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Exklusiv Finanz-Start-up Lendstar gelingt doch noch ein Verkauf

Doch noch ein Deal: Lendstar-Gründer Christopher Kampshoff (rechts) und Marc Ehler, Europachef von Epay
Doch noch ein Deal: Lendstar-Gründer Christopher Kampshoff (rechts) und Marc Ehler, Europachef von Epay
In der „Höhle der Löwen“ gelang dem Payment-Start-up Lendstar 2015 der bis dato größte Deal – 2018 rutschte es trotzdem in die Insolvenz. Nun übernimmt eine US-Firma die Technologie

„Ein schwerer Weg“ – so überschrieb Christopher Kampshoff Ende August den Blogpost , in dem er den Insolvenzantrag seines Start-ups Lendstar verkünden musste. Die Payment-Lösung, aus der einmal ein „soziales Finanznetzwerk“ werden sollte, hatte in der Spitze 150.000 Downloads, große Kooperationspartner wie Amazon und Zalando sowie insgesamt 3 Mio. Euro Funding von Investoren – doch Kampshoff gelang es nicht, das Start-up nachhaltig profitabel aufzustellen.

Nun gelingt dem Münchner Fintech wenigstens noch ein Verkauf: Der US-Zahlungsanbieter epay (offizielle Schreibweise) übernimmt die Assets der Firma und will die Plattform weiter betreiben. Das berichtet das Magazin „Die Höhle der Löwen“ (2. Ausgabe, erscheint am 13. November). Den Kaufpreis kommunizieren die Beteiligten nicht, es soll aber mehrere Bieter für die Lendstar-Technologie gegeben haben. Ob mit der erzielten Übernahmesumme nachrangige Geldgeber wie die Crowd-Investoren der Plattform Seedmatch noch etwas erwarten können, ist unklar. Auf Seedmatch hatte Lendstar 2013 180.000 Euro eingesammelt. Zu den weiteren Investoren des Start-ups gehörten Dieter von Holtzbrinck Ventures sowie der Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer, der nach dem „Löwen“-Auftritt von Lendstar 2015 250.000 Euro investierte – die bis dato größte Summe in der Sendung.

Die epay-Mutter Euronet ist in Deutschland vor allem mit seinen Geldautomaten präsent – epay ist zudem ein wichtiger Spieler im Markt für Gutscheinkarten, die Verbraucher von den Supermarktkassen kennen und die für Zalando, iTunes und ähnliche Shops angeboten werden.

Mobile-Payment kommt erst jetzt langsam an. Wir haben die Entwicklung des Marktes zu optimistisch eingeschätzt
Christopher Kampshoff

Lendstar hatte in der Vergangenheit bereits mit epay kooperiert und in seiner App Gutscheine und Prepaid-Guthaben der Firma angeboten. Epay will nun sein Produktportfolio mit der Zahlungsplattform von Lendstar anreichern. „Lendstar ist Pionier im Bereich Mobile-Payment und sehr innovativ“, lobt Marc Ehler, Europachef von epay. Gründer Christopher Kampshoff wird zu epay wechseln. Der Rest des zuletzt achtköpfigen Lendstar-Teams sei bereits in neuen Jobs untergebracht, so Kampshoff. In der Spitze hatte das Start-up etwa ein Dutzend Mitarbeiter.

2013 gegründet, war Lendstar Teil einer Welle im Fintech-Markt, in die sogenannten P2P-Zahlungsdienste wurden große Hoffnungen gesetzt. In den USA waren Venmo und Paypal die Vorbilder, in Deutschland versuchten sich neben Lendstar Anbieter wie Cringle, Payfriendz, Avuba und Cookies. Doch die deutschen Nachahmer mussten allesamt aufgeben – zuletzt fast zeitgleich mit Lendstar auch Cringle.

„Wir waren sicherlich zu früh“, sagt Kampshoff. „Mobile-Payment kommt erst jetzt langsam an. Wir haben die Entwicklung des Marktes zu optimistisch eingeschätzt.“ Der Gründer glaubt, dass er den Markt auch hätte erziehen können, wenn er massiv in Marketing investiert hätte. „Du brauchst irgendwann die finanzielle Power, damit du den Markt, den du siehst, auch bereiten kannst.“ Doch über die Jahre habe Lendstar „im Schnitt nicht mal 1000 Euro monatlich für Marketing investieren können“, so Kampshoff. „Darum haben wir den Fokus mehr auf das Produkt gelegt und die App besser gemacht. Dass uns das gelungen ist, sieht man daran, dass wir durchaus häufiger kopiert wurden.“

Schließlich versuchte der Gründer, als letzten Ausweg einen Verkauf an eine Bank in die Wege zu leiten – keine Chance. Ende August musste Kampshoff die Fahrt nach Weilheim in Oberbayern zum zuständigen Amtsgericht antreten. Auf Linkedin schrieb er tags darauf: „Fünfeinhalb Jahre harte Arbeit enden gerade auf die Weise, die ich immer verhindern wollte. Leider hat das nicht geklappt und ich habe gestern schweren Herzens Insolvenz für ‚mein Baby’ angemeldet.“

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