#Zahlencheck

Thermondo: Rohergebnis steigt um 48 %, Verlust liegt bei 11,8 Millionen

Insgesamt flossen bereits 51 Millionen in Thermondo. Der Aufbau des Unternehmens kostete aber auch schon 31 Millionen. Nun will Gründer Philipp Pausder das Unternehmen in die Profitabilität führen. Allerdings bei "gleichzeitigem Halten des starken Wachstumskurs".
Thermondo: Rohergebnis steigt um 48 %, Verlust liegt bei 11,8 Millionen
Dienstag, 9. April 2019VonAlexander Hüsing

Passend zum aktuellen Podcast Startup-Insider beschäftigen wir uns heute einmal mit Thermondo! Das Berliner Startup Thermondo digitalisiert seit 2012 die Welt der Heizungsbauer. Der brandneue Jahresabschluss des Unternehmens bietet nun erstmals einen detaillierten Blick auf die Zahlen der Jungfirma, die von Philipp Pausder, Florian Tetzlaff und Kristofer Fichtner (die beiden letzt genannten sind aber längst nicht mehr operativ tätig) gegründet wurde. Demnach installierte das Thermondo-Team circa 3.700 Heizsysteme. “Die Umsatzerlöse stiegen auf fast das 1,5-fache und lagen damit im prognostizierten Bereich. Thermondo ist im Gesamten zwar noch nicht profitabel, jedoch ist die Gesellschaft 2017 wieder ein deutliches Stück weitergekommen”, teilt das Unternehmen mit.

Genaue Umsatz-Zahlen nennt Thermondo im aktuellen Lagebericht leider nicht. Im Jahresabschluss heißt es nur noch einmal, dass das Unternehmen “im Geschäftsjahr 2017 ein Umsatzwachstum von 41 %” erzielen konnte. Das im Budget vorgenommene Umsatzziel wurde zu 90 % erreicht. Der Anstieg des Umsatzes resultiert aus einer gelungenen Wachstumsstrategie. Die Anzahl der installierten Heizungen stieg um 32 % im Vergleich zum Vorjahr, die Durchschnittsgröße stieg um 5 % und das Verkaufsvolumen aufgrund von weiteren Umsätzen um 43 %”. Laut FT 1000-Ranking erwirtschaftete Thermondo 2016 einen Umsatz in Höhe von 20 Millionen Euro. Demnach müsste der Umsatz 2017 bei rund 28 Millionen gelegen haben. Der digitale Heizungsbauer gibt aber zumindest das erwirtschaftete Rohergebnis an. Dieses stieg von 7,9 Millionen Euro (2016) auf 11,8 Millionen (2017) und somit um 48,9 %.

Auch die Verteilung des Umsatzes bei Thermondo ist spannend. “Deutlich mehr Thermondo Kunden haben einen Wartungsvertrag mit der Gesellschaft abgeschlossen, dies führte zu einem Anstieg der Umsätze aus dem Wartungsgeschäft um 209 %. Perspektivisch gesehen wird das Wartungsprodukt weiter ausgebaut, um hier stetig höhere Umsätze zu erzielen, den Kundenstamm auszubauen und über Jahre zu binden”, teilt das Unternehmen mit. Wobei die Hauptstädter weiter ausschließlich Anlagen, die sie selber verbaut haben, warten wollen. Kunden müssen für die Wartung bis zu 340 Euro pro Jahr zahlen. Als weiteres Geschäftsmodell liefert Thermondo seinen eigenen Kunden inzwischen auch Gas.

Unter dem Strich präsentiert sich Thermondo weiter als extremes Wachstumsunternehmen. Der Jahresfehlbetrag lag 2017 bei rund 11,8 Millionen und damit höher als erwartet. “Wesentlicher Treiber ist, dass Thermondo aufgrund ihrer innovativen und wachstumsgetriebenen Strategie noch verhältnismäßig recht hohe weitere Betriebsausgaben hat (z.B. für Mitarbeiter im Marketing, Software-Entwicklung, Personal, Business Intelligence und weitere). Diese Investition geschieht gezielt und ist Teil der Wachstumsstrategie der Gesellschaft. Der Anteil an diesen Betriebsausgaben wird mit dem weiteren Wachstum stetig reduziert. Die Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren nah die Profitabilität zu führen bei gleichzeitigem Halten des starken Wachstumskurs”, heißt es im Jahresabschluss dazu.

2017 verkündete Thermondo seine letzte große Finanzierunsgrunde. Vorwerk Ventures, der niederländische Energieversorger Eneco, Holtzbrinck Ventures und die Investitionsbank Berlin (IBB) investieren damals 21 Millionen in das Unternehmen. Kurz nach dem Investment wurden dann auch Kündigungen bei Thermondo bekannt, 27 Mitarbeiter mussten damals gehen. 2017 beschäftigte der Heizungsbauer, der alles über angestellte Mitarbeiter ausführen lässt, aber durchschnittlich noch immer 271 Mitarbeiter (Vorjahr: 240 Mitarbeiter). Insgesamt flossen bereits 51 Millionen flossen in Thermondo. Der Aufbau des Unternehmens kostete aber auch schon 31 Millionen. Alleine der Personalaufwand lag 2017 bei üppigen 15,7 Millionen (Vorjahr: 11,3 Millionen).

