Welche Patienten brauchen Neuroradiologie?

Diagnose- und Behandlungsgebiete

Die Neuroradiologie ist in der Diagnostik und Therapie vieler Krankheitsbilder beteiligt. Durch zunehmend bessere Untersuchungs- und Behandlungsmethoden nimmt die Bedeutung der Neuroradiologie in der medizinischen Versorgung noch weiter zu. Die häufigsten Indikationen für die Neuroradiologie finden Sie hier aufgelistet.

CT-Perfusionsmessung: durch die spezielle Injektion eines Kontrastmittels und der Nachverarbeitung kann eine Durchblutung von Hirnarealen gemessen werden. In dem gezeigten Bespiel ist ein großes Areal verzögert durchblutet (blau; Pfeile). 
CT Perfusionsmessung CT-Perfusionsmessung: durch die spezielle Injektion eines Kontrastmittels und der Nachverarbeitung kann eine Durchblutung von Hirnarealen gemessen werden. In dem gezeigten Bespiel ist ein großes Areal verzögert durchblutet (blau; Pfeile). Brüning HamburgSchlaganfall

Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Erkrankungen mit nachfolgender Behinderung in den westlichen Breiten. Er bezeichnet im Allgemeinen einen gestörten Blutfluss in das Gehirn, meist durch eine Verlegung des Gefäßes zum Beispiel durch ein Blutgerinnsel ausgelöst. Unbehandelt kann ein Schlaganfall sehr unterschiedliche Auswirkungen haben, und von nur geringen Beschwerden bis zu schweren neurologischen Ausfällen und Behinderungen führen. Für die erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, beim Auftreten von Symptomen sofort den Rettungsdienst zu alarmieren (Telefon 112).

Jeder Schlaganfall ist ein Notfall!

Eine schnelle fachkundige Untersuchung in einem entsprechend ausgerüsteten Zentrum mit Schlaganfall-Einheit („Stroke Unit“) und CT oder MRT ist dann umgehend notwendig, um die Schwere eines bereits eingetretenen oder drohenden Schlaganfalls einzuschätzen. Die unverzügliche Bildgebung mit der Frage, um welche Form des Schlaganfalls es sich handelt und wo er sich im Gehirn befindet, ist für die zielgerichtete Therapie des Patienten neben der klinischen Untersuchung von entscheidender Bedeutung. Dabei ist keine Zeit zu verlieren: Denn je mehr Zeit zwischen Schlaganfall und Behandlung verstreicht, desto größer ist die Gefahr, dass nicht- oder minderdurchblutetes Hirngewebe sich nicht mehr erholen kann. („Time is brain“).

Aneurysmen

Ein Aneurysma ist eine Aussackung eines Gefäßes. Das „Vorhandensein“ von Aneurysmen werden von Betroffenen meist nicht bemerkt. Eine große Gefahr entsteht jedoch, wenn durch einen Einriss dieser Aneurysma-Gefäßwand bedingt eine Blutung auftritt - diese löst in der Regel eine sehr heftige Kopfschmerzattacke aus, die auch mit einem Kollaps und anderen sehr schweren Störungen einhergehen kann.

Auch diese Erkrankung ist ein Notfall! Auch nach dem Eintreten einer solchen Blutung ist eine Behandlung erforderlich – um eine weitere Blutung oder drohende Komplikationen nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch hier ist die Erkennung der Schwere des Krankheitsbildes mit Hilfe neuroradiologischer Bildgebung wichtig, so können Aneurysmen offen neurochirurgisch oder mit neuroradiologisch mittels Kathetertechnik unter Bildkontrolle behandelt werden.

Darstellung einer arterio-venösen Malformation (AVM) in der Angiografie.AVM in der DSA Darstellung einer arterio-venösen Malformation (AVM) in der Angiografie.Brüning HamburgAngiome und Gefäßmißbildungen

Wie auch der Schlaganfall zählen Angiome zu den neurovaskulären Erkrankungen, den Erkrankungen, die das Gefäßsystem des Gehirns betreffen. Bei einem Angiom liegt meist eine krankhafte Verbindung von arteriellen und venösen Blutstrom vor, als Ausprägung einer häufig angeborenen Fehlbildung des Gefäßsystems. Angiome im Gehirn und Rückenmark können unauffällig bleiben, aber je nach Größe, Position und Blutungsneigung können sie schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen und Schmerzen verursachen und sogar lebensgefährlich werden. In der Neuroradiologie wird mittels Bildgebung, nachfolgend mittels der Angiografie die Diagnose gestellt, die Behandlung erfolgt operativ durch den Neurochirurgen oder minimalinvasiv durch den Neuroradiologen, der das Angiom verschließt. Diese Behandlung sollte in einem dafür geeigneten Zentrum erfolgen.

