Johannes von Plettenberg in seinem Berliner Büro

Aus einer Erfindung ein großes Unternehmen mit Millionenumsatz bauen und es nach wenigen Jahren erfolgreich verkaufen? Dem Berliner Gründer Johannes von Plettenberg ist das gelungen. Sein Sexspielzeug-Hersteller Wow Tech wurde von der Private-Equity-Gruppe CDH aus Singapur übernommen. Von Plettenberg bestätigte das in einem Gespräch mit Gründerszene. Für wie viel Geld der Verkauf gelungen ist, will von Plettenberg nicht sagen. Es seien aber „natürlich“ mehrere Millionen Euro geflossen. „Im vergangenen Jahr haben wir 75 Millionen Euro umgesetzt“, so der 39-jährige Unternehmer. In diesem Jahr wolle er die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz knacken. „Jeder kann sich dann ausrechnen, dass da nicht nur eine Million geflossen ist“, ergänzt er schmunzelnd.

Von Plettenberg war nach Jobs als Banker und beim kanadischen Fahrzeughersteller Bombardier rund zwei Jahre Finanzchef (CFO) von Amorelie. Er verließ das Berliner E-Commerce-Unternehmen, weil er den von einem Tüftler entwickelten Vibrator für Frauen, genannt Womanizer, kaufen wollte. Der Deal lag eigentlich beim Startup Amorelie auf dem Tisch, wurde aber durch dessen Mehrheitseigner Prosiebensat.1 geblockt.

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Gemeinsam mit einer Gruppe von Investoren aus dem Münchner Raum entschied von Plettenberg, die Übernahme auf eigene Faust umzusetzen, gab seinen CFO-Posten ab – und baute mit dem Womanizer als Kernprodukt die Firma Wow Tech. Die Firma ist seit dem Start profitabel und beschäftigt mittlerweile 150 Mitarbeiter an mehreren Standorten weltweit.

„Wir sind immer schneller gewachsen als geplant“

Anfang 2018 kaufte Wow Tech außerdem den Hersteller We Vibe, der sich auf Sexspielzeug spezialisiert hat, das Paare gemeinsam nutzen können. Mehrere Millionen Liebesspielzeuge verkaufen die Berliner zusammengerechnet jedes Jahr – 85 Prozent davon über stationäre Geschäfte, 15 Prozent über Onlineshops wie eben Amorelie. Nun also der Verkauf, nur zweieinhalb Jahre nach dem Start. „Das mag schnell erscheinen, aber der Prozess des Investorenwechsels hat mehr als ein Jahr gedauert“, so von Plettenberg. „Wir sind in den vergangenen Jahren immer schneller gewachsen als geplant, deshalb brauchten wir einen finanzstarken Partner, der uns bei unseren Expansionsplänen entsprechend unterstützen kann.“

Wie viele Anteile der Käufer CDH und von Plettenberg nun jeweils halten, kommentierte der Gründer nicht. Er sagte lediglich, er und die singapurische Firma hielten gemeinsam die Mehrheit. CDH werde vor allem bei der Expansion von Wow Tech in Asien helfen. Dort soll der Womanizer und weiteres Sexspielzeug von Wow Tech nun an Chinesen, Koreaner oder Japaner verkauft werden. Der Deal mit der finanzstarken Private-Equity-Firma aus Singapur hilft von Plettenberg demnach auch dabei, sich vor möglichen Konkurrenten oder Nachahmern zu schützen.

Trotz der Übernahme werde bei Wow Tech das Geschäft weiterlaufen wie bisher, sagt von Plettenberg. Die Erfinder der anfangs zugekauften Sexspielzeuge hätten ihre Anteile abgegeben, die Münchner Investorengruppe halte ihre teilweise weiterhin. Das Team bleibe gleich, seine eigene Rolle ebenso. Aber was gönnt sich der Gründer nach dem Verkauf? Eine lange Reise? Nein, sein eigenes Spielzeug – „eine gute E-Gitarre“.

Bild: Wow Tech