USA

Amazon kauft Versandapotheke

Berlin - 28.06.2018, 17:05 Uhr

Arzneimittel jetzt auch per Amazon: Der US-Versandriese Amazon hat die Versandapotheke PillPack übernommen. (Foto: Imago)

Arzneimittel jetzt auch per Amazon: Der US-Versandriese Amazon hat die Versandapotheke PillPack übernommen. (Foto: Imago)


Es ist so weit: Der US-Versandkonzern Amazon steigt ins Arzneimittelgeschäft ein. Amazon teilte am heutigen Donnerstag mit, dass man die US-Versandapotheke PillPack übernehme. PillPack bietet seinen Patienten einen Versandhandel mit patientenindividuell verblisterten Arzneimitteln an. Die Übernahme soll im zweiten Quartal 2018 vollzogen werden.

Seit Monaten wird in den USA darüber spekuliert, wann der US-Versandkonzern Amazon ins Arzneimittel-Versandgeschäft einsteigt. Dass Amazon an Geschäften im Gesundheitssektor interessiert ist, war spätestens klar, als der Konzern im Januar 2018 ankündigte, gemeinsam mit der US-Großbank JP Morgan und der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway eine eigene Krankenkasse gründen zu wollen – in erster Linie, um die Gesundheitsversorgung der eigenen mehr als 1,1 Millionen Mitarbeiter zu übernehmen, aber auch, um mittelfristig allen Amerikanern eine Versicherung anzubieten.

Für Aufsehen sorgte im Herbst 2017 auch die Nachricht, dass Amazon eine Reihe von Fachleuten aus dem Gesundheitssektor eingestellt hat. Mittlerweile soll das Team auf 30 bis 40 Personen angewachsen sein. Schon zuvor hatte der Konzern ein Projekt namens 1492 ins Leben gerufen, das Anwendungen in der Telemedizin entwickeln soll. Unternehmenschef Jeff Bezos selbst hatte erklärt, dass Amazons digitale Assistenten Echo und Alexa in der Kommunikation mit Ärzten und Patienten eingesetzt werden könnten.

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Mit der nun angekündigten Übernahme von PillPack ist klar, wohin die Reise in den USA gehen wird: Amazon könnte zu einem der größten und wichtigsten Player im Gesundheitsmarkt werden. PillPack ist ein Start-Up-Unternehmen, das von zwei Jungunternehmern – einer davon ist Apotheker – gegründet wurde, mittlerweile aber Arzneimittel in 50 US-Bundesstaaten verschickt. Der Versender arbeitet eigenen Angaben zufolge mit „den meisten“ Pharmacy Benefit Managern (PBM) zusammen – das sind Konzerne, die die Konditionen zur Arzneimittelversorgung zwischen Apotheken und Versicherungskonzernen aushandeln. Der Versender ist eigenen Angaben zufolge auf die Auslieferung von patientenindividuell verblisterten Arzneimitteln spezialisiert. Den Kaufpreis kommunizierten beide Unternehmen nicht.

PillPack-Gründer: Mit Amazon wollen wir Menschen helfen

Jeff Wilke, der CEO von Amazon Worldwide Consumer, erklärte in einer Mitteilung, dass die Versandapotheke PillPack für eine Verbesserung der Lebensqualität seiner Kunden sorge, weil sie ihnen Zeit erspare, ihnen das Leben erleichtere und ihnen ermögliche, sich gesünder zu fühlen. PillPack-Gründer und Apotheker TJ Parker sagte zu der Übernahme seines Unternehmens durch Amazon: „Gemeinsam mit Amazon möchten wir weiterhin mit Partnern in der ganzen Gesundheitsindustrie zusammenarbeiten, um Menschen in den USA zu helfen, damit sie von einer besseren Apotheken-Erfahrung profitieren.”

Auch im deutschen Apothekenmarkt hat Amazon bereits für Furore gesorgt: Im Mai 2017 startete der Online-Handelsgigant in München eine Kooperation mit der „Bienen-Apotheke“. Seitdem können Kunden über Amazons „Prime Now“-Dienst neben Lebensmitteln, Spielsachen und Elektroartikeln auch OTC-Arzneimittel und apothekenexklusive Waren wie Kosmetik ordern, die sie innerhalb von einer Stunde, alternativ auch in einem Zwei-Stunden-Fenster, erhalten. Inzwischen arbeiten mehrere Apotheken mit Amazon zusammen. Während der eigentliche Absender die Apotheke ist, bringt Amazon die Bestellung zum Empfänger.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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