
Intime Helfer. Zyklus-Apps sollen die Periode dokumentieren und die fruchtbaren Tage bestimmen. © Westend61 / Vasily Pindyurin
Das kann riskant sein: Auf eine Zyklus-App zu setzen, um nicht schwanger zu werden. In unserem Test versagen viele. Nur 5 von 21 sind zuverlässig.
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Testergebnisse für 21 Zyklus-AppsEin paar Kreuzchen im Kalender: Monat für Monat markieren sich viele Frauen die Tage, an denen sie ihre Regelblutung haben. Statt zu Zettel und Stift greifen immer mehr zu Smartphone und App. Sie setzen ihre Kreuzchen in digitale Regelkalender und Eisprungrechner, einige geben zudem Tag für Tag ihre Körpertemperatur ein. Die Programme dokumentieren dann den aktuellen Zyklus, treffen oft auch Vorhersagen zu künftigen Monatsblutungen und fruchtbaren Tagen.
Manche Frauen nutzen eine solche Perioden-App zur Verhütung, wollen etwa auf die Pille verzichten. Andere möchten umgekehrt ihre Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen. Aber: Viele der digitalen Helfer sind unzuverlässig, zeigt die Untersuchung der Stiftung Warentest von 21 Zyklus-Apps. Keines der Programme ist gut. Nur fünf sind mit gewissen Einschränkungen zu empfehlen. Fünf weitere sind ausreichend, elf sogar mangelhaft. Erfreulich: Unter den eingeschränkt empfehlenswerten Apps findet sich auch eine kostenlose.
Warum sich der Zyklus-App-Test für Sie lohnt
Testergebnisse
Unsere Tabelle zeigt Qualitätsurteile der Stiftung Warentest für 21 Zyklus-Apps – 12 für das Betriebssystem Android und 9 für Apple iOS –, darunter beispielsweise Flo, Ovy und Menstruations-Kalender. Viele geprüfte Apps arbeiten nach der Kalendermethode, einige nach der symptothermalen Methode. Die Preise reichen von 0 Euro bis 80 Euro im Jahr, unsere Bewertungen von Befriedigend bis Mangelhaft.
Die beste Zyklus-App für Sie
Fünf Zyklus-Apps – darunter die drei Testsieger – sind befriedigend, also mit gewissen Einschränkungen zu empfehlen. Eine ist in der Basisversion, die alle wichtigen Inhalte bietet, kostenfrei, aber nur für Android verfügbar. Die Testergebnisse lassen sich nach verschiedenen Aspekten filtern, etwa nach dem Betriebssystem oder der Methode, die den Auswertungen der App zugrunde liegt.
Hintergrund
Bewertet haben wir bei den Apps unter anderem das Mess- und Prognosekonzept, wie praktisch sie sich nutzen lassen und wie gut persönliche Daten geschützt sind. Im Artikel erfahren Sie, was bei der Anwendung zu beachten ist – und warum es sich für Frauen und Paare lohnen kann, den Zyklus mit Regelblutung, Eisprung und fruchtbaren Tage via App zu verfolgen.
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Testergebnisse für 21 Zyklus-AppsTeils falsche Voraussagen zu Eisprung und Periode
Viele Apps im Test bestimmen künftige Perioden und fruchtbare Tage nach der Kalendermethode. Etwa so, als hätten sämtliche Frauen pünktlich alle 28 Tage ihre Monatsblutung und genau dazwischen, an Tag 14, ihren Eisprung. Das ist höchst unzuverlässig – genau wie Vorausberechnungen aus Mittelwerten vergangener Zyklen.
Hingegen arbeiten die besten Zyklus-Apps in unserem Test nach einer soliden Methode. Dazu messen Frauen täglich morgens vor dem Aufstehen ihre Körpertemperatur, da diese rund um den Eisprung leicht ansteigt. Zusätzlich beobachten sie ihren Zervixschleim, der im Gebärmutterhals entsteht und sich im Laufe des Zyklus verändert. Zusammen können diese Parameter zuverlässig die fruchtbaren Tage bestimmen (mehr siehe Interview).
Tipp: Schon vor dem Freischalten können Sie Inhalte aus der Tabelle sehen – beispielsweise alle getesteten Zyklus-Apps mit Namen und Preisen.
Einige Schwächen beim Datenschutz
Und wie gut sind persönliche Daten geschützt? Da zeigten manche Apps im Test Schwächen – erlaubten zum Beispiel einfache Passwörter. Und manche Anbieter gaben sich schmallippig, als wir uns als Nutzerinnen ausgaben und wissen wollten, welche persönlichen Daten wie lange gespeichert werden. Teils bekamen wir gar keine Auskunft – obwohl die Datenschutzgrundverordnung Anbieter dazu verpflichtet. Bei dieser Teilprüfung arbeiteten wir mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband vzbv zusammen.
Tipp: Bei einigen Apps, darunter den Testsiegern, können Sie Angaben zu zyklusabhängigen Beschwerden wie Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen machen – etwa um diese für sich selbst oder das Gespräch mit der Gynäkologin zu dokumentieren. Auch Auswertungen von zurückliegenden Zyklen sind oft möglich. Das schätzen viele Frauen, die ihren Zyklus tracken, sprich überwachen wollen.
