Gastronomie und Einzelhandel:Fisch auf den Tisch

Starnberg, Fischladen Dechant

Daniela und Peter Dechant - hier mit ihrem Hund Timmi - führen ihr Restaurant mit Terrasse in der Starnberger Hauptstraße bereits seit 17 Jahren.

(Foto: Georgine Treybal)

In Starnberg führen Daniela und Peter Dechant ihren Betrieb bereits in der fünften Generation - nun haben sie eine begehrte Auszeichnung bekommen.

Von Sabine Bader, Starnberg

Timmi ist Feinschmecker in Sachen Fisch. Jetzt mag man meinen, das sei nichts Außergewöhnliches in Dechants Fischladen und Restaurant in Starnberg. Doch in Timmis Fall schon, denn er ist hier nicht etwa Kunde oder Gast, sondern der Hund des Hauses. Und er liebt rohen Lachs. Sechseinhalb Jahre ist der Mischlingsrüde aus Border Collie und Labrador nun alt und ein vollwertiges Familienmitglied für Daniela und Peter Dechant. Ja, und eben ein echter Gourmet.

Gastronomie und Einzelhandel: Ein optischer Genuss ist die Vorspeisenplatte auf Schiefertafel.

Ein optischer Genuss ist die Vorspeisenplatte auf Schiefertafel.

(Foto: Tobias Vetter)

Fisch-Liebhaber sind auch die Kunden und Gäste der Dechants, die jetzt zum zweiten Mal mit dem "Seafood Star" der Fachzeitschrift Fischmagazin ausgezeichnet wurden. Erstmals erhielten die Eheleute den Preis 2012 für ihr Fischgeschäft in der Hauptstraße, jetzt gibt es ihn für das angeschlossene Restaurant in der Kategorie "Bestes Fisch-Gastro-Konzept".

Es ist Montag, Ruhetag im Laden und im Restaurant. Nur heute können sich die Eheleute Zeit nehmen und ein wenig von sich erzählen. "Die Auszeichnung ist die Höchste, die man in der Fischbranche bekommen kann", sagt Peter Dechant, und er wirkt auch beim zweiten Mal noch ordentlich stolz. Geld gibts für die Prämierten übrigens nicht. "Aber dafür Ehre", ergänzt seine Frau Daniela. Zur Verleihung im Rahmen einer Fischmesse, die im zweijährigen Turnus stattfindet, sind die Dechants kürzlich nach Bremen gefahren.

Das Fischrecht hat im Hause Dechant eine lange Tradition. "Es geht bis ins 16. Jahrhundert zurück", sagt Dechant und erläutert: "Das Fischereirecht kann man nur vererben, aber nicht verkaufen." Das Familienhaus in der Hauptstraße 20, in dessen Erdgeschoss sich heute Landen und Restaurant befinden, gehört der Familie seit 1866 und zählt zum historischen Starnberg. Damals war Peter Dechants Ur-Urgroßvater Isidor Schropp in die aufblühende Kreisstadt gezogen. Er stammte aus Leoni vom Ostufer des Starnberger Sees.

Gastronomie und Einzelhandel: In ihrem Laden verkaufen Daniela und Peter Dechant See- und Meeresfische, Salate und Feinkost.

In ihrem Laden verkaufen Daniela und Peter Dechant See- und Meeresfische, Salate und Feinkost.

(Foto: Peter Dechant)

