Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer
Nächste Woche ruft Oliver Samwer zur außerordentlichen Hauptversammlung, um den Börsenrückzug von Rocket Internet zu beschließen.

Dass die Wirtschaftskrise Rocket Internet Verluste einbringen würde, wusste Chef Oliver Samwer schon im Frühling. Nun ist es offiziell. Das Berliner Unternehmen hat seinen Bericht zum ersten Halbjahr 2020 veröffentlicht und sein Verlustgeschäft präsentiert. Die Ergebnisse sind womöglich die letzten, bevor Rocket Internet die Börse verlässt

Das sind die wichtigsten Kennzahlen aus dem Report:

  • Rocket Internet hat von Januar bis Juni 2020 einen Verlust von zwölf Millionen Euro eingefahren. Im gleichen Zeitraum 2019 erzielte der Inkubator noch Gewinne von über einer halbe Milliarde Euro. Grund für das schlechte Ergebnis sind laut Report die strauchelnden Portfolio-Startups, die wegen der Corona-Pandemie an Umsatz und dadurch auch an Wert verloren hätten.
  • Neun Tochtergesellschaften hat Rocket Internet im ersten Halbjahr liquidiert, zwei davon waren deutsch. Um welche Startups es sich dabei handelt, gibt der Company Builder nicht an. Im gleichen Zeitraum 2019 war es nur ein Unternehmen, das aufgelöst wurde. Die Corona-Krise macht sich bemerkbar.
  • Die Anteile, die Rocket an Startups hält, waren in der Berichtsperiode nichts mehr wert. Mit minus 84 Millionen Euro wurden die Beteiligungen verbucht. In den ersten sechs Monaten 2019 waren die Prozente noch mehr als 260 Millionen Euro wert.
  • Im ersten Halbjahr hat das Team von Oliver Samwer fünf Firmen neu gegründet, allerdings ausschließlich im Ausland. Diese Unternehmen müssen nicht zwingend neue Projekte sein, es kann sich dabei auch um Vorratsgesellschaften für künftige Tochterfirmen handeln. Vier Startups wurden in dem Zeitraum aus alten Vorratsgesellschaften aufgebaut. Ein Jahr zuvor waren es acht Neugründungen in der gleichen Zeitspanne.
  • Aus dem neuen Fonds Rocket Internet Capital Partners II, der Ende 2019 geschlossen wurde, hat der Inkubator bereits Geld abgerufen. Von insgesamt 118 Millionen Euro wurden zum Stichtag Ende Juni rund 17 Millionen Euro investiert. Im ersten Fonds befanden sich zu dem Zeitpunkt noch etwa neun Millionen Euro.
  • Der Inkubator will sein Engagement als Kreditgeber weiter erhöhen, sowohl in der Anzahl als auch im Umfang. Im vergangenen Jahr haben die Samwers Darlehen in Höhe von 70 Millionen Euro zum durchschnittlichen Zinssatz von 9,3 Prozent vergeben. In diesem Jahr hat Rocket Internet bereits 22 Millionen Euro gewährt.
  • Ende August lagen 1,2 Milliarden Euro in der Rocket-Kasse. Ende März waren es noch 2,1 Milliarden Euro, vor einem Jahr drei Milliarden Euro. 

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Bild: Chris Marxen / Gründerszene