Anfänglich war ich wohl das, was man gemeinhin eine „Notgründerin“ nennt, habe ich mich doch vor zweieinhalb Jahren selbstständig gemacht, um die Arbeitslosigkeit zu verlassen. Nachdem ich Anfang 2014 meinen damaligen Job aus Unzufriedenheit gekündigt hatte, landete ich nämlich in genau derselbigen. Ich traf diese Entscheidung bewusst. Keinen Tag länger wollte ich eine Arbeit verrichten, die mir nicht am Herzen lag und nur ein notwendiges Übel zur Existenzsicherung war.
Was folgte, waren eine Handvoll Bewerbungsanschreiben und Vorstellungsgespräche, aus denen sich auch konkrete Jobangebote ergaben. An Karrieremöglichkeiten mangelte es mir nicht. Dennoch schlug ich die Stellen aus. Mir wurde bewusst, dass ich zu diesen Positionen wieder nur Ja sagen würde, ohne darin wirklich Sinn oder Erfüllung für mich zu sehen. Auf die Idee, mich selbstständig zu machen, mein Geld auf freischaffende Weise zu verdienen, kam ich aber auch nicht. Eine Selbstständigkeit befand sich außerhalb meines Horizonts. Warum hat man mich als Schülerin während der Berufsorientierung eigentlich nie auf diese Option hingewiesen?
Anfangs überwog die Skepsis
Deswegen war ich auch erst einmal zurückhaltend, als mir ein Unternehmen, bei dem ich mich auf eine Festanstellung beworben hatte, eine freie Stelle anbot. Ich – Freelancerin? Niemals. Nach einem langen Gespräch mit einer Selbstständigen aus meinem Bekanntenkreis, die mich ermutigte und mir die Unsicherheit nahm, entschied ich mich für das Angebot. Zumal es inhaltlich genau das war, was ich damals machen wollte.
Plötzlich war ich freiberuflich tätig und fand Gefallen daran, auch wenn ich schnell merkte, dass diese Form der Selbstständigkeit mich nicht befriedigte. Ich war zwar jetzt nicht mehr fest angestellt, arbeitete aber weiterhin für andere, indem ich Stunde um Stunde meiner Zeit an sie verkaufte. Selbstbestimmung? Fehlanzeige.
„Klassische Selbstständige arbeiten (…) in Jobstrukturen und können ihr Leben zwischen ständig parallel laufenden Kundenprojekten häufig kaum noch wahrnehmen. Sie müssen auf die Termine und Anforderungen der Kunden reagieren“, heißt es im Buch „Solopreneur“ von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg. Frustrierend.
Ich möchte selbst entscheiden, wann und mit wem ich arbeite; mit welchen Inhalten ich mich beschäftige und welche Methoden ich anwende, um ans Ziel zu kommen. Ich möchte mich selbst verwirklichen, eigene Produkte und Angebote entwickeln. Möglichkeiten, die ich weder als Freelancerin noch als Arbeitnehmerin habe.
Trotz Stolperfallen ist es der richtige Weg
Solopreneurin möchte ich werden – das ist mir nach zwei Jahren freier Mitarbeit inzwischen klar geworden. Start-ups, Gründer und Selbstständige dabei zu unterstützen, sich in Social Media richtig aufzustellen, und selbstständige Frauen sichtbar zu machen, das habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Der Weg wird kein leichter. Meine bisherige berufliche Karriere war nicht auf diese Selbstständigkeit ausgerichtet, die nur mich und mein Business umfasst, wodurch mir gründungsrelevante Ressourcen fehlen.
Ausreichend finanzielle Rücklagen zu haben würde mir sicher einiges vereinfachen: Die Frage, wie ich meine Miete und Rechnungen bezahle, wäre beantwortet. Stimmen der Unsicherheit würden verstummen. Ich könnte mich ganz unbeschwert der Umsetzung meiner Geschäftsidee widmen. Aber das Leben einer (Chancen-)Gründerin ist nicht sorgenlos.
Nichtsdestotrotz habe ich mich genau dafür entschieden und weiß, dass ich mein Ziel erreichen werde. Das Know-how habe ich; das Durchhaltevermögen auch und den Glauben an mich selbst erst recht.
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