Studygram – Mein kleines Stück vom Instafame

Handy, das die App Instagram anzeigt
Geschrieben von Die Sozis-tudentin

Blogger zu Themen wie Fitness, gesunder Ernährung oder Lifestyle gibt es auf Instagram jede Menge. Doch wie sieht es eigentlich mit den Studenten aus, die ihr Dasein auf dieser Plattform feiern? Und wie kommt man als Student da eigentlich dazu?

Wofür genau braucht man jetzt dieses Instagram?

Ich weiß ja nicht, wie es euch so geht, aber meine Karriere als internetsüchtige, prokrastinierende Persönlichkeit hat damals mit der langersehnten Einladung ins SchülerVZ begonnen. Meine Lebenszeit verbrachte ich ab da mit der Erstellung und dem Beitreten von komplett sinnfreien Gruppen mit witzigen Namen. (Seien wir mal ehrlich, hat dich deine Mitgliedschaft bei „Art Attack – Ich hatte nie weißen Bastelkleber“ in irgendeiner Form weitergebracht?) Das war so gefühlt im Jahre 2009. Dann hat sich im Laufe der Zeit Facebook in meinen Leben geschlichen. Mit viel mehr Inhalten, der Möglichkeit, tolle Kontakte zu knüpfen und immer up to date zu sein, hatte ich zumindest das befriedigende Gefühl, dass ich von meiner Mitgliedschaft in diesem Netzwerk wirklich profitierte.

Und dann, ja dann kam Instagram. Und ich blieb wirklich eine erstaunlich lange Zeit standhaft genug, mir die App für mein inzwischen existierendes Smartphone nicht herunterzuladen. Was zum größten Teil der Tatsache geschuldet war, dass ich den tiefergreifenden Sinn dieser Plattform nicht nachvollziehen konnte. („Super, da teilen irgendwelche fremden Menschen Bilder von ihrem Abendessen mit mir. Kann ich gut drauf verzichten.“)

Der Tag, an dem ich die Streberszene entdeckt habe – und unbedingt dazu gehören wollte

Aber dann passierte etwas, das mein Handy-Nutzungsverhalten für die kommenden Monate und und vermutlich auch Jahre stark verändern sollte. Die Rede ist vom Sommersemester 2016 und der Prüfungsvorbereitung für einen Leistungsnachweis im Modul „Kultur, Ästhetik und Medien“. Ein Fach, dessen Existenzberechtigung mir zu diesem Zeitpunkt genauso schleierhaft vorkam, wie die von Instagram. Wer kennt das nicht? Man sollte eigentlich lernen und fängt an Dinge zu tun, die man in einem Zustand geistiger Klarheit niemals in Erwägung ziehen würde. Doch ich habs gemacht. Und kreativ wie ich bin, hab ich erstmal mit Hashtags wie #prüfung, ‚#lernen, #workworkwork oder #painistemporaryprideisforever nach Leidensgenossen gesucht.

Spoiler: Ich wurde natürlich fündig. Und das nicht zu knapp. An diesem Tag eröffnete sich für mich eine neue Welt: Ein unendlich großer Haufen von Menschen, die tagtäglich ihre Lernunterlagen posten und über ihr Leben als Student berichten. Und egal, wie komisch sich das jetzt anhören mag: Ich fand diese Community verdammt geil. Ich war und bin immer noch eine Streberin. Und ich hatte meine Szene gefunden.

Die Entstehung meines eigenen Studyblogs

Und plötzlich hatte auch ich das Bedürfnis, der ganzen Welt da draußen im Internet von meinem Studium zu erzählen. Das Erstellen eines Instagram-Accounts ist echt benutzerfreundlich, sodass ich schon wenige Minuten später mit der Frage konfrontiert war, wie ich meinen Blog denn nennen würde. Da ich Soziale Arbeit studiere, sollte der Name was mit meinem Fach zu tun haben. Nach kurzem Überlegen war ein Name gefunden und ich fing an, über meine momentane Prüfungsphase zu schreiben. Natürlich immer verbunden mit einem Foto, das im besten Fall meine wunderschönen handschriftlichen Zusammenfassungen in Kombination mit Duftkerzen eines schwedischen Möbelhauses und fabelhafter Beleuchtung abbildete.

Noch ein Spoiler: Die Bilder der meisten Studygrammer sind fast immer gestellt. Also zumindest die, die übertrieben perfekt aussehen, meine Bilder miteingeschlossen. Und wenn sie es nicht sind, merkt man das ziemlich schnell. Zum Beispiel an ungünstigen Lichtverhältnissen oder daran, dass die Lernunterlagen auf einem chaotischen Schreibtisch statt auf einem weißen Lammfell liegen. Und ja, manchmal poste ich Beiträge über meinen Lernerfolg, obwohl ich gerade erst angefangen oder kaum etwas gelernt habe. Aber in den meisten Fällen motiviert es mich beim Lernen, wenn ich mir davor vornehme, anschließend einen Beitrag zu verfassen. Also macht mein Blog für mich persönlich echt ziemlich viel Sinn. Da es für Instagram-Beiträge ein Limit von 150 Zeichen gibt, kann ich meine Posts auch mal bequem im Bus auf dem Weg nach Hause schreiben oder Beiträge von anderen Benutzern lesen.

Kontakte knüpfen in der Online-Kommune

Dann begann ich mich aktiv am Community-Leben zu beteiligen. Ich folgte vielen anderen Studybloggern, die entweder in einem ähnlichen Bereich wie ich studierten, oder eben die, die noch zur Schule gehen und sich für diesen Studienbereich interessierten. Auf der einen Seite, weil ich den Lebens- und Ausbildungsweg anderer Menschen ziemlich interessant finde, auf der andren Seite, um selbst an Bekanntheitsgrad zu gewinnen. Denn seien wir mal ehrlich: Ein Blog macht erst dann richtig Spaß, wenn auch jemand deine Beiträge liest und mit dir in Interaktion tritt.

Die Masse an Profilen mag vielleicht erst einmal unpersönlich wirken, doch man findet schnell andere User, die regelmäßig die eigenen Posts lesen und kommentieren. Man selbst wiederum macht das gleiche bei ihnen und so kommt man schnell auf ein persönliches Level. Nach kurzer Zeit wurde ich auch von Personen mit Direktnachrichten kontaktiert, die Fragen zum Studium der Sozialen Arbeit hatten. Ich fand und finde es immer noch super, dass man sich zum Beispiel bei Fragen wie diesen über Instagram und die Studyblogs direkt mit einander austauschen kann. Und so rückblickend gesehen, hätte ich in der Zeit meiner Studienentscheidung vielleicht auch gerne jemanden gehabt, der mir einen Einblick in sein Studium hätte geben können.

Und plötzlich war es ein Teil meines Alltags

Inzwischen führe ich meinen Studyblog schon seit über einem Jahr. Meine Posts sind für mich wie ein Tagebuch zu meinem Studium geworden. Ich schaue mir gerne alte Beiträge über vergangene Praktika an, denke an die Zeit zurück und führe mir vor Augen, was ich seitdem alles geschafft habe.

 

 

Über den Autor/die Autorin

Die Sozis-tudentin

Anfang 20, Studentin der Sozialen Arbeit, verliebt in ihren Studiengang und genervt von Vorurteilen.
Offen für ne Menge Dinge, trotzdem süchtig nach Routine im Leben.

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