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Produktion aller Diesel-Varianten vorerst gestoppt Porsche verbannt den Diesel aus dem Motorraum

Von Wilfried Eckl-Dorna
Im Dieselsumpf versunken: Porsche hat die Produktion des Macan S Diesel per 15. Februar 2018 eingestellt

Im Dieselsumpf versunken: Porsche hat die Produktion des Macan S Diesel per 15. Februar 2018 eingestellt

Foto: Porsche

Der Sportwagen-Hersteller Porsche wagt einen für deutsche Automarken sehr ungewöhnlichen Schritt: Die Zuffenhausener verabschieden sich - vorläufig - komplett vom Dieselmotor. Per 15. Februar endete die Produktion der Macan S-Dieselvariante, wie Porsche gegenüber manager-magazin.de bestätigte.

Das Aus für das letzte noch produzierte Porsche-Dieselmodell kam knapp vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig über mögliche Fahrverbote für Diesel in Städten. Die Limousine Panamera lässt sich in Europa seit wenigen Wochen nur noch als Benziner oder Plugin-Hybrid ordern.

Die Selbstzünder-Motorisierung für den großen SUV Cayenne stoppte Porsche bereits zum Start der dritten Generation im Frühjahr 2017.

Somit bietet Porsche  derzeit keine Diesel-Motorisierungen für seine sechs Baureihen an. Das heiße allerdings nicht, dass Porsche aus dem Diesel komplett aussteige, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage von manager-magazin.de. "Für den neuen Cayenne ist auch weiterhin eine Diesel-Variante in Planung. Der genaue Zeitpunkt der Markteinführung steht aber noch nicht fest", heißt es bei Porsche.

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Man merke bei den Kunden einen Kulturwandel und eine Nachfrageverschiebung Richtung Benziner und Hybridmodelle, begründet die Sportwagenmarke den vorläufigen Diesel-Ausstieg. Schon bisher habe der Selbstzünder bei Porsche traditionell eine untergeordnete Rolle gespielt. Weltweit werden laut Porsche nur 14 Prozent aller Porsche-Neuwagen mit Selbstzünder ausgeliefert. Dagegen ordern Panamera-Käufer in Europa bereits zu 60 Prozent den Plugin-Hybriden.

Porsche hat mit Audis Dieselmotoren zu kämpfen

Die Zahlen sollen zeigen, dass Porsche der vorübergehende Abschied vom Selbstzünder leicht fällt. Allerdings bot Porsche bisher nur in drei seiner insgesamt sechs Baureihen Diesel-Motoren an. Die Selbstzünder-Varianten waren in China und den USA erst gar nicht angeboten.

In Europa, dem wichtigsten Markt für Diesel-Pkw lag Porsches Diesel-Anteil bei Neuwagen im ersten Halbjahr 2017 noch bei 35 Prozent, heißt es bei Porsche, in Deutschland waren es 32 Prozent. Da im Jahr 2017 durchgehend nur der Panamera und der Macan in Diesel-Variante angeboten wurde, müssen deren Diesel-Anteil aber ziemlich hoch gewesen sein.

Porsche selbst entwickelt und baut keine Diesel-Motoren, sondern lässt sich diese von der Konzernschwester Audi liefern. Und genau da liegt das Problem - und wohl einer der Haupttreiber für Porsches schnellen Ausstieg bei den Selbstzündern. Denn die Audi-Motoren sorgten zuletzt bei Porsche für heftige Probleme.

So kündigten die Zuffenhausener Ende Januar einen neuerlichen Rückruf sämtlicher Macan-Diesel an. Die Wagen müssen wegen Unregelmäßigkeiten am Abgassystem erneut in die Werkstatt, um dort ein weiteres Software-Update zu erhalten. Das Kraftfahrt-Bundesamt KBA hat Berichten zufolge Hinweise auf eine illegale Abschalteinrichtung gefunden, durch die Stickoxid-Werte des Motors im Alltag deutlich schlechter ausfielen als auf dem Prüfstand.

KBA-Zustimmung für Software-Update fehlt noch

Bereits 2016 hatte Porsche am Macan eine "freiwillige Serviceaktion" durchgeführt und mit einem Software-Update eine umstrittene Abgasfunktion entfernt. Zurückrufen musste Porsche im vergangenen Sommer auch den großen SUV Cayenne mit V6-Dieselmotor - ebenfalls wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung. Im Herbst vergangenen Jahres schätzte Porsche die Schäden durch die Audi-Motoren auf 200 Millionen Euro.

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Für den neuerlichen Rückruf des Macan fehlt allerdings noch ein wichtiger Schritt: Bislang hat das KBA das von Porsche vorgeschlagene Software-Update noch nicht freigegeben. Man sei mit den Behörden dazu noch "in Abstimmung", heißt es bei Porsche. Der schnelle Produktionsstopp für den Macan S-Diesel hat wohl auch damit zu tun. Denn künftige Macan-Käufer müssen ihre neuen Fahrzeuge nun nicht mehr nach wenigen Wochen oder Monaten für ein Software-Update in die Werkstatt schicken.

Früheren Berichten zufolge drohte dem Macan-Diesel wegen der Abschalt-Einrichtungen sogar ein möglicher Zulassungsstopp durch das KBA. Diese Peinlichkeit verhindert Porsche mit seiner neuen Produktionsplanung nun auf die ganz sichere Art - indem die Zuffenhausener die Selbstzünder-Variante schlicht nicht mehr produzieren. Den Umstieg auf Elektroantriebe forciert Porsche-Chef Oliver Blume zudem deutlich: Schon 2023 will er den Elektroanteil bei Porsche auf 50 Prozent hochfahren.