Weilheim und Umgebung

Von altem Wissen um bunte Blumen

Frühling Bei einer Blütenwanderung in Weilheim wurde die Bedeutung wilder Kräuter hervorgehoben.

Symbolbild

Weilheim. Die botanische Führung anlässlich des Kirschblütentages in Weilheim von Janina Lang fand viel Interesse. Im Mittelpunkt standen Pflanzenfamilien.

Auf der Wanderung haben besonders die mannigfaltigen Arten aus der Familie der Hahnenfußgewächse beeindruckt, zu denen viele typische Frühblüher wie die Buschwindröschen, das gelbe Windröschen und die typischerweise mit gelbem leuchtenden Fettglanz auffallenden Blüten des Scharbockskrautes und der Sumpf-Dotterblumen gehören. Alle Hahnenfußgewächse enthalten Protoanemonin und sind daher giftig, erläuterte Janina Lang den Wanderern. Viele der altbekannten Namen der Pflanzen lassen sich aus ihrem Verwendungszweck herleiten. So hat sich der Begriff Butterblume aus der Butterherstellung ergeben. Die Blüten der meist giftigen Hahnenfußgewächse verliehen dem so beliebten Nahrungsmittel ihre schöne gelbe Farbe.

Wildpflanzen als Lebensretter

Wildpflanzen haben in der Vergangenheit immer eine besondere Bedeutung gehabt, so Lang. Sie waren eine willkommene Ergänzung der kargen, vitaminarmen Kost der armen Landbevölkerung. Sie können sogar Mangelerscheinungen bekämpfen wie den zu Entdeckerzeiten häufig tödlich endenden Skorbut. Die jungen Blätter des Scharbockskrauts wirken aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts der Krankheit entgegen. Einige Quellen sehen in den Namen Scharbock die altertümliche Bezeichnung für Skorbut.

Selbst die archaisch wirkenden Sporenträger des vielseitig einsetzbaren Schachtelhalms waren bei der Wanderung schon zu sehen. Diese sind im Gegensatz zu den später erscheinenden infertilen Sprossen bleich, da sie kein Chlorophyll enthalten. Die Schachtelhalme sind überlebende Fossilien. Sie prägten bereits die Steinkohlewälder des oberen Devons. Die blutstillende Wirkung kannten schon die alten Griechen. Pfarrer Kneipp nutzte seine entzündungshemmenden Wirkstoffe, die Hausfrauen benutzen das kieselsäurehaltige Gewächs zum Reinigen des Zinns. Als natürliches Pflanzenschutzmittel erfreut sich die Pflanze heute zunehmender Beliebtheit.

Wildpflanzen zu genießen heißt vor allem, giftige Pflanzen von essbaren zu unterscheiden, erklärte Janina Lang. Dieses Wissen ist zunehmend in Vergessenheit geraten. Aus Sicht des Naturschutzes sollte bedacht werden: Intakte Flächen mit einer besonderen Artenvielfalt sind zu seltenen Kleinoden geworden, die es zu bewahren gilt. Daher sollte das Wildsammeln von Kräutern mit Bedacht erfolgen. Vorzugsweise sollten Wildkräuter im eigenen Garten gesammelt werden. Auch die Duldung einiger Unkräuter im eigenen Garten trägt immens zum Artenschutz bei. Unkräuter wie die Knoblauchsrauke oder Brennnesseln sind als Raupenfutterpflanzen überlebenswichtig für viele Schmetterlingsarten.bw