Traumadiagnostik

Schädel-Hirn-Traumen sind typische Verletzungen bei Verkehrsunfällen. Die zügige Untersuchung dient dem Ausschluss von Hirnblutungen, ist für die wichtige Beurteilung eines Unfallopfers sehr wichtig. Neuroradiologische Diagnostik ist daher ein wichtiger Teil der medizinischen Versorgung, sobald der Patient im Krankenhaus ist. Aufgrund der guten Verfügbarkeit und der kurzen Untersuchungszeit werden Patienten zumeist in der Computertomografie untersucht, um Frakturen des Schädels und Blutungen auszuschließen.

Die hier durchgeführte Sonographie der Halsgefäße zeigt einen Thrombus in der Arteria carotis. Sonografie der Halsgefäße Die hier durchgeführte Sonographie der Halsgefäße zeigt einen Thrombus in der Arteria carotis. Pohlmann HamburgVerengungen der Halsschlagadern

Verengungen der Halsschlagadern (Carotiden) sind häufig eine Form der Arteriosklerose. Diagnostisch stehen der Ultraschall (Dopplerultraschall) aber auch Computertomografie und Magnetresonanztomografie zur Verfügung, um eine Verengung und den Grad der Verengung sicher zu erkennen.

Ist die Verengung größer als 65- 70 Prozent, steigt das Risiko eines Schlaganfalls stark an. Im Falle einer Symptomatik wie bei vorübergehenden Sehstörungen, bei vorübergehenden oder länger bleibenden Schwächen und Gefühlsstörungen ist ein Arzt aufzusuchen, dann ist eine Behandlung dieser Verengung angezeigt. Diese Behandlung wird entweder gefäßchirurgisch vorgenommen (Trombendartheriektomie) oder minimalinvasiv mit der Einführung eines Carotis-Stents, der das betroffene Gefäß dauerhaft geöffnet hält.

Bildgebung bei DemenzMagnetresonanztomographie (MRT) bei einem Patienten mit Morbus Alzheimer. Es zeigen sich Weitestellungen der Liquorräume (weisse Pfeile) um den Hippokampus beidseits 
MRT beim Morbus Alzheimer Magnetresonanztomographie (MRT) bei einem Patienten mit Morbus Alzheimer. Es zeigen sich Weitestellungen der Liquorräume (weisse Pfeile) um den Hippokampus beidseits Brüning Hamburg

Demenz ist nicht gleich Demenz. Es ist wichtig zu wissen, dass bereits heute ein Teil der dementiellen Entwicklungen gut behandelbar ist. Hierfür ist die Frage zu klären, unter welcher Form der Demenz der oder die Betroffene leidet. Deshalb wird von führenden Experten einmal im Laufe der Erkrankung eine Untersuchung möglichst mittels MRT oder alternativ mittels CT empfohlen.

Die häufigste Form ist der Morbus Alzheimer, auf den bis zu 60 Prozent der Erkrankungen zurückgehen. Die für diesen Demenztyp typischen Ablagerungen von Amyloid-Plaques kann schon früh in der Bildgebung erkannt werden. Andere Ursachen für die Demenz ist der Bluthochdruck, der zur vaskulären Demenz führt: die mikrofeinen Blutgefäße des Gehirns werden durch den Hochdruck zerstört (Mikroangiopathien) und es kann zu einer Abnahme der Gehirnleistungen kommen.

Hier wie bei anderen Formen gilt es, das fortschreiten der Erkrankung mit geeigneten Medikamenten aufzuhalten. Die Symptome der Demenz (vor allem Gedächtnis- und Denkstörung) kommen aber auch bei weiteren Erkrankungen vor, die neuroradiologisch abgeklärt werden müssen, zum Beispiel bei Tumoren.


57-jährige Patientin: die MRT nach Kontrastmittel zeigt einen Tumor
MRT bei einer Tumorpatientin 57-jährige Patientin: die MRT nach Kontrastmittel zeigt einen Tumor Brüning HamburgBildgebung bei Tumoren

Die Diagnostik von Hirntumoren erfolgt über neuroradiologische Bildgebung (meist Computertomografie oder als Methode der Wahl die kontrastverstärkte Magnetresonanztomografie).

Als notwendiger zweiter Schritt sollte dann in einem Zentrum eine Beratung und sofern möglich über die Biopsie, das heißt die Zellentnahme, um Auskunft über das Art und Alter des Tumors zu erhalten, erfolgen.