Bauernregeln Wertvoll Unsinn

Bauernregeln – wertvoll oder Unsinn?

Von am 16. Januar 2019 0 118 Views

„Weil es gut keimt, wenn es sich reimt!“ – Bauernregeln, eine wertvolle Überlieferung oder nur barocker Unsinn? Bauernregeln gelten als nicht mehr up to date, in der modernen Meteorologie spielen sie keine Rolle mehr – zu Recht? Trotz allem steckt oft mehr in den alten Weisheiten über Wetter, Saat und Ernte als gedacht. Ein Grund für uns, einmal genauer hinzuschauen!

Bauernregeln – wertvoll oder Unsinn?

Frühlingregen bringt Segen

Dieser Spruch gilt definitiv auch in unseren Tagen. Wenn es im April und im Mai acht Wochen lang trocken ist und die Keimlinge im Boden sind, warten sie sehnlichst auf den Regen. Ohne Feuchtigkeit ist es ihnen nicht möglich, neue Keimwurzeln auszubilden. Deshalb ist es auch wichtig, dass der Boden immer eine gewisse Grundfeuchte hat. Wenn es also im Frühling regnet, weicht der Boden auf und bietet damit eine gute Grundlage für alles, was gepflanzt und gesät werden soll.

Aber zu hundert Prozent verlassen sollte man sich auf die Bauernregeln generell eher nicht. Denn viele sind überholt, lassen sich nicht pauschal auf unterschiedliche Regionen anwenden und auch der Klimawandel trägt sein Scherflein bei. Er ist kräftig dabei, die Jahreszeiten zu verändern und damit auch die Abläufe in der Natur. Trotzdem ist aber in manchen dieser alten Regeln ein winziges Körnchen Wahrheit.

Je eher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Gärtner zur Ernte zieht.

Der Schlehdorn ist bekanntlich einer der ersten Frühjahrsblüher. Je eher man ihm begegnet, desto früher kann man mit dem Gärtnern beginnen. Diese Schlehdorn-Bauernregel muss aber heute vor dem Hintergrund des sich verändernden Klimas betrachtet werden.

Wenn Gewächse früher blühen, ist es demnach auch früher warm. Diese Faustregel gilt aber eben auch für andere Pflanzen. Es ist durchaus möglich, dass es auch im Mai noch Spätfrost gibt, doch durch den eingeleiteten Klimawandel verändern sich die Jahreszeiten. Deshalb beginne der Frühling oft früher, der Herbst dagegen, immer später.

Wenn der Teufel will, kommt der Frost noch im April.

An diesem Spruch ist wahrlich noch etwas dran – die Pflanzen treiben kräftig aus, doch wenn der Spätfrost zuschlägt, erfrieren sie. Bei Schneeglöckchen kann man zwar sehen, dass sie sich nach einer Kälte wieder aufrichten. Manche Frühsaaten hingegen, wie zum Beispiel Bohnen, tun das nicht. Ihre Austriebe erfrieren schlicht, und man kann davon ausgehen, dass daraus dann nichts mehr wächst.

Diese Bauernregel ist deshalb stimmig. Nur der Teufel als solcher ist wahrscheinlich für viele nicht mehr ganz aktuell, denn der Frost kommt auch, wenn es der Teufel nicht will.

Von wilden Blümlein die roten, und Spechte sind Frühlingsboten.

Es gibt blaue, lilafarbene, sehr viele gelbe, aber wo sind sie, die roten Frühlingsboten? Dieser Spruch bezieht sich auf eine Blume, die in freier Natur vorkommt, denn er stammt aus dem 19. Jahrhundert. Private Gärten waren damals Mangelware, denn es gab sie nur in Form von Erholungsgärten für den Adel und das wohlhabende Bürgertum.

Allerdings ist die rote Blume ein Rätsel, denn die einzige, die selbst gestandenen heutigen Naturschutzexperten einfällt, ist der Acker-Gauchheil, der blaue und rote Blüten trägt. Er tritt aber erst ab Mai in Erscheinung.

Spechte hingegen sind auf jeden Fall Frühlingsboten. Gerade in der Paarungszeit suchen sich die Männchen verdorrte und trockene Äste und klopfen mit ihrem Schnabel kräftig dagegen. Das Klopfen wiederum dient dazu, die Weibchen anzulocken.

Unser Tipp geht deshalb an alle Gärtner, die Totholz meist aus ihren Gärten entfernen – dieses Biotopholz ist sehr wertvoll! Darin leben verschiedene Insektenarten, von denen sich auch die Vögel ernähren.

Späte Rosen im Garten, schöner Herbst und Winter lässt warten.

Wer liebt sie nicht, die Wildrosen, welche bei uns heimisch sind. Klassischerweise blühen sie im Juni. Mit dem Ziel, eine längere Blütezeit zu erlangen, wurden im 19. Jahrhundert Rosen aus China eingekreuzt. Auf diese Art und Weise entstanden neue Arten.

Heutzutage gibt es Rosenarten mit Dauerblüten und Arten, die zweimal im Jahr austreiben. Unter diesen „modernen“ Rosen sind also entsprechend viele, die noch bis in den Spätherbst hinein oder sogar im Winter blühen.

Bei dieser Weisheit muss es sich um eine relativ junge Bauernregel handeln, denn ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, der an diese Regel glaubt, sind die Meteorologen von heute doch voller Skepsis. Sie wollen eine Regel haben, die im Sinne einer konkreten Voraussage hilft. So sei es physikalisch nicht möglich, ein halbes Jahr im Voraus das Wetter vorherzusagen.

Viele sagen deshalb, Bauernregeln eignen sich dazu, sie sich so lange zurechtzubiegen, bis sie irgendwann passen – aber das sei sehr willkürlich!
Zitronenfalter

Siehst du Schmetterlinge tanzen, kannst du draußen pflanzen.

Die ersten Schmetterlinge, die man im Frühling sieht, sind die schönen Zitronenfalter. Sie flattern als hellgelbe Frühlingsboten im März durch die Gärten, obwohl es in diesem Monat noch empfindlich kalt sein kann. Aber wegen seines körpereigenen „Frostschutzmittels“, dem eingelagertem Glyzerin, gefriert die Körperflüssigkeit des Zitronenfalters nicht. Doch ist es möglich, an ihm dann den richtigen Zeitpunkt zum Gärtnern abzulesen?

Die Kernaussage dieses Spruches ist nach heutiger Sicht: Man muss naturnah gärtnern und sollte manche Dinge auch mal Mister Zufall überlassen. Mit zu viel Technik, Gerät und Professionalisierung schafft man den Zufall und die interessante Eigendynamik von natürlichen Prozessen ab – denn das Unberechenbare ist unbeliebt!

Ja, ja – es ist schon eine originelle Mär mit den Bauernregeln – die Einen glauben daran, und für die Anderen sind sie nichts weiter als Dummenfang – nun jeder so, wie er will! Auf alle Fälle sind die guten alten Bauernregeln ein Stück Geschichte in unserem Alltag – und das ist doch gut so, oder?

Bild: Arieswings [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons

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