1. Nachrichten
  2. Gesundheit
  3. Ratgeber
  4. Haarausfall
  5. News
  6. Haarwuchsmittel: Männer ziehen wegen Depressionen und Impotenz vor Gericht

Tausende Anwender in Deutschland: Riskantes Haarwuchsmittel: Männer ziehen wegen Depressionen und Impotenz vor Gericht
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Mature man in bathroom taking care hair
Getty Images/iStockphoto/ Goodluz
  • FOCUS-online-Autorin

Um Haarausfall zu bekämpfen, greifen manche Männer zu dem Arzneistoff Finasterid. Doch das Mittel könnte starke Nebenwirkungen verursachen. In den USA haben bereits zahlreiche Anwender gegen den Hersteller geklagt.

Die mit einem Symbol oder Unterstreichung gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Kommt darüber ein Einkauf zustande, erhalten wir eine Provision - ohne Mehrkosten für Sie! Mehr Infos

Finasterid ist ein bekannter Wirkstoff gegen androgenetischen Haarausfall. Auch Donald Trump verdankt offenbar seine schüttere Matte dieser Arznei. Das hat sein langjähriger Hausarzt in einem Interview mit der "New York Times" vor Kurzem verraten. Ursprünglich wurde das seit den 90er-Jahren verfügbare Medikament gegen die gutartige Prostatavergrößerung entwickelt. Der vermehrte Haarwuchs war ein Zufallseffekt, der dann erfolgreich vermarktet wurde. Auch in Deutschland nehmen Tausende Anwender Finasterid als Haarwuchsmittel. 

Haarwuchsmittel mit Nebenwirkungen

Die Hoffnung auf größere Haarpracht geht allerdings mit schweren Nebenwirkungen einher, über die Männer in letzter Zeit zunehmend berichten.

Auf einer Internet-Plattform der amerikanischen National Institutes of Health hatten sich schon bis 2013 mehr als 5000 Männer über Finasterid beschwert. Bei knapp zwölf Prozent von ihnen handelte es sich um anhaltende Symptome. Impotenz und Depressionen sind die gravierendsten Beschwerden.

Die Nebenwirkungen sind im Beipackzettel durchaus aufgelistet. Folgende Symptome können „bis zu 1 von 100 Behandelten“ betreffen:

  • Vemindertes Verlangen nach Sex
  • Schwierigkeiten bei der Erektion
  • Störungen des Samenergusses
  • depressive Verstimmung.

Beim Post-Finsterid-Syndrom bleiben die Beschwerden auf Dauer

Bei den meisten Betroffenen verschwinden die Beschwerden nach Absetzen von Finasterid, aber nicht bei allen. Sie leiden am sogenannten Post-Finasterid-Syndrom (PFS). Herbert Kuhl und Inka Wiegratz haben dazu einen Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift „Gynäkologische Endokrinologie“ veröffentlicht.

Hilfe bei Erektionsstörungen

Unser Ratgeber zeigt Ihnen die häufigsten Ursachen der Potenzschwäche und wie Sie Ihre männliche Stärke zurückgewinnen.

 

Extrem ist der von Kuhl und Wiegratz beschriebene Fall eines 24-jährigen Manns, der bereits nach wenigen Tagen Finasterid-Therapie gegen Haarausfall unter Libidoverlust, erektiler Dysfunktion und Depression litt. Obwohl er die Behandlung nach einem Monat abbrach, blieben die Symptome elf Jahre lang unverändert bestehen.

Ein Einzelfall ist er aber nicht. Bei 577 von 4910 Männern mit Nebenwirkungs-Symptomen blieben diese nach Beendigung der Einnahme bestehen. Bei über 60 Prozent von ihnen waren sich auch nach einem Jahr noch vorhanden.

1370 Gerichtsverfahren in den USA

In den USA laufen derzeit 1370 Gerichtsverfahren gegen die Herstellerfirma, die Finasterid-Konsumenten angestrengt haben. Der häufigste Vorwurf lautet, dass das Haarwuchsmittel zu erektiler Dysfunktion oder Libidoverlust führte. Einige der Ankläger machen Finasterid auch für Prostata-, Hoden- oder männlichen Brustkrebs verantwortlich. 

Einen entsprechender Warnhinweis gibt es nur für die Dosierung (5 Milligramm) für die Behandlung einer vergrößerten Prostata, nicht aber für die niedrige Dosierung (1mg) des Haarwuchsmittels.

Was in dem Zusammenhang nicht ganz klar ist: Haben die Männer mit einem Wunsch nach neuer Haarpracht tatsächlich die niedrig dosierte Finasterid-Variante genommen. Oder griffen sie nach dem Motto „viel hilft viel“ zu der höher dosierten, aber auch riskanteren Aufbereitung. Vorliegende Studien haben sich entweder nur mit der Medikation für die Behandlung einer vergrößerten Prostata befasst oder beide Dosierungen zusammen beurteilt.

So wirkt Finasterid

Finasterid verhindert, dass sich das Sexualhormon Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Dadurch verlängert sich bei Männern mit erblichem Haarausfall die Wachstumsphase der Haare. Das funktioniert aber nur, solange die Haarfollikel noch aktiv sind und neue Haare „produzieren“. Dann wird dem Mittel allerdings ein deutlicher Effekt zugesprochen – sogar von den kritischen Prüfern der Stiftung Warentest.

Finasterid muss solange genommen werden, wie der Mann seine Haare behalten möchte. Erste Erfolge sind nach 3–6 Monaten zu beobachten. In den folgenden ein bis zwei Behandlungsjahren verbessert sich die Haarqualität (Dicke, Farbe) bei stabiler Haarzahl weiter.

Bei den meisten Nutzern verschwinden Nebenwirkungen wieder

So hat eine Studie mit 3040 Probanden bei 15 Prozent der mit 5mg behandelten Männer eine Störung der Sexualfunktion festgestellt. In der Placebo-Gruppe waren es nur sieben Prozent. Eine andere Studie stellte eine „signifikante“ Erhöhung der sexuellen Dysfunktion fest – und zwar für beide Dosierungen gleichermaßen.

In einer weiteren Untersuchung verschlechterte sich die Depression bei jungen Männern unter täglich 1 mg Finasterid schon nach zwei Monaten, wenn sie zuvor bereits unter leichten Depressionen gelitten hatten. Aber auch in der gesunden Kontrollgruppe entwickelten sich nach mehreren Monaten auffällig viele psychische Probleme. Die Angstzustände, Schlaf- und Essstörungen besserten sich aber nach dem Absetzen des Medikaments.

Die möglichen Risiken sollte also jeder im Blick haben, der seinem Haarwuchs mit dem beliebten Finasterid auf die Sprünge helfen will.

Video: Alles gut mit Ihrer Prostata? Bei jedem der vier Zeichen müssen Sie sofort zum Arzt

Alles gut mit Ihrer Prostata? Bei jedem der 4 Zeichen müssen Sie sofort zum Arzt

FOCUS online/Wochit Alles gut mit Ihrer Prostata? Bei jedem der 4 Zeichen müssen Sie sofort zum Arzt
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch