Experiment zeigt, wie das Geschlecht das Gehalt bestimmt : Selber Job, selbe Person, aber 4800 Euro Unterschied

Von: Friederike Corts

Berlin - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Das sollte selbstverständlich sein. Aber es ist keineswegs normal. Transgender Leni W. (24) hat es bei ihrer Bewerbung als Mode-Designer(in) am eigenen Leibe erlebt.

► Als „Leo“ bot man ihr bei ihrem Bewerbungsgespräch in Berlin ein Jahresgehalt von 27 600 Euro. Als „Anna-Lena“ sollte sie nur 22 800 Euro bekommen – für denselben Job. „Leo“ wurden sogar Bonuszahlungen angeboten, die im Gespräch mit „Anna-Lena“ gar nicht erwähnt wurden.

Offenbar hat die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in vielen Fällen tatsächlich mit dem Geschlecht zu tun, wie das Experiment der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes zeigte.

„Anscheinend bin ich als Frau weniger wert“

Im Rahmen des Versuchs gingen weitere Transgender in Frankfurt und Hamburg zu Bewerbungsgesprächen – mit ähnlichen Ergebnissen.

► In Frankfurt, wo es um eine Stelle in der Pharma-Branche ging, betrug die Lohn-Differenz fast 12 500 Euro (Mann: 43 646 Euro, Frau: 31 175 Euro).

► In Hamburg (Baugewerbe) lag die Lücke bei 1200 Euro (Mann: 37 200, Frau: 36 000).

Die Gespräche wurden mit versteckter Kamera gefilmt, sind im Internet (Youtube) zu sehen.

„Frauen sind noch weit davon entfernt, gleich behandelt zu werden“, sagt Christa Stolle, Geschäftsführerin von Terre des Femmes, und kommt zu dem Schluss: „Jedes Unternehmen auf der Welt sollte aus eigenem Interesse dazu beitragen, Gleichberechtigung umzusetzen.“

Selber Job, selbe Person, selbe Qualifikation, selber Lebenslauf – trotzdem fielen die Angebote unterschiedlich aus. „Anscheinend bin ich als Frau weniger wert“, stellt Leni fest. Als Frau sei Leni regelrecht abgespeist worden, habe gar nicht richtig ausreden können.

„Mir ist regelrecht die Kinnlade runtergefallen“, so Leni zur BILD. „Das Patriarchat steckt uns allen noch in den Knochen“, glaubt Leni. Und appelliert an die männlich dominierten Chefetagen, sich des Problems anzunehmen.

„Würde die Lohnlücke so diskutiert werden wie #metoo, wäre das ein erster wichtiger Schritt.“

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