Für 2018 rechnete das Unternehmen mit weiteren Verlusten. Geplant waren “steigende Umsatzerlöse im mittleren zweistelligen Prozentbereich”. Die Jungfirma teilt weiter mit: “Ein negatives Jahresergebnis wird unterm Strich auch 2018 bleiben. Allerdings ist geplant, den Verlust zu reduzieren auf einen Betrag im oberen einstelligen Millionenbereich. 2018, spätestens 2019, werden einzelne Monate schon profitabel ausfallen”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Thermondo konnte auch 2017 seinen Wachstumskurs weiter ausbauen. Im Jahr 2017 wurden durch Thermondo circa 3700 Heizsysteme installiert. Die Umsatzerlöse stiegen auf fast das 1,5-fache und lagen damit im prognostizierten Bereich. Thermondo ist im Gesamten zwar noch nicht profitabel, jedoch ist die Gesellschaft 2017 wieder ein deutliches Stück weitergekommen
* Der Jahresfehlbetrag über 11.754 TEUR hat sich relativ zu der Bilanzsumme um 14 % zum Vorjahr verbessert. Vorgesehen war ein etwas geringerer Jahresfehlbetrag.
* Im Geschäftsjahr 2017 konnte die Thermondo GmbH ein Umsatzwachstum von 41 %. Das im Budget vorgenommene Umsatzziel wurde zu 90 % erreicht. Der Anstieg des Umsatzes resultiert aus einer gelungenen Wachstumsstrategie. Die Anzahl der installierten Heizungen stieg um 32 % im Vergleich zum Vorjahr, die Durchschnittsgröße stieg um 5 % und das Verkaufsvolumen aufgrund von weiteren Umsätzen um 43 %. Ebenfalls nennenswert ist die Aufteilung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr. Deutlich mehr Thermondo Kunden haben einen Wartungsvertrag mit der Gesellschaft abgeschlossen, dies führte zu einem Anstieg der Umsätze aus dem Wartungsgeschäft um 209 %. Perspektivisch gesehen wird das Wartungsprodukt weiter ausgebaut, um hier stetig höhere Umsätze zu erzielen, den Kundenstamm auszubauen und über Jahre zu binden.
* Angesichts der allgemein guten Konjunkturlage, welche in Deutschland für 2018 vorhergesagt wird sowie der oben beschriebenen Trends, erwartet die Geschäftsleitung für den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis 31. Dezember 2018 steigende Umsatzerlöse im mittleren zweistelligen Prozentbereich.
* Ein negatives Jahresergebnis wird unterm Strich auch 2018 bleiben. Allerdings ist geplant, den Verlust zu reduzieren auf einen Betrag im oberen einstelligen Millionenbereich. 2018, spätestens 2019, werden einzelne Monate schon profitabel ausfallen.
* Die Zahlen des ersten Quartals 2018 zeigen eine deutliche Verbesserung gegenüber dem gleichen Quartal im Vorjahr. Das Verkaufsvolumen ist um 20 % gestiegen und Umsätze um 32 %. Der Deckungsbeitrag II ist um circa 100 % gestiegen und Marketing- und Salesaufwendungen sind anteilig und absolut deutlich reduziert.
* Für das Geschäftsjahr 2019 prognostiziert die Geschäftsleitung der Thermondo GmbH weiterhin steigende Umsatzerlöse im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Bedingt durch die fortgesetzte Wachstumsstrategie, die weitere Steigerung der Margen bei Materialaufwendungen und der Deckungsbeiträge – insbesondere des Deckungsbeitrags II – sowie die weitere Professionalisierung und Optimierung der Organisation als auch der Geschäftsprozesse wird erwartet, dass die Gesamtaufwendungen zwar absolut steigen, aber im Vergleich zum Umsatz deutlich sinken werden und somit das negative EBITDA 2018 nochmals deutlich reduziert wird. Es wird ein leicht negatives EBITDA für das Geschäftsjahr 2019 erwartet. Einen Gesamtjahresgewinn plant die Geschäftsleitung dann im Kerngeschäft im Jahr 2020.
* Die Gesellschaft beschäftigt im Geschäftsjahr 2017 im Durchschnitt 271 Mitarbeiter (Vorjahr: 240 Mitarbeiter), darunter 141 Angestellte und 130 Arbeiter.

Thermondo im Zahlencheck

2017: 11,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 11,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 7,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 10,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 6,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 303.970 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 11.263 Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.