Kleiderordnung für Frauen? :
Der letzte Schrei

Lesezeit: 3 Min.
Zeichen setzen: Rosa Clemente, Natalie Portman, Michelle Williams, America Ferrera, Jessica Chastain, Amy Poehler, Meryl Streep, Ai-jen Poo und Saru Jayaraman (von links) bei den Golden Globes.
Bei den Golden Globes setzten Frauen für die „Me Too“-Bewegung ein Zeichen des Protests und erschienen in Schwarz. Eine Schauspielerin fordert nun eine neue Kleiderordnung für die Berlinale. Was bringt das?

Es gab einmal eine Zeit, in der jeder Schritt Richtung Emanzipation der Frau mit textiler Befreiung verwoben schien. Erst schälte sich die Dame aus dem Korsett, in das sie das 19. Jahrhundert eingepanzert hatte, und marschierte, das Wahlrecht fordernd, auf die Straßen. Kaum konnte sie freier atmen und sackte entgegen der Annahmen der Mediziner, die warnten, der weibliche Körper könne sich ohne Stütze kaum aufrecht halten, nicht kraftlos in sich zusammen, fiel eine Hülle nach der anderen: Frau wagte es, Handgelenk zu zeigen, Arm und Dekolleté, entblößte ihre Knöchel, ihre Knie, demonstrierte Frauenpower im Bikini oder Minirock und verbrannte BHs. Am Ende der Geschichte angekommen, dachte man, kann die befreite Frau ihren befreiten Körper auf der öffentlichen Bühne inszenieren, wie es ihr gefällt, weil sie die Macht errungen hat, sichtbar zu sein – und gleichzeitig unverfügbar.

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