Kleiderordnung für Frauen? : Der letzte Schrei
Es gab einmal eine Zeit, in der jeder Schritt Richtung Emanzipation der Frau mit textiler Befreiung verwoben schien. Erst schälte sich die Dame aus dem Korsett, in das sie das 19. Jahrhundert eingepanzert hatte, und marschierte, das Wahlrecht fordernd, auf die Straßen. Kaum konnte sie freier atmen und sackte entgegen der Annahmen der Mediziner, die warnten, der weibliche Körper könne sich ohne Stütze kaum aufrecht halten, nicht kraftlos in sich zusammen, fiel eine Hülle nach der anderen: Frau wagte es, Handgelenk zu zeigen, Arm und Dekolleté, entblößte ihre Knöchel, ihre Knie, demonstrierte Frauenpower im Bikini oder Minirock und verbrannte BHs. Am Ende der Geschichte angekommen, dachte man, kann die befreite Frau ihren befreiten Körper auf der öffentlichen Bühne inszenieren, wie es ihr gefällt, weil sie die Macht errungen hat, sichtbar zu sein – und gleichzeitig unverfügbar.