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20.07.2018 | Künstliche Intelligenz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Digitalisierung in Deutschland stagniert

verfasst von: Anne Steinbach

4:30 Min. Lesedauer

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Nur langsam geht es für die deutsche Wirtschaft bei der Digitalisierung voran, zeigt der Monitoring Report Wirtschaft Digital. Die Kernergebnisse: die Wirtschaft stagniert, digitale Vorreiter fehlen und alle warten auf den Breitbandausbau.

So wirklich rund läuft die Digitalisierung in Deutschland noch nicht. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert, immer weniger Dienstleistungsunternehmen werden digital und auch sonst lassen die Digitalstrategie der Politik und die Vernetzung innerhalb des Landes zu Wünschen übrig. Das ergab der Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2018, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausgegeben und vom Marktforschungsinstitut Kantar TNS sowie vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt wurde.

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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Zukunftstrends Managed Service, künstliche Intelligenz und die Auswirkungen

Betrachtet man die Strategien der weltweit führenden Technologie‐Unternehmen, steht neben Begrifflichkeiten wie Big Data, Cloud und Digitalisierung der sogenannte "Managed Service" weit oben auf der Liste. Ein bisher kaum bekanntes Thema, das aber in Zukunft die größten Umbrüche in unseren Märkten erzeugen wird.


Mehr Nachzügler als Vorreiter in der deutschen Digitalwirtschaft

Für den Report wurden hochrangige Entscheider aus 1.061 aus Unternehmen zur Nutzung digitaler Geräte, zum Stand der unternehmensinternen Digitalisierung und zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Firmen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Unternehmen im Bereich der Digitalisierung noch Nachholbedarf haben. Bisher gelten nur 6.7 Prozent der deutschen Betriebe als "digitale Vorreiter", während mehr als ein Viertel der Unternehmen sich mit der Digitalisierung noch schwer tut: 19 Prozent gelten noch als "digitale Anfänger".

Laut Thomas Schildhauer, Thomas Flum und Hilger Voss liegt diese Entwicklung vor allem daran, dass "die Chancen, die sich durch die digitale Transformation ergeben, zwar in der Mehrzahl der deutschen Unternehmen gesehen werden, allerdings vor allem in Prozessoptimierung, denn in diesem Bereich sind deutsche Unternehmen traditionell sehr stark", wie die Springer-Autoren im Kapitel "Weiterbildung 4.0‚ für die Wirtschaft 4.0" des Buchs "Digitalisierung im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Recht" betonen (Seite 288). Es müsse vor allem ein "Umdenken in den Führungsebenen stattfinden".

Laut der Studie sind an knapp acht Prozent der Firmen die Errungenschaften der Digitalisierung bisher weitgehend spurlos vorübergegangen. "Vor allem im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen sind die Kenntnisse über die Möglichkeiten der 'Wirtschaft 4.0' noch nicht umfassend ausgeprägt" (Seite 288). 

Künstliche Intelligenz noch wenig präsent in deutscher Wirtschaft

Mit dem Internet der Dinge (IoT) kommen auch die neuen Technologien, die Prozesse und Strukturen optimieren. Sie unterstützen einen rasanteren Ablauf, füttern die erhöhte Nachfrage nach smarten Lösungen und helfen, im internationalen Wettlauf um die beste Digitallösung zu bestehen. So in der Theorie. Die Studie jedoch zeigt, dass gerade in Bezug auf innovative Anwendungen noch viel Luft nach oben ist. Während 43 Prozent aller befragten Unternehmen Cloud Computing nutzt, sieht es gerade in den Bereichen Big Data (neun Prozent), Robotik und Sensorik (17 Prozent) und Blockchain (acht Prozent) mau aus. Vor allem beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) hängt Deutschland hinterher Eck. Nur fünf Prozent der Befragten nutzt KI-Anwendungen, bei zwei Prozent der Unternehmen sind sie geplant.

Gründe dafür könnten laut Studie, fehlende technische Voraussetzungen sein, aber auch persönliche. "Viele Menschen sorgen sich also zurecht vor Künstlicher Intelligenz und davor, dass Roboter ihnen den Arbeitsplatz streitig machen", bestätigt Springer-Autor Jörg Reinnarth im Buchkapitel "Zukunftstrends Managed Service, künstliche Intelligenz und die Auswirkungen" (Seite 30).

Auch Johannes Winter sieht Probleme beim Thema KI. "In Zukunft verlassen Industrieroboter metaphorisch ihre Käfige und arbeiten dank Künstlicher Intelligenz (KI) als flexiblere Serviceroboter Hand in Hand mit ihren menschlichen Kollegen und Software-Agenten (Softbots) in hybriden Teams zusammen", fasst er im Buchkapitel "Künstliche Intelligenz und datenbasierte Geschäftsmodellinnovationen – Warum Unternehmen jetzt handeln sollten" des Buchs "Service Business Development" zusammen (Seite 65).

Dass KI in anderen Volkswirtschaften schon weiter verbreitet ist, als in Deutschland ist den Unternehmen laut Monitoring Report bewusst. "Wir müssen aufpassen, dass man demnächst nicht nur noch nach China fährt, wenn man das Neueste im Bereich Künstliche Intelligenz erfahren will", sagt Co-Studienautor Tobias Weber von Kantar TNS. 

Strukturelle Probleme und fehlender Breitbandausbau als Probleme

Jedes Jahr äußert sich die Spitze der deutschen Politik über Maßnahmen, die getätigt werden müssen, um die Digitalisierung voranzutreiben. Bisher jedoch ist die Unterstützung eher gering ausgefallen. Neben den grundsätzlichen strukturellen Problemen, bemängeln die Befragten die geringe Unterstützung der Politik bei der Digitalisierung sowie beim Ausbau von Breitbandnetzen.

Für 61 Prozent zählt ein leistungsstarkes Internet zu den Rahmenbedingungen, das die Politik betreitstellen muss, um die Digitalisierung in den Unternehmen zu fördern. "Breitbandverfügbarkeit und –geschwindigkeit sind speziell für kleine und mittelständische Unternehmen zentrale Themen. Eine durchgängige Verfügbarkeit von mobilem Internet auch außerhalb der Großstädte ist absolut notwendig", so Christian Niederhagemann, CIO von Mann + Hummel GmbH, die sich unter anderem im Bereich der Filtration bewegt, aber auch als Automobilzulieferer agiert und im Maschinenbau tätig ist.

Eine stetige Breitbandversorgung stellt also für die Mehrheit der befragten Unternehmen einen der wichtigsten Punkte dar, wenn es darum geht, die Digitalisierung voranzutreiben. Auch für die Springer-Autoren Daniel Beverungen, Verena Wolf und Christian Bartelheimer steht im Buchkapitel "Digitale Transformation von Dienstleistungssystemen" fest, dass die Politik den digitalen Wandel in Unternehmen fördern muss, "indem beispielsweise flächendeckendes Breitbandinternet zur Verfügung gestellt wird, eindeutige Richtlinien zur Verwendung der Daten Dritter eingeführt werden oder Normen entwickelt werden, die beispielsweise einen einheitlichen Datenaustausch zwischen den Akteuren eines Dienstleistungssystems ermöglichen" (Seite 416-417).

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