Telekom-Tochterkonzern :
T-Systems streicht 6000 Stellen in Deutschland

Von Thiemo Heeg, Helmut Bünder
Lesezeit: 3 Min.
Blick auf die Zentrale von T-Systems in Frankfurt am Main.
Die schwächelnde Telekom-Großkundensparte will rund jede vierte Arbeitsstelle streichen und 600 Millionen Euro einsparen. Vor allem in Deutschland werden viele Beschäftigte ihren Job verlieren.

Dass es der Geschäftskundensparte der Deutschen Telekom nicht gut geht, ist seit längerem klar. Und dass der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh einen umfangreichen Umbau plant, ebenfalls. Was der Topmanager am Donnerstag bekanntgab, schockte dann aber doch die Beschäftigten: In den kommenden drei Jahren will Al-Saleh 10.000 Stellen abbauen, rund 6.000 davon in Deutschland. „Wir werden ein Unternehmen haben, das Arbeitsplätze für mehr als 30.000 Mitarbeiter bietet“, sagte Al-Saleh nach Informationen der F.A.Z. in einer internen Veranstaltung in Bonn, der 400 Beschäftigte direkt vor Ort lauschten und 9.000 via Internet-Stream. Insgesamt sind in dem Unternehmen, das im vergangenen Jahr in mehr als 20 Ländern einen externen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro erzielte, gut 37.000 Menschen angestellt – noch.

Al-Salehs Plan ist ein bis Ende 2020 laufendes Stufenprogramm. In Deutschland, wo noch rund 17.800 Menschen für T-Systems arbeiten, sollen bis dahin jährlich 2.000 Arbeitsplätze wegfallen oder verlagert werden – was auf das Gleiche hinausläuft, weil die Produktion sehr viel stärker ins Ausland gehen soll. Die Anpassungen würden „sozialverträglich“ erfolgen, versicherte der Amerikaner. Der Umbau soll Mitte dieses Jahres beginnen, mit strafferen Managementstrukturen. Statt bisher acht Hierarchiestufen soll es in der Regel nur noch drei geben.

Der Stellenabbau im ersten Jahr wird sich auf Verwaltung und Management konzentrieren. Im zweiten Jahr geht es in erster Linie um die Zusammenlegung der sogenannten Lieferzentren, in denen Mitarbeiter die Kunden betreuen. Al-Saleh plant für die Zukunft mit nur noch vier großen Technikzentren: Eines soll in Deutschland bleiben, die Standorte in Ungarn und der Slowakei werden ausgebaut. Vor allem aber wird sehr viel mehr nach Indien verlagert. Dort arbeiten bisher einige Hundert Leute für T-Systems, in wenigen Jahren sollen es mehrere Tausend sein. In der letzten Phase im Jahr 2020 geht es um Arbeitseinsparungen durch mehr Automatisierung, Digitalisierung und andere technische Innovationen. In Deutschland werden sich viele Mitarbeiter auf sehr viel längere Arbeitswege einstellen müssen, wenn sie ihren Job behalten wollen. Um Gemeinkosten zu reduzieren, will Al-Saleh die bisher auf rund 100 Städte verteilten, mehr als 200 deutschen T-Systems-Standorte auf weniger als 20 große Einheiten konzentrieren.

Am Ende des Prozesses soll T-Systems global rund 30.000 statt wie bisher 37.000 Menschen beschäftigen. In dieser Rechnung wird angenommen, dass durch neue Outsourcing-Verträge mit Großunternehmen von dort zahlreiche Mitarbeiter zu T-Systems wechseln und der Konzern sein Personal in Wachstumsfeldern ausbaut. Nach Abschluss des Programms kalkuliert Al-Saleh mit einer dauerhaften Senkung der jährlichen laufenden Kosten im „deutlich dreistelligen Millionenbereich“. Nach Informationen der F.A.Z. soll das Sparprogramm ein Volumen von 600 Millionen Euro umfassen und 2021 abgeschlossen sein. Al-Saleh legt den Fokus auf neue erfolgversprechende Wachstumsbereiche. Vor allem im Internet der Dinge und im Cloudcomputing sieht er bessere Geschäftschancen für die Telekom-Tochtergesellschaft. Auf der Hannover-Messe im April hatte der T-Systems-Chef eine verstärkte Kooperation mit Microsoft angekündigt.

In den kommenden Wochen will das Management Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung aufnehmen. Die Gewerkschaft Verdi reagierte am Donnerstag jedoch mit scharfer Kritik: „Statt eine zukunftsfeste Neuausrichtung in Angriff zu nehmen, soll es ein einfallsloses Sparprogramm, einen Standortkahlschlag und eine massive Arbeitsplatzvernichtung geben. Dafür reicht Verdi nicht die Hand“, sagte IT-Bundesfachgruppenleiter Michael Jäkel. „Die geplanten Maßnahmen sind unverantwortlich und gefährden das gesamte Geschäft der T-Systems.“ In mehreren Runden habe man gemeinsam mit betrieblichen Arbeitnehmervertretern versucht, „tragfähige Antworten zu finden“. Doch diese Gespräche seien Ende vergangener Woche ergebnislos beendet worden. Gegen betriebsbedingte Kündigungen werde man sich massiv zur Wehr setzen, kündigte Verdi an.