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Fliegendes Auge über Kassel: Drohne hilft bei Personensuche

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Suchen mit der Drohne nach Personen: Stephan Moritz (Pilot) und Max Weber (Sichter).
Suchen mit der Drohne nach Personen: Stephan Moritz (Pilot) und Max Weber (Sichter). © Andreas Fischer

Die Drohnenflugstaffel des Roten Kreuzes soll mit einer Wärmebildkamera bei der Personensuche helfen. Wer steuert die Drohnen - und wie funktioniert die Technik? Wir haben das Team besucht.

Es ist dunkel rund um das Katastrophenschutzzentrum des Deutschen Roten Kreuzes in der Richard-Roosen-Straße 8. Ein Brummen durchbricht die Stille. Dafür verantwortlich: eine Drohne, die in 100 Metern Höhe über dem Gewerbegebiet schwebt.

Gesteuert wird sie von Stephan Moritz, Pilot der Drohnenflugstaffel des Roten Kreuzes, die seit September im Einsatz ist. Zusammen mit Max Weber, der Moritz als Sichter Bescheid gibt, wie er die Kamera ausrichten soll, versucht er, einen vermissten Menschen ausfindig zu machen. Möglich ist das mit Hilfe einer Wärmebildkamera, die an der Drohne befestigt ist.

In diesem Fall ist der Einsatz simuliert, zeigt aber, wie die Flugstaffel des Kreisverbands Kassel-Wolfhagen agiert, wenn sie im Ernstfall gerufen wird. Wenn Personen gesucht werden, kann die Polizei das ehrenamtliche Team zur Unterstützung rekrutieren, gerade wenn es dunkel und kalt ist, und den Vermissten aufgrund der Temperaturen nicht viel Zeit bleibt.

„Wir suchen dann, wenn es draußen ekelig ist. Es geht hier nicht um Schönwetterfliegerei“, sagt Wolfgang Weber, der seit 40 Jahren ehrenamtlich für das Rote Kreuz arbeitet. Er ist der Projektleiter der Drohnenstaffel. Aktuell besteht sein Team aus 24 Helfern, die bei Einsätzen in Vierergruppen unterwegs sind: Gruppenführer, Pilot, Sichter und Techniker. 

Neben der Personensuche mittels einer Wärmebildkamera können sie tagsüber mithilfe einer hochauflösenden Zoom-Kamera auch Lagebilder übermitteln. Nur 30 Minuten soll es dauern, bis die Staffel nach einem Alarm ausrückt. Das Bild, das mit der Kamera aufgenommen wird, kann vor Ort an Monitoren angeschaut werden oder über einen Stream in Lagezentren oder Einsatzleitwagen übertragen werden. Das Angebot soll überregional angeboten werden.

Drohnen messen Temperaturen 

Ihren ersten Einsatz hatte die Einheit in Bad Hersfeld – einer von bislang vier Einsätzen, in denen die Truppe gerufen wurde. In den vorherigen zwölf Monaten habe es technische Fortschritte gegeben, die den Aufbau einer Drohnenstaffel umsetzbar gemacht haben, sagt Projektleiter Wolfgang Weber.

Zum einen ist es nun möglich, Drohnen bei leichtem Regen und Temperaturen unter zehn Grad Celsius einzusetzen. Zudem bieten Drohnen neuerdings die Möglichkeit, punktgenau die Temperaturen von Objekten zu messen. 

Der Sichter kann auf seinem Bildschirm den sogenannten Isothermenmodus einstellen. Das bedeutet, dass die Erde von oben in Schwarz- und Grautönen abgebildet wird, während alles, was eine wärmere Temperatur aufweist, in Gelbtönen angezeigt wird. Das sind zum Beispiel Tiere oder Menschen. Wird nun von oben eine Person entdeckt, kann der Sichter diese auf dem Bildschirm antippen. Die Temperatur der Person wird ihm dann angezeigt.

Mit einer Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde kann die Drohne das Einsatzgebiet absuchen. 35 Minuten hält ein Akku der Wärmebildkamera, mit Reserveakkusätzen kann die Drohne 90 Minuten im Einsatz sein.

Helfer gesucht

Zurzeit werden noch ehrenamtliche Helfer für die Drohnenstaffel gesucht. „Bislang sind nur Männer in unserer Truppe“, sagt Wolfgang Weber. Er würde sich wünschen, dass sich auch Frauen für die Einheit melden. Jeden vierten Mittwoch im Monat trifft sich die Einheit zur Weiterbildung.

Bald solle es mehr Treffen geben, sagt Weber. Auch ein zweiter Übungsplatz soll in Betrieb genommen werden: den ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr in Habichtswald-Ehlen. Anmeldungen per E-Mail: ehrenamt@drk-kassel.de  

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