Kaum ein Land gibt für sein Gesundheitswesen so viel aus wie Deutschland – doch das führt nicht automatisch zu einer höheren Lebensqualität. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Gesundheitsökonomen um Irene Papanicolas, für die elf wohlhabende Länder untersucht wurden.

Demnach investieren die USA 17,8 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) in das Gesundheitswesen, Deutschland liegt mit 11,3 Prozent hinter der Schweiz und Schweden auf Platz vier der untersuchten Staaten. Dennoch landet Deutschland bei der Lebenserwartung auf dem vorletzten Platz: Die Deutschen werden im Schnitt 80,7 Jahre alt, einzig die USA schneiden schlechter ab. Das ist laut der Studie auch auf den Lebensstil der jeweiligen Landesbevölkerung zurückzuführen. So sind nur in Frankreich der Anteil der Raucher und der Alkoholkonsum höher als in Deutschland.

"Die enormen Ausgaben führen nicht automatisch dazu, dass die Gesundheit der Menschen besser wird", sagt Harvard-Wissenschaftler Ashish Jha, der an der Studie beteiligt war. "Manchmal ist sie trotz hoher Kosten sogar schlechter als in den Ländern, in denen weniger bezahlt wird."

So weist Deutschland im Ländervergleich die dritthöchste Müttersterblichkeit auf, auch bei der Sterblichkeit von Kindern liegt die Bundesrepublik nur knapp über dem Durchschnitt.

Gesundheitssystem setzt falsche Anreize

In anderen Kategorien führt die Bundesrepublik die Rangliste dagegen an: So lassen sich die Menschen in kaum einem anderen Land häufiger untersuchen. Die Deutschen gehen den Ergebnissen zufolge etwa doppelt so oft zum Arzt wie die Dänen, Schweden oder Schweizer – dennoch erreichen diese Länder hinsichtlich zahlreicher medizinischer Kriterien bessere Ergebnisse. Auch bei der Zahl der operativen Eingriffe liegt Deutschland häufig vorn; in kaum einem Land gibt es mehr künstliche Gelenke, nirgendwo sonst ist die Zahl der Krankenhausaufenthalte höher.

Die Wissenschaftlerinnen begründen das unter anderem mit ökonomischen Aspekten. Hohe Preise würden zu unsinnigen Behandlungen und falschen Anreizen führen – ein Phänomen, das auch deutsche Gesundheitsexperten immer wieder kritisieren.