Krebstod in einer Münchner Klinik hatte sie noch für einen ARD-Film vor der Kamera gestanden. Das Ende der Dreharbeiten hat sie nicht mehr erlebt.

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