Sein Ururenkel Peter Dechant hat seine Ausbildung zum Fischwirt am Bodensee absolviert und seinen Meister in Starnberg gemacht, ehe er in den Betrieb seines Vaters Paul Dechant einstieg. 2009 hat er das Geschäft übernommen. Senior Paul ist noch heute für das Räuchern des Lachses zuständig. Als dessen Enkeltochter Lilli gerade mal zwei Jahre alt war, hatte sie diesbezüglich erklärt: "Der Opa macht eine Lillikatesse." Lilli ist heute elf und ihr Ausspruch von damals ist in der Familie längst ein geflügelten Wort. Die Dechants führen den Familienbetrieb mittlerweile in der fünften Generation. Da helfen alle mit. Peter Dechants Mutter Hanni steht noch immer im Laden. Neben Geschäft und Restaurant in Starnberg betreibt die Familie noch eine Filiale in Aufkirchen. Alle Fischprodukte würden selbst produziert - sowohl die geräucherten Fische, als auch die Pasteten, Salate, Suppen und Soßen, die es im Laden zu kaufen gibt, erzählen die Eheleute. Den Fisch ordert der 51-Jährige stets dort, wo er gefangen wurde, sei es nun in Norwegen, Island oder Schottland. "So habe ich den größtmöglichen Einfluss auf die Qualität der Ware." Und mit dem Flugzeug seien die Wege heute ja schnell zurückgelegt.

Gastronomie und Einzelhandel: Seit 1866 ist das Haus in der Hauptstraße im Besitz von Peter Dechants Familie - das Fischrecht im Hause Dechant geht sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück.

Seit 1866 ist das Haus in der Hauptstraße im Besitz von Peter Dechants Familie - das Fischrecht im Hause Dechant geht sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück.

(Foto: Tobias Vetter)

Daniela Dechant führt das Restaurant mit seinen 34 Sitzplätzen. Sie wird dabei von Küchenchef Timo Röpke und der Weinsommelière Jessica Brandenburger unterstützt. Seit 17 Jahren gibt es das Lokal bereits. Die Gäste können entweder aus der kleinen, aber feinen Karte ein Gericht auswählen oder quasi selbst auf Fischfang gehen, und sich an der Theke alles vom Räucherfisch über Salate, ganze Fische oder Filets aussuchen und diese vom Küchenchef zubereiten lassen. "Je nachdem, was für den Gast gerade die perfekte Kombination ist", sagt die Restaurant-Chefin. Und auf noch etwas wird im Hause Dechant Wert gelegt: "Die Gäste sollten schon etwas Zeit zum Essen mitbringen." Auswählen, zubereiten, essen und bezahlen - und das alles innerhalb einer halben Stunde, - das sei einfach nicht drin.

Gelernt hat die Mutter dreier halbwüchsiger Kinder eigentlich einen anderen Beruf: Sie ist Damen- und Dekorationsschneiderin und Raumausstatterin. Beides kommt ihr in Lokal und Laden auch heute noch zugut. Denn sie näht, wie sie sagt, die Vorhänge selbst und bestückt auch die Schaufenster. Daniela Dechant kommt nicht vom See, sondern aus München. Und mit Fischerei hatte sie, bis sie von mehr als 20 Jahren ihren Mann kennenlernte, noch nie etwas zu tun. "Als er mir damals erzählte, er sei Fischer, dachte ich, er scherzt."

Doch als Scherz war dies ganz und gar nicht gemeint. Die Fischer hier am See müssen sich längst auch andere Standbeine suchen. Die einen eröffnen zusätzlich zum Fischfang einen Laden und kaufen auch Meeresfische hinzu, manch anderer verleiht Boote oder vermietet Ferienwohnungen. Dass der Fischbestand rückläufig ist, liegt hauptsächlich an der Verbesserungen der Wasserqualität am Starnberger See. Dadurch finden die Tiere weniger Nahrung, sie bleiben kleiner und ihr Durchschnittsgewicht geht zurück. So wird auch die Ausbeute für die Fischer geringer. Der meistgefangene Fisch im See ist noch immer die Renke, auch Karpfen und Aale kommen recht häufig vor. Sorgenkinder unter den Fischen sind Saiblinge und Seeforellen. "In diesem Jahr, war ich übrigens noch gar nicht draußen auf dem See. Ich warte damit, bis das Wasser etwas wärmer ist", sagt Peter Dechant und geht wieder an seine Arbeit. Timmi folgt ihm hinaus.

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