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Nach Kritik an Friedrich Merz: Wer zählt eigentlich zur "Mittelschicht"?

Der CDU-Politiker verteidigt seine Aussage, zur gehobenen Mittelschicht zu zählen. Für ihn sei die gesellschaftliche Mitte keine rein ökonomische Größe.

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Im Durchschnitt verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2014 in Deutschland brutto 3.441 Euro pro Monat. | © picture alliance / Bildagentur-online/Joko

Im Durchschnitt verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2014 in Deutschland brutto 3.441 Euro pro Monat. | © picture alliance / Bildagentur-online/Joko

20.11.2018 | 20.11.2018, 15:02

Bielefeld. Friedrich Merz, einer der Kandidaten für den CDU-Vorsitz, hat seine Aussage verteidigt, er zähle sich mit Jahreseinkünften in siebenstelliger Höhe zur "gehobenen Mittelschicht". Für diese Aussage hatte der frühere Unions-Fraktionschef, der unter anderem den Aufsichtsrat der Deutschland-Tochter des US-Investmentriesen Blackrock führt, viel Kritik einstecken müssen. Merz hatte bei einem Bild-Talk auf die Leserfrage, ob er Millionär sei, geantwortet, er liege jedenfalls nicht darunter und würde sich zur „gehobenen Mittelschicht zählen".

Der Bild am Sonntag sagte Merz nun, er habe mit einem für eine Familie mit zwei Kindern überschaubaren Einkommen eines Referendars in Saarbrücken angefangen. „Heute verdiene ich rund eine Million Euro brutto." Für ihn sei die gesellschaftliche Mitte keine rein ökonomische Größe. „Ich habe von meinen Eltern die Werte mitbekommen, die die Mittelschicht prägen: darunter Fleiß, Disziplin, Anstand, Respekt und das Wissen, dass man der Gesellschaft etwas zurückgibt, wenn man es sich leisten kann."

Wer zählt tatsächlich zur Mittelschicht?

Für die Mittelschicht gibt es keine verbindliche Definition. Viele ökonomische Studien bemessen die Mittelschicht in erster Linie am Einkommen. In der Sozialwissenschaft hingegen spielen meist Bildung, Erwerbstätigkeit und Wertevorstellungen eine größere Rolle bei der Defintion.

Eine Studie von Judith Niehus vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bemisst die Einkommensschichten im Verhältnis zum sogenannten Medianeinkommen. Das Medianeinkommen ist die Größe, die die Bevölkerung in zwei gleich große Hälften teilt: Die eine Hälfte verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Anhand dieses mittleren Einkommens unterteilt das IW die Gesellschaft in fünf Schichten: Relativ Arme, die untere Mitte, die Mitte im engeren Sinn, die obere Mitte und die relativ Reichen.

Single mit 1.410 bis 2.640 Euro netto zählt zur "Mitte im engeren Sinne"

Als "Mitte" wird begriffen, wer 80 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens verdient. Bei einem Single entspricht das einem Nettoeinkommen von 1.410 bis 2.640 Euro. Ein Paar ohne Kinder zählt bei einem Einkommen von 2.110 bis 3.960 Euro zur engeren Mitte, eine Familie mit zwei Kindern bei 2.950 bis 5.540 Euro.

Als "relativ reich" gilt in Deutschland ein Single, dem mehr als 4.400 Euro netto zur Verfügung stehen, ein Paar mit mehr als 6.590 Euro und eine vierköpfige Familie mit mehr als 9.230 Euro netto. "Relativ arm" hingegen ist, wer alleine weniger als 1.050 Euro netto verdient, als Paar weniger als 1.580 Euro oder als Familie maximal 2.220 Euro.

Laut statistischem Bundesamt verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer 2014 im Durchschnitt 3.441 Euro brutto im Monat. Das sind die aktuellsten Zahlen die das Amt vorlegen kann, da diese nur alle vier Jahre erhoben werden. Die Verdienste weisen in Deutschland eine rechtsschiefe Verteilung auf. Knapp zwei Drittel der Beschäftigten beziehen Gehälter, die geringer als der Durchschnitt sind. Lediglich rund ein Drittel verdiente monatlich mehr als 3.441 Euro. Der Bruttoverdienst pro Stunde lag 2014 im Durchschnitt bei 16,97 Euro.


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