„Übergriffe nicht verhindert“ :
FBI soll bei Ermittlungen gegen Sportarzt Nassar gezögert haben

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Larry Nassar vor Gericht
Bevor der Fall öffentlich wurde, soll das FBI schon über ein Jahr von den Missbrauchsvorwürfen gegen den amerikanischen Turnarzt gewusst haben. Angehörige erheben deswegen schwere Vorwürfe.

Das FBI soll laut einem Bericht der „New York Times“ schon über ein Jahr von den Missbrauchsvorwürfen gegen den Ex-Teamarzt des amerikanischen Turnverbandes, Larry Nassar, gewusst haben, bevor der Fall öffentlich wurde. In dem Beitrag vom Samstag werfen Angehörige der Opfer Nassars der zentralen Sicherheitsbehörde vor, zu zögerlich vorgegangen zu sein und so weitere Übergriffe nicht verhindert zu haben. In dem Zeitraum zwischen dem Beginn der Ermittlungen im Juli 2015 und dem Bekanntwerden der Vorwürfe im September 2016 sind laut Recherchen der Zeitung mindestens 40 Mädchen und Frauen von Nassar missbraucht worden.

In einer von der „New York Times“ zitierten Stellungnahme des FBI verurteilt die Behörde den Missbrauch von Kindern scharf. Zugleich teilt sie darin mit, dass die Ermittlungen „Zuständigkeiten überschritten“ hätten. Dies könnte laut dem Bericht das langsame Tempo der Untersuchung erklären.

Zahlreiche Turnerinnen hatten berichtet, von Nassar (54) sexuell missbraucht worden zu sein. Der frühere Teamarzt war zuletzt zu einer Haftstrafe von 175 Jahren verurteilt worden, von denen er mindestens 40 Jahre im Gefängnis verbüßen muss. Der komplette Vorstand des Turnverbandes erklärte daraufhin seinen Rücktritt. In dem Prozess in Michigan wurden 157 Frauen angehört. Derzeit steht Nassar zum dritten Mal vor Gericht. In einem ersten Verfahren war er wegen Besitzes von Kinderpornografie zu 60 Jahren Haft verurteilt worden.

Unterdessen hat sich das Internationale Olympische Komitee (IOC)  „zutiefst schockiert und betrübt“ über den Fall gezeigt. Die IOC-Exekutive „brachte ihre moralische Unterstützung für die Opfer zum Ausdruck und zeigte sich erfreut über den Mut der Opfer, die in den Anhörungen berichteten“, hieß es in einer Erklärung vom Sonntag. Die Einrichtung eines Fonds des Nationalen Olympischen Komitees der Vereinigten Staaten zur Beratung und Behandlung der betroffenen Turnerinnen wurde begrüßt.

Das IOC nehme die laufenden unabhängigen Untersuchungen zur Kenntnis und hoffe, dass dadurch die Verantwortlichkeiten für den Skandal geklärt werden. Alle Teilnehmer der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang ermutigte das Komitee, sich mit diesbezügliche Bedenken an die Sicherheits-Verantwortlichen des IOC zu wenden.