Warum Frauen Zyklus-Apps nutzen
Parallel zu unserem Test hat der Verbraucherzentrale Bundesverband eine Umfrage zur Nutzung von Zyklus-Apps durchgeführt. Daran nahmen 1 387 Internetnutzerinnen zwischen 18 und 55 Jahren teil. Knapp 40 Prozent von ihnen gaben an, eine Zyklus-App zu verwenden. Viele der befragten Frauen verwenden die Apps, um allgemeine Informationen zu ihrem Zyklus zu erhalten und ihren Körper besser kennenzulernen. Manche nutzen die Apps aus gesundheitlichen Gründen, zur Verhütung oder um schwanger zu werden. Detaillierte Umfrage-Ergebnisse stehen auf der Website des vzbv.
So haben wir die Zyklus-Apps getestet
Das zugrunde liegende Mess- und Prognosekonzept der Apps ist das Herzstück im Test. Für unseren Zyklus-App-Test bewertete ein Team von medizinischen Fachleuten dieses Konzept, App für App. Dazu wurden aus Studien bekannte Zyklusdaten von Frauen in die jeweilige App eingetragen. Auf diese Weise ließen sich die bekannten fruchtbaren Tage mit der Bestimmung der App vergleichen. Außerdem prüften wir weitere wichtige Kriterien: Wie hoch ist die Qualität der vermittelten Informationen? Wie gut lassen sich die Programme im Alltag nutzen? Sind die persönlichen Daten ausreichend geschützt? Auch relevant: Ob Studien den Nutzen der App sowie der zugrunde liegenden Methode belegen.
Tipp: Unsere Bewertungen zu Pille und Co finden Sie im Special Verhütungsmethoden.
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Testergebnisse für 21 Zyklus-Apps-
- Schattig, schief und langweilig: So sieht manches Smartphone-Foto aus. Bildbearbeitungs-Apps helfen. Eine ist im Test deutlich besser als die ab Werk vorinstallierten.
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- Mit unserem Festgeld-Vergleich mit 1 088 Angeboten finden Sie die besten sicheren Zins-Offerten.
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- Die großen Augenoptiker-Ketten haben viele Schwächen, vor allem beim Anpassen von Fassungen, zeigt unsere Untersuchung.
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Hallo, bin schon älter und aus dem Verhütungsthema draussen.
Habe ein paar Jahre mit der Temperaturmethode verhütet (als es nicht so schlimm gewesen wäre, doch schwanger zu werden).
Mein Gefühl war, am meisten war ich sexuell ansprechbar, wenn es um die fruchtbaren Tage war.
Das verlagert das Problem grundsätzlich.
Die Natur ist ja nicht doof? - doch nicht so einfach auszutricksen, wenn es uns nicht in das Konzept passt?
Für einen weiteren Artikel zum Thema, wäre diesbezüglich eine Übersichtsbefragung der Anwenderinnen interessant.
Ich habe ja irgendwie gehofft, dass sich Stiftung Warentest mal für unabhängige Tester entscheidet. Genau wie Frau Dr. Frank-Herrmann in der Vergangenheit ist auch die aktuelle Gutachterin Frau Dr. Wallwiener mit Sicherheit hoch kompetent aber durch ihr Engagement bei Sensiplan befangen. Sensiplan hat ein hohes Interesse daran, dass jegliche Digitalisierung der Natürlichen Familienplanung durch Apps nicht stattfindet, da ansonsten das eigene Geschäftsmodell (Stift und Papier) keine Zukunft hat.
@Wertoga: Gerne nehmen wir Ihren Testwunsch auf und leiten ihn an die zuständige Fachabteilung weiter. Allerdings ist unser Test- und Terminplan bereits jetzt bis an die Grenze der Kapazitäten gefüllt, so dass die Chancen für eine Realisierung zusätzlicher Projekte zumindest kurzfristig eher schlecht stehen. Eine grundsätzliche Problematik der Testarbeit ist, dass einer großen Vielzahl von Testwünschen und Themenanregungen zu vielen verschiedenen Produkten und Dienstleistungen leider nur begrenzte Ressourcen unsererseits gegenüberstehen. Natürlich würden wir gerne jeden interessanten Vorschlag umsetzen, leider ist uns dies aber nicht in allen Fällen möglich. Wir können hierfür nur um Ihr Verständnis bitten. Momentan lässt sich leider nicht übersehen, ob und wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird. Ihren Wunsch haben wir aber in jedem Fall registriert.
Es wäre wunderbar, wenn wieder ein neuer Test erscheinen würde. Frauen stehen in unserer Gesellschaft einfach immer hinten an.
@Leon83: Gerne leiten wir Ihre Anregung an die zuständige Fachabteilung zur Kenntnisnahme weiter. Momentan lässt sich aber leider nicht übersehen, ob und wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird. Ihren Hinweis haben wir aber in jedem Fall